- Benefits boomen in Stellenanzeigen
- Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld sind wichtige Benefits
- Über das Gehalt wird nur selten berichtet, dafür umso mehr über entgeltähnliche Leistungen
- Das Deutschlandticket ist ein beliebter Benefit
Geld schlägt Kultur, auf diesen einfachen Nenner bringt die Bertelsmann Stiftung ihre Ergebnisse zu den Benefits, mit denen die Firmen ihr Personal einwerben. Immer mehr Unternehmen bieten in ihren Stellenausschreibungen Zusatzleistungen, sogenannte Benefits, an, das zeigt die Analyse der Bertelsmann Stiftung. Bei den Stellenanzeigen hat sich seit 2019 die Zahl der Benefits fast verdreifacht. Besonders "harte" Benefits (finanzielle Vorteile) boomen, während "weiche" Extras (etwa der berühmt-berüchtigte Obstkorb) an Bedeutung verlieren. Wir informieren darüber, wie sich der Strategiewechsel bei den Benefits in Stellenanzeigen konkret zeigt.
Benefits boomen in Stellenanzeigen
Ob Sonderzahlung, Homeoffice oder Altersvorsorge – in Zeiten des Fachkräftemangels schnüren Unternehmen immer aufwendigere Zusatzpakete, um benötigte Arbeits- und Fachkräfte von sich zu überzeugen. Im Schnitt finden sich mittlerweile 9,6 Benefits pro Stellenanzeige – 2019 waren es noch 3,6 Benefits.
Nicht nur die Zahl der offerierten Benefits, auch ihre Art hat sich verändert. Konkrete "harte" Anreize haben die "weichen" für die potenziellen Mitarbeiter deutlich in den Hintergrund gedrängt. "Der Trend ist stabil", berichtet Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung und einer der zwei Autoren der Studie.
Das zeige, wie intensiv der Kampf um die Fachkräfte geführt werde. "Für die Unternehmen ist es wichtig, sich von Mitbewerbern abzusetzen. Warme Worte über das 'gute Betriebsklima' oder eine 'Duz-Kultur' zeigen längst keine Wirkung mehr." Wer Fachkräfte sucht, muss also ein überzeugendes Benefit-Paket schnüren: "Attraktive Zusatzleistungen sind längst kein Zusatz-Bonbon mehr, sondern ein zentraler Hebel im Wettbewerb um Arbeitskräfte", erläutert Roman Wink.
Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld sind wichtige Benefits
Ganz oben auf der Liste der Extras stehen Zusatzentgelte. Dazu gehören Sonderzahlungen (Weihnachts- und Urlaubsgeld), aber auch die betriebliche Altersvorsorge oder Mitarbeiterrabatte. Das 13. Monatsgehalt und Urlaubsgeld tauchen vor allem in Stellenanzeigen für Fachkraftberufe auf, bei denen es einen Engpass gibt.
Roman Wink erinnert sich, dass das keineswegs immer so war: "Entwicklungsperspektiven standen lange Zeit an der Spitze, belegen jetzt aber nur noch Platz zwei." Zu dieser Gruppe zählen Versprechen von guten Aufstiegsmöglichkeiten, ein sicherer Arbeitsplatz sowie begleitendes Mentoring. Obwohl es sich bei der Kategorie betriebliche Altersvorsorge um einen gesetzlichen Anspruch handelt, bewerben viele Unternehmen sie offensiv in ihren Stellenanzeigen. Dass viele Firmen vermögenswirksame Leistungen (VL) anbieten, wird allerdings kaum noch erwähnt, ist in der 66-seitigen Studie zu lesen.
Beinahe jede zweite Stellenanzeige wirbt auch mit Fort- und Weiterbildungsangeboten. An Bedeutung gewinne die Aussicht auf flexible Arbeitszeitmodelle, betonen die Projektleiter Roman Wink und Daniel Bensel. Gleitzeit, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit gehören offenbar inzwischen zum Standardrepertoire der Firmen. Mit weitem Abstand hinter diesen Top-Extras landen Klassiker wie Familienfreundlichkeit oder Gesundheitsangebote.
Über das Gehalt wird nur selten berichtet, dafür umso mehr über entgeltähnliche Leistungen
Verwundert stellen die Autoren fest: Über Geld wird nur selten in Stellenanzeigen konkret informiert: Nur 17 % enthalten Gehaltsangaben. Die Studie der Bertelsmann Stiftung sortiert die Zusatzleistungen in sieben Kategorien und zeigt damit, was alles möglich ist: 1) Entgeltähnliche Leistungen: betriebliche Altersvorsorge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Prämien, Mitarbeiterrabatte, Diensthandy, Laptop, Arbeitskleidung, Job-Rad, Firmenwagen, Deutschlandticket, kostenlose Getränke und der Obstkorb. 2) Fort- und Weiterbildung: Fortbildungen, Weiterbildungen, Schulungen, Seminare, E-Learning-Angebote und Workshops.
3) Entwicklungsperspektiven: Einarbeitung, Mentoring, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, langfristige Perspektiven, unbefristete Festanstellung, sicherer Arbeitsplatz und ein Quereinstieg ist möglich. 4) Arbeitsorganisation: flexible Arbeitszeiten, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, geregelte Arbeitszeiten, 35-Stunden-Woche, Sabbatical, zusätzlicher Urlaub, mobiles Arbeiten/Homeoffice, moderne Büros/Ausstattung, zentrale Lage, Parkplätze und ein Betriebsrestaurant.
5) Familie: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinder(notfall)betreuung, Betriebskindergarten, Vermittlung von Betreuungs- und Pflegepersonal, Eltern-Kind-Büro, Elternzeit, familienfreundliche Arbeitszeiten und eine familienbewusste Personalpolitik. 6) Gesundheit: betriebliches Gesundheitsmanagement, Betriebsarzt, Vorsorgeuntersuchungen, Fitnessstudio, Sportangebote, Yoga, Massagen und Stressbewältigungskurse. 7) Unternehmenskultur: flache Hierarchien, Duz-Kultur, kurze Entscheidungswege, motivierte Teams, wertschätzende Arbeitsatmosphäre, gutes Betriebsklima, Team-Events und Belegschaftsfeiern.
Das Deutschlandticket ist ein beliebter Benefit
Eine erstaunliche Karriere hat nach Feststellung der Studie der Benefit Deutschlandticket gemacht. Es zählt offenbar zu den Zusatzleistungen mit besonders großem strategischem Potenzial – weil es ökologische, ökonomische und soziale Vorteile vereint. Es ist gleichermaßen bei Firmen und Arbeitnehmenden beliebt.
Unternehmenskultur ist ein fest etabliertes Element in Stellenanzeigen. Mehr als jede zweite Ausschreibung enthält Begriffe wie Teamgeist, Kollegialität oder angenehmes Betriebsklima. Aber, so schreiben die Autoren der Untersuchung, in jüngster Zeit müssen weiche Benefits zunehmend handfesten Vorteilen weichen.
Kein anderer Bereich hat in den vergangenen fünf Jahren so stark an Bedeutung gewonnen wie die Arbeitsorganisation. Während 2019 nur rund 30 % aller Stellenanzeigen entsprechende Benefits enthielten, ist ihr Anteil bis 2024 auf 61 % gestiegen. "Unter dem Dach der Arbeitsorganisation werden betriebliche Zusatzleistungen gebündelt, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, moderne Arbeitsumfelder und größere zeitliche Autonomie zielen", berichtet Roman Wink. Zu den quantitativ häufigsten Vorteilen zählen flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und mobiles Arbeiten.