Die Sparkassen und Banken drehen an der Konto-Gebührenschraube. Die Sparkasse München schockte ihre Kunden mit einem neuen, verwegenen Kontomodell. Selbst Bargeld abheben an einem der eigenen Automaten oder am Schalter wäre danach zu bezahlen. Die "Gebührenwelt" hat sich gewaltig gedreht: Die meisten Banken verlangen Geld für das Girokonto. Aber es gibt noch elf Banken, bei denen es noch kein Geld kostet. Das hat das Online-Vergleichsportal CHECK24 ermittelt. Wir stellen die Kreditinstitute vor.

Überdreht: Die Gebührenschraube der Stadtsparkasse München

Neues Gebührenmodell Stadtsparkasse München

Mitte Juli ließ die Stadtsparkasse München die Bombe platzen: Das Kreditinstitut plant ein neues Gebührenmodell für private Girokonten. Die Stadtsparkasse ist nicht irgendwer, der da an der Gebührenschraube drehen wollte, sondern die größte Sparkasse Bayerns und viertgrößte in Deutschland. Und das war geplant: Wie bisher schon soll es vier Kontomodelle geben. "München Giro": 2,95 Euro pro Monat, "Kompakt": 4,95 Euro pro Monat, "Extra" 9,95 Euro pro Monat und "Premium": 11,95 Euro pro Monat. Je höher die Grundgebühr, desto größer die Zahl der Freibuchungen. Soweit so gut und bekannt.

Auszüge und Automatenabhebung gehen extra

Besonders bitter stieß bei der Sparkassenkundschaft in München eine der geplanten Änderung auf: Für Bargeldabheben an den sparkasseneigenen Geldautomaten sollten sie nach einer ersten kostenlosen Geldziehung im Monat für jede weitere Abhebung 0,50 Euro zahlen. Bislang machte die Sparkasse damit Werbung, dass eine "kostenlose Bargeldauszahlungen an Sparkassen-Geldautomaten" möglich ist.

Die Reaktion auf die Automatengebühr ließ nicht lange auf sich warten: Die Verbraucherzentrale Bayern kritisiert die Münchner Stadtsparkasse wegen der angekündigten Preiserhöhungen. Der Verbraucherverband riet den Kund*innen, bei einem anderen Geldinstitut ein neues Konto zu eröffnen. Starker Tobak. "Ein Bankwechsel ist nicht schwer und kann sich jetzt umso schneller auszahlen", erklärte Sascha Straub, Referatsleiter Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa. Künftig zahlen Kund*innen bei der Stadtsparkasse nicht mehr nur dafür, dass sie ein Konto haben, sondern auch dafür, dass sie es benutzen. Sich all das extra bezahlen zu lassen, "ist nicht mehr mit dem Bild eines regionalen Kreditinstitutes mit öffentlichem Auftrag in Einklang zu bringen", so Straub.

Banken wollen bundesweit die Gebühren erhöhen

Inzwischen korrigierte die Sparkasse in München in letzter Minute ihr geplantes Gebührenmodell. "Wir haben die öffentliche Diskussion verfolgt und verstanden, dass die neuen Kontomodelle in der Öffentlichkeit Fragen aufgeworfen haben", erklärte Vorstandschef Ralf Fleischer gegenüber der dpa. Deshalb habe die Sparkasse nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister, Dieter Reiter, sich dazu entschlossen, Geldabheben am Automaten weiterhin kostenlos zu belassen. Um gerade ältere Menschen besser zu stellen, die die Abhebung von Bargeld am Schalter bevorzugen, ist die kostenlose Abhebung von zwei auf viermal im Monat angehoben.

Verbraucherverbände contra Sparkassen

Der aktuelle Münchner Fall ist Teil einer größeren und überregionalen Auseinandersetzung zwischen Verbraucherschützern und Sparkassen, vermutet die Online-Seite derwesten.de. Beteiligt am Konflikt sind die Verbraucherzentralen Bayern, Brandenburg und Hessen. Zusammen haben sie die Sparkassen ins Visier genommen und fordern dabei unter anderem die Aufrechterhaltung eines flächendeckenden Filial- und Automatennetzes. 

Elf Banken verzichten auf Kontoführungsgebühren

Im jüngsten Bankenbarometer 2022 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) wird prognostiziert, dass die Welle von Gebührenerhöhungen für Privatkunden nicht abebbt. München ist offenbar kein Einzelfall. 15 % der Institute haben in diesem Jahr bereits Gebühren für Girokonten erhöht, weitere 34 % planen dies. Überweisungen sind bereits bei 12 % der Banken teurer, bei 28 % steht dieser Schritt noch bevor. Die Gebühren für Abhebungen sind ebenfalls bei 12 % der Banken gestiegen, 21 % planen Gebührenerhöhungen für diese Dienstleistung. Angesichts dieser Kosten-Entwicklung fragen sich viele Bankkunden, ob und wie sie der Gebührenlawine entgehen können. Die Vergleichsportale CHECK24 und Verivox ermitteln regelmäßig die Banken, bei denen Kund*innen ihr Girokonto ohne Kontoführungsgebühren einrichten können. In der jüngsten Analyse kommt CHECK24 immerhin auf 11 Banken, bei denen das möglich ist.  

Kostenlose Girokonten

Vorteile von Girokonten ohne Kontoführungsgebühren

Die meisten Banken verlangen Gebühren für das Girokonto. Bei Direktbanken gibt es dagegen häufiger kostenlose Girokonten. Wechseln Verbraucher*innen aus einem kostenpflichtigen Girokonto in ein gebührenfreies, sparen sie durchschnittlich zwischen ca. 60 und 90 Euro pro Jahr. Hohe Kontoführungs- und Abhebegebühren sind also kein Muss. Aber Achtung: Fast alle von CHECK24 ermittelte Banken haben einschränkte Bedingungen für ihren preiswerten Service. Meistens sind es regelmäßige monatliche Geldeingänge in Höhe von 500 (norisbank) bis 3.000 Euro (Postbank).

  • C24 Smartkonto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 2,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 7,49 %
  • Vier Abhebungen pro Monat sind kostenlos. Die Verzinsung gilt für Girokontoguthaben bis 50.000 Euro sowohl für Neu- als auch Bestandskund*innen.
  • ING Girokonto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 9,99 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 700 Euro im Kalendermonat vorliegt oder Girokontoinhaber*innen unter 28 Jahre alt sind, sonst kostet das Girokonto ab dem dritten Monat nach Kontoeröffnung 4,90 Euro pro Monat.
  • HypoVereinsbank Plus-Konto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 6.000 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 3,53 %*
  • In den ersten zwei Jahren für Neukund*innen kostenlos: danach liegt die Kontogebühr zwischen 0 Euro und 9,90 Euro. *Variabler Sollzinssatz; Konditionen gelten ab dem auf die Kontoeröffnung folgenden Quartal für Neukund*innen bei Teilnahme am HVB Vorteilsprogramm valyou in Verbindung mit dem Goldstatus und bei Nutzung als Gehaltskonto; regulärer Zins: 14,12 %.
  • DKB Girokonto 
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 9,29 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 700 Euro im Kalendermonat vorliegt oder Girokontoinhaber*innen unter 28 Jahre alt sind, sonst kostet das Girokonto ab dem dritten Monat nach Kontoeröffnung 4,50 Euro pro Monat.
  • norisbank Top-Girokonto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 12,60 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 500 Euro im Kalendermonat vorliegt oder Girokontoinhaber*innen unter 21 Jahre alt sind, sonst kostet das Girokonto ab dem zweiten Monat nach Kontoeröffnung 3,90 Euro pro Monat.

Quelle: CHECK24 Vergleichsportal; Stand: 20.7.2023.

CHECK24-Vergleich nennt Namen

Hohe Kontoführungs- und Abhebegebühren sind kein Muss. "Gebühren für Girokonten und Geldabheben müssen nicht sein", stellt Dr. Tim Koniarski, Geschäftsführer Girokonto bei CHECK24, fest. "Verbraucher*innen mit einem kostenpflichtigen Konto sollten prüfen, ob sie die gleichen Leistungen gebührenfrei bei einer anderen Bank erhalten. Neben der Kontoführung verlangen Banken teilweise hohe Gebühren für Kreditkarten, die Girocard oder für das Bargeldabheben." 

  • 1822direkt Girokonto Klassik
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 23.164 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 9,44 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 700 Euro im Kalendermonat vorliegt.
  • Consorsbank Girokonto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 11,25 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 700 Euro im Kalendermonat vorliegt oder Girokontoinhaber*innen unter 28 Jahre alt sind.
  • Western Union Standard WI+Konto
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Kein Dispokredit 
  • 1822direkt - 1822MOBILE
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 23.164 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 9,44 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, bei monatlichem Geldeingang ohne Mindesthöhe, sonst 1,90 Euro.
  • DegussaBank - GiroDigital Plus
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 57.763 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 12,57 %
  • Dieses Girokonto ist gebührenfrei bei einem monatlichen Geldeingang von mind. 750 Euro oder als Verrechnungskonto für eine Depot-/ Geldanlage oder für Girokontoinhaber*innen unter 27 Jahren.
  • Postbank - Giro extra plus
  • Kostenlose Bargeldabhebung an 7.000 Automaten
  • Habenzinsen auf Girokontoguthaben (effektiv per Anno): 0,00 %
  • Dispozins (effektiv p. a.): 10,55 %
  • Das Girokonto ist kostenlos, wenn ein Geldeingang von mind. 3.000 Euro im Kalendermonat vorliegt.

Quelle: CHECK24 Vergleichsportal; Stand: 20.7.2023.

Fazit

Die Sparkassen und Banken drehen in diesem Jahr wieder an der Schraube für Kontogebühren. Das musst du aber nicht mitmachen. Die meisten Banken verlangen zwar Gebühren für das Girokonto. Aber es gibt Ausnahmen. Es sind mindestens elf Banken, bei denen es eine kostenlose Kontoführung, allerdings mit Bedingungen gibt. Wechseln Verbraucher*innen aus einem kostenpflichtigen Girokonto in ein gebührenfreies, sparen sie zwischen 60 und 90 Euro pro Jahr.