- Der Aktienmarkt in Deutschland
- Inflations- und Zinslage
- Aktien: Das musst du beachten
- Wichtige Variablen
- Fazit
Bereits im September 2022 wurde die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat auf +10,0 Prozent geschätzt. Unter anderem dürfte sich im September das Auslaufen des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets auf die Inflationsrate ausgewirkt haben. Möchtest du dein Vermögen schützen und der Inflation ein Stück weit entgegenwirken, könnten Aktien dabei helfen. Wir verraten dir, was du rund um das Thema wissen musst.
Aktien in Deutschland: Aktuelle Lage und Hinweise
Dem Deutschen Aktieninstitut zufolge waren 2021 knapp 12,1 Millionen Bürger*innen am Aktienmarkt engagiert. Somit hat jede*r Sechste in Aktien investiert. Über die Jahre hinweg ist die Anzahl jener, die auf dem Aktienmarkt aktiv sind, angestiegen. So waren es 2017 nur 10,06 Millionen. Heute investieren etwa 6,9 Millionen Menschen in aktienbasierte Fonds, 3,1 Millionen in Einzelaktien und 2 Millionen kombinieren die verschiedene Formen der Anlagemöglichkeiten. Mit einem Blick auf die Inflation könnte es sich lohnen, das Geld anzulegen, um der Geldentwertung entgegenzuwirken.
Die Europäische Zentralbank übernimmt seit 1998 die Aufgabe, die Preisstabilität im Euro-Raum zu gewährleisten. Auch sie hat auf die Inflationsrate von rund 10 Prozent im September reagiert: Seit dem 14. September 2022 liegt der Leitzins der EZB bei 1,25 Prozent. Damit soll der Inflationsrate möglichst entgegengewirkt werden. Wird der Leitzins angehoben, bedeutet dies, dass zwar einerseits das Wirtschaftswachstum, andererseits aber auch der Preisanstieg gehemmt wird. Dieser wichtige Schritt ist nicht zu unterschätzen, wenn es um die Steuerung der Inflation geht. Bis die Zinserhöhung wirken kann, dauert es in der Regel einige Monate.
Immer wieder wird behauptet, dass sich solche Zinserhöhungen stark negativ auf die Aktienmärkte auswirken. Pauschalisiert werden kann dieser Aspekt jedoch nicht: Feste und allgemeingültige Zusammenhänge zwischen der Zinsentwicklung und Aktienkursen gibt es nicht. So sind in der Vergangenheit die Aktienmärkte auch schon trotz steigender Zinsen auf breiter Front angestiegen. Als Beispiel kann hier der deutsche Aktienindex, der DAX, angeführt werden. Von einem kurzfristigen Auf und Ab an der Börse oder vermeintlichen Prognosen sollte man sich demzufolge nicht irritieren lassen. Grundsätzlich gilt sowohl bei Aktien als auch bei Aktienfonds, langfristig zu denken. Entscheidest du dich dafür, in eine Aktie zu investieren, solltest du dir bewusst machen, dass nicht nur rasante Anstiege, sondern auch zwischenzeitliche Verluste von bis zu 50 Prozent normal sind.
Kauf und Auswahl der Aktien
Grundsätzlich kann jede*r Aktieninvestor*in werden. Dies gelingt die beispielsweise über einen Online-Broker wie Trade Republic, Smartbroker, Scalable Capital oder Flatex. Alternativ kannst du auch über deine Bank ein Depot anlegen, beispielsweise bei der ING oder der DKB. Bei der Wahl der Aktien ist immer Vorsicht geboten. Das aktuelle Ziel ist es, ein Unternehmen zu finden, welches solide ist, robuste Geschäftsmodelle hat und vielleicht bereits eine starke Marke ist. Denn diese Unternehmen sind es, die die Preissteigerungen an die Kundschaft weitergeben können, ohne, dass die Nachfrage schwindet. Sie werden auch als krisensicher bezeichnet. Dabei solltest du immer individuell selektieren und nicht nach einem spezifischen Schema vorgehen; denn dieses gibt es bei Aktien nicht. Ein Anhaltspunkt könnte sein, dass Unternehmen aus dem Nahrungsmittel-, dem Elektrizitäts-, dem Medizinprodukt-, dem Pharmazie- und dem Telekommunikationssektor weniger stark von den konjunkturellen Schwankungen betroffen sind. Aber Achtung: Auch hier hat die Vergangenheit bereits gezeigt, dass es keine Sicherheiten gibt. Dies zeigt beispielsweise ein Blick auf die E.ON Aktie im Energiesektor, die stark abgesunken ist. Darüber hinaus ist es sinnvoll, nicht das ganze Vermögen auf eine oder wenige Aktien zu verteilen. Ein breites Aktienportfolio senkt das Verlustrisiko. Als Tipp: Eine breitere Risikostreuung kann dir beispielsweise über ETFs gelingen. Was genau das ist, haben wir hier für dich zusammengefasst.
Es gibt einige Orientierungspunkte, anhand derer du das Unternehmen beurteilen und auswählen kannst. So kannst du einerseits die Bilanz betrachten, andererseits den Cash-Flow eines Unternehmens, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und die Dividendenrendite. Anhand dieser Werte kannst du einen groben Überblick über das Unternehmen gewinnen und, unter Berücksichtigung des Konjunkturzyklus, das Potenzial einschätzen. Als Neueinsteiger*in solltest du dich im Voraus unbedingt über die wichtigsten Kennzahlen informieren. Die Verbraucherzentrale bietet überdies einen Renditerechner an. Mit diesem kannst du ausrechnen, wie sich das Verhältnis von Festgeld und Aktien auf die Rendite der Aktie auswirkt. Aktien, die als rezessionsresistent eingeschätzt werden, sind unter anderem Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Colgate Palmolive und Church & Dwight. Aber auch hier gilt: Du solltest dir stets eine eigene Meinung bilden.
Jede Aktie hat ein individuelles Chance-Risiko-Profil. Ein Vorteil der Aktien-Anlage ist sicherlich das hohe Maß an Flexibilität, welches du dadurch gewinnst. Dennoch solltest du immer bedenken, dass es eine Garantie dafür, dass du eine reale Rendite erzielst, nicht gibt. Die Möglichkeit besteht sicherlich, wenn du dir ein Portfolio mit Unternehmen erstellst, die langfristig sehr wahrscheinlich wieder Profit erzielen werden; aber Gewissheit gibt es nie. Aktuell musst du überdies bedenken, dass natürlich auch die Unternehmen von der Inflation betroffen sind. Oftmals werden die Margen eines Unternehmens durch die höheren Preise ihrer Güter oder Dienstleistungen geschmälert. Aktien bieten dir also eine Chance, aber keine Sicherheit.
Fazit
Findest du ein Unternehmen, welches deines Erachtens langfristig nur ein geringes Investitionsrisiko darstellt, kann es sich lohnen, in dieses zu investieren. Einen Anhaltspunkt können dir verschiedene Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, der Cash-Flow, die Dividendenrendite und die Eigenkapitalrendite geben. Als Erstanleger*in lohnt es sich, dich über die Zahlen zu informieren und dir so ein eigenes Bild zu machen.
Final gibt es bei keiner Investition eine Garantie dafür, dass du Profit erzielst und somit der Inflation entgegenwirken kannst. Es ist wichtig, dass du dir dessen immer bewusst bist und das Risiko für dich genau einkalkulierst. Gerade in Zeiten der hohen Inflation und der steigenden Zinsen sind Schwankungen jederzeit möglich; das Verlustrisiko ist damit aktuell höher als bei Niedrigzinsen.