- Heimat ist ein sehr positiver Wert
- Die begehrten Bundesländer sind Hamburg und Bayern
- Der ideale Arbeitgeber schlägt die Region
- Hohe Bezahlung ist entscheidend
Das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Jutta Rump fällt immer wieder durch seine interessanten personalwirtschaftlichen Studien auf. Zuletzt ging es um die Young Professionals und ihre Perspektiven in der angestammten Heimat und im Job. Das zentrale Ergebnis der Studie mit dem Namen "Attraktivität eines Standortes aus Sicht von Young Professionals": Eine gute Arbeit in der Heimat, das geht offenbar nicht immer.
Heimat ist ein sehr positiver Wert
So richtig wissen die Young Professionals (junge Erwachsene unter 35 Jahren) nicht, was sie wollen. Obwohl fast alle 899 Befragten Mobilität und Flexibilität beim Wohnort zeigen, gibt es eine Reihe von Gründen, die angestammte Heimat nicht zu verlassen. Heimatverbundenheit und der enge Familienbezug sind wichtige Werte, die man nicht so einfach aufgibt. Beide Faktoren tragen erheblich dazu bei, einen Wohnortwechsel nicht zu planen.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Bei den befragten Frauen steht vor allen Dingen der Familienbezug im Vordergrund. 87 Prozent der weiblichen Befragten führen dies als Grund an, einen Wohnort nicht zu verlassen. Im Vergleich nennen nur 62 Prozent der befragten Männer diesen Aspekt. Natürlich konkurriert die Heimat mit anderen Punkten, die bei der Entscheidung, bleibe ich in der Region oder ziehe ich weg, bedeutsam sind. Mit Abstand sind Treue zum Arbeitgeber, Partnerschaft, Wohn- und Lebenshaltungskosten (in anderen Regionen) sowie Mentalitätsunterschiede die wichtigsten Gründe, die zu Buche schlagen. Auch die berufliche Situation des Partners bzw. der Partnerin hat bei den befragten Frauen eine höhere Bedeutung im Vergleich zu den befragten Männern (Frauen: 25 Prozent, Männer: 17 Prozent).
Und das sind die harten Fakten: 44 Prozent der befragten Young Professionals können sich vorstellen, im ländlichen Raum zu leben. Eine Kleinstadt wird von 57 Prozent in Erwägung gezogen. Im Moment leben nur 33 Prozent in diesen Regionen. Ländliche Gebiete stehen offenbar hoch im Kurs. Viele leben aktuell in urbanen Zentren, können sich aber vorstellen, in Zukunft umzuziehen und ländlicher zu wohnen. 57 Prozent zeigen Interesse an einer mittelgroßen Stadt als Wohnort. Großstädte und Metropolen stehen dagegen nicht so hoch im Kurs. 42 Prozent der Befragten ziehen die Großstadt als Wohnort in Betracht. Lediglich 27 Prozent bevorzugen Metropolen wie München, Frankfurt am Main, Köln, Hamburg oder Berlin.
Die begehrten Bundesländer sind Hamburg und Bayern
Mit dem Blick auf die Bundesländer als Wohnort-Regionen zeigt sich, dass 78 Prozent der befragten Young Professionals eine Bereitschaft aufweisen, das angestammte Bundesland zu verlassen. Allerdings ist nicht jedes Bundesland gleichermaßen als Wohnort attraktiv.
Besonders beliebt und attraktiv sind Hamburg und Bayern. Knapp die Hälfte der Befragten würde hier gerne wohnen. Nach Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen würden nur etwa ein Drittel ziehen. Schleswig-Holstein bewegt sich mit 27 Prozent Zustimmung im Mittelfeld. Eine eher geringe Attraktivität mit um die 20 Prozent haben Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg, Thüringen, das Saarland und Sachsen-Anhalt. Es gibt offenbar ein West-Ost-Gefälle.
Die Attraktivität des Wohnortes zeichnet sich vor allem durch die Verkehrsinfrastruktur (das ist 82 Prozent der Befragten wichtig), die IT-Infrastruktur, Sicherheit, bezahlbaren Wohnraum, niedrige Lebenshaltungskosten, Bildungsangebote sowie die Nähe zur Natur aus. Dagegen scheinen Kulturangebote und die urbane Umgebungen keine große Rolle zu spielen.
Der ideale Arbeitgeber schlägt Region
47 Prozent der Befragten suchen aktiv oder passiv nach einem Job. Drei von vier der befragten Young Professionals suchen in der Nähe nach einem Job (nicht mehr als 100 km entfernt). Dies resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit aus ihrer Heimatverbundenheit und dem Wunsch, in der Nähe zur Familie zu bleiben. Ähnlich wie beim Wohnort gibt es beim Arbeitsort Präferenzen, wenn es um die Bundesländer geht. Es lässt sich hier ein ähnliches West-Ost-Gefälle feststellen.
Für den idealen Arbeitgeber würden die meisten jungen Leute (drei von vier) ihre Region verlassen, mobil sein und umziehen – trotz Heimatverbundenheit und Familienbezug. Der Gender-Fokus zeigt, dass Frauen im Umkreis ihres Wohnortes suchen und Männer in die Welt hinausziehen. Während 82 Prozent der Männer bereit sind, jobbedingt umzuziehen, sind es nur 70 Prozent der Frauen. Grundsätzlich zeigt sich bei beiden Geschlechtern, dass der ideale Arbeitgeber eine höhere Bedeutung als der Wohnort hat.
Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, spielt für 67 Prozent der Befragten eine wichtige Rolle. Werden die Befragungs-Ergebnisse zum Wohnort mit denen zum Arbeitsort kombiniert, zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr in die Heimatregion gegeben ist.
Hohe Bezahlung ist entscheidend
Die IBE-Studie nimmt gezielt die Vergütung in den Fokus. Beeinflusst ein*e Arbeitgeber*in mit der besten Bezahlung die Wahl des Arbeitsstandortes? Fast 70 Prozent der Befragten bewerten die Vergütung als das entscheidende Kriterium, wenn es um die Standortwahl geht. Dies ist eindeutig ein Standortnachteil für Ostdeutschland und ein Vorteil für Süddeutschland. Die Vergütung ist im Süden höher als im Osten.
Bei der Entscheidung zum Arbeitsort spielen aber noch andere Punkte eine Rolle. Die tägliche Anfahrt zur Arbeit sollte nicht zu lange dauern, geben 73 Prozent der Befragten an. Und dann ist da noch ein vielleicht überraschender der Aspekt: die Sicherheit. 74 Prozent der Männer sagen, dass sie sich in der Umgebung ihrer Arbeitsstätte und Wohnung sicher fühlen. Für die Frauen ist dieser Aspekt mit 82 Prozent noch wichtiger. Deutlich abgeschlagen sind Punkte wie der ÖPNV sowie die Nutzung des Rads zum Arbeitsplatz oder die Fußläufigkeit zum Arbeitsort, diese kommen nur auf 60 Prozent Zustimmung.
Darüber hinaus spielen für 54 Prozent der Young Professionals gute Einkaufsmöglichkeiten eine Rolle. Während der Mittagspause oder nach getaner Arbeit noch den Einkauf zu erledigen, ist durchaus ein Attraktivitätsfaktor. Die Nähe zur Natur spielt im Zusammenhang mit dem Arbeitsort eine eher untergeordnete Rolle (34 Prozent) und auch Erholungs- und Kulturangebote sind nur bedingt von Bedeutung (33 Prozent). Young Professionals mit Kindern ist die Nähe zur KITA (41 Prozent) und zur Schule (40 Prozent) wichtig.
Fazit
Junge Menschen wohnen am liebsten dort, wo auch ihre Familie ist. Der ländliche Raum steht hoch im Kurs. Viele leben in urbanen Zentren, können sich aber vorstellen, in Zukunft im ländlichen Raum und in einer Kleinstadt zu wohnen. Ein Umzug für den Job kommt nur dann infrage, wenn der Standort attraktiv ist und die Vergütung stimmt.