Die Kosten müssen runter. Die Krankenkassen sollen auf eine Ausgaben-Diät gesetzt werden. Nur so würden sich die drohenden Erhöhungen der Beiträge noch abwenden lassen. Bisher steht bei den Kassen trotz einer vorgesehener Finanzspritzen aus dem Bundeshaushalt für 2026 noch eine Lücke von zwei Milliarden Euro.
Wie unter anderem die Deutsche Presse-Agentur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf ein Entwurfspapier schreiben, sollen laut Bundesgesundheitsministerium Ausgabenanstiege bei der Vergütung der Krankenhäuser und den Verwaltungskosten der Krankenkassen begrenzt werden. Zuzahlungen sollen darum massiv erhöht werden.
Kosten der Krankenkassen steigen – höhere Zuzahlungen sollen helfen
Erst vor wenigen Tagen zeigte eine Studie von Deloitte, wie sich die Kosten bei den Krankenkassen entwickeln könnten, wenn nicht schnelle, aber auch langfristige Lösungen gefunden werden.
Die Verluste der Kassen werden explodieren – die Zahlen sind durchaus dramatisch. Schon im Jahr 2026 ist mit einem Anstieg der Beiträge auf 2,9 Prozent zu rechnen. Die Defizite bei den Einnahmen können in Zukunft bis zu 400 Milliarden Euro erreichen.
In einem ersten Schritt hatte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken jetzt erneut von höheren Zuzahlungen der Versicherten gesprochen. Unter anderem bei Medikamenten sollen die Menschen mehr aus der eigenen Tasche bezahlen. Laut Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) war von einer Steigerung der Zuzahlung pauschal um 50 Prozent die Rede.
Zuzahlungen zur Leistung der Kasse: Was bedeutet das für Versicherte?
Die teuren Folgen sind für Versicherte laut Bericht sehr vielfältig:
- Bei Medikamenten künftig 15 statt bisher 10 Prozent des Arzneimittelpreises zuzahlen.
- Mindestanteil würde von 5 auf 7,50 Euro steigen.
- Der Maximalbetrag ginge von 10 auf 15 Euro.
- Für eine Krankenhausbehandlung müsste pro Tag eine Zuzahlung von 15 statt 10 Euro gezahlt werden.
Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen GKV hat zuletzt wieder warnend auf die Entwicklungen geschaut. Laut GKV-Chef Oliver Blatt seien die Ausgaben in diesem Jahr enorm gestiegen. Sie sind demnach "weit schneller als die Einnahmen nach oben gegangen". Aus Sicht der GKV müsste man die "die Ausgaben an die Einnahmen koppeln" und dann müsste man nichts kürzen. Eine Kosten-Notbremsung könnte helfen.
Kritik an Erhöhung der Zuzahlung
Wenig Begeisterung machte sich nach dem Warken-Vorschlag bei SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf breit. Gegenüber dem Spiegel erklärt er, dass die arbeitende Mitte "Entlastung und Verlässlichkeit" brauche. Klüssendorf: "Stattdessen wächst jetzt die Sorge, im Krankheitsfall künftig stärker belastet zu werden. Das darf nicht passieren."
Aus seiner Sicht müsse man sich bei Entscheidungen im Gesundheitswesen "an der Lebensrealität der Mehrheit in diesem Land orientieren".
Klüssendorf: "Am Ende muss aber ein solidarisches und gerechtes Paket stehen, zu dem alle ihren Beitrag leisten, besonders auch diejenigen, die sehr viel haben."
Sparkurs für Kassen bei der Verwaltung
Auch bei der Verwaltung sieht Gesundheitsministerin Warken die Chance Geld zu sparen. Laut unterschiedlicher Berichte sollen 100 Millionen Euro an Verwaltungskosten der Kassen gespart werden.
Dabei ginge es unter anderem um Sachausgaben. Außerdem könnte eine verringerte Einzahlung aus Kassenmitteln in einen Innovationsfonds für die Versorgungsforschung weitere 100 Millionen Euro sparen.
Streichliste der Leistungen der Kassen sorgt für Diskussionen
Eine Streichliste der Leistungen für Krankenkassen hatte vor wenigen Tagen der CDU-Wirtschaftsrat ganz offensiv veröffentlicht. Die klare Aussage dazu: "Verschiedene Leistungen lassen sich gut privat absichern oder selbst tragen und sollten nicht länger im Umlageverfahren den Beitragszahlern zur Last fallen."
Beim Sozialverband VdK hat man darauf auf Nachfrage von inFranken.de mit sehr viel Unverständnis reagiert.
VdK-Präsidentin Verena Bentele: "Ich bin gespannt, wann endlich in den Köpfen ankommt, dass wir mit Leistungskürzungen nicht weiterkommen. Solche Forderungen mögen Aufmerksamkeit bringen, lösen aber keine zentralen Probleme."
Weitere Forderungen zur Lösung der Krankenkassen-Krise
Ein viel genannter Begriff in Bezug auf einer Lösung in der Krise der Krankenkassen war zuletzt immer wieder "Eigenverantwortung". Und auch von Bundeskanzler Friedrich Merz gab es bereits Aussagen, die einen harten Plan für Krankenkassen vermuten lassen. Dieser würde die Versicherten voll treffen. Bei seinem kürzlich gegebenen Interview in der ARD-Sendung "Caren Miosga" hat Merz die Forderung nach "Eigenverantwortung" erneut bekräftigt.
Ein ganz anderer und viel diskutierter Ansatz kommt derweil von den gesundheitspolitischen Sprechern der Unions- sowie der SPD-Bundestagsfraktion, Simone Borchardt und Christos Pantazis.
Borchardt: "Eine risikogerechte Besteuerung von Tabakprodukten ist überfällig." Man müsse in ihren Augen "das Verursacherprinzip stärker in den Mittelpunkt rücken". Können Krankenkassen durch neue Tabaksteuer mehr Geld bekommen?