Empfänger von Bürgergeld geraten häufig in die Diskussion, wenn es um Steuerhinterziehung oder angeblich unnötige Steuerausgaben geht. Sozialleistungsempfänger werden oft als finanziell belastend für den Staat gesehen, die die Kosten für andere erhöhen.

Aktuelle Aufmerksamkeit erhält das Thema durch Boris Palmer, der sowohl bei Markus Lanz als auch auf Facebook die Höhe der Bürgergeldauszahlungen kritisiert hat. Ein Bericht des Bundesrechnungshofs (BRH) zeigt jedoch, dass die Probleme mit fehlenden Steuern und Mitteln im Fiskus anderswo liegen. Der Bezug von Bürgergeld oder anderen Sozialleistungen in Deutschland wäre unbedeutend, würde man an anderer Stelle genauer hinschauen.

Unnötige Steuerausgaben und Verluste: Wo steckt das Geld wirklich?

Berichten zufolge leidet der Bundeshaushalt jährlich unter Steuerbetrug mit Verlusten in Milliardenhöhe. Der BRH fordert daher eine Reform der Steuerbetrugsbekämpfung. Neben Superreichen, die laut Berichterstattung von ZDF und MDR Steuerlücken geschickt nutzen, wird Schwarzarbeit als bedeutendes Problem genannt. Während der Bürgergeldmissbrauch einen Schaden von etwa 260 Millionen Euro verursacht, sollen durch "aggressive Steuergestaltung" von Superreichen und Schwarzarbeit im Allgemeinen Steuerhinterziehungen zwischen 75 und 125 Milliarden Euro stattfinden, so ein Bericht des Focus.

Der größte Anteil, etwa 100 Milliarden Euro, gehe laut BRH durch multinationale Unternehmen verloren, die mit Briefkastenfirmen und Steuerlücken arbeiten, die an der Grenze zur Hinterziehung liegen.

Bei Schwarzarbeit fällt auf, dass vor allem Gut- bis Besserverdienende mit einem Monatseinkommen ab 4000 Euro "schwarz" arbeiten. Unter Bürgergeldempfängern und Arbeitnehmern, die weniger als 1500 Euro monatlich verdienen, sinkt die Quote der Schwarzarbeit auf 3,1 Prozent. Kleine Gefälligkeiten zwischen Bekannten und Freunden zählen nicht zur Schwarzarbeit.

Steuerhinterziehung: Konsequenzen zu lasch? 

Die Gründe, warum so viel Geld am Fiskus vorbeigeht, sind fehlendes Personal in den Finanzämtern und veraltete IT-Finanz-Systeme. Zudem erscheinen die Strafen für Steuerhinterziehung recht milde: Wie das Bundesfinanzministerium für 2023 meldete, wurden rund 2,5 Milliarden Euro Steuern aus 34.600 Fällen der Hinterziehung nachgezahlt.

Was allerdings nur einen Bruchteil ausmacht. "Jeder der 34.600 Fälle hinterzog im Schnitt 72.000 Euro Steuern, wofür er 400 Euro Geldstrafe und 15 Tage Freiheitsstrafe bekam", erläutert der FOCUS in einem Bericht aus dem April 2025. Doch anstatt hier anzusetzen, will die Politik die Regelungen für den Erhalt von Sozialleistungen verschärfen. Teils ist sogar die Rede von der Abschaffung des Bürgergeldes.