Unsere Gesellschaft unterliegt dem ständigen Wandel. Karriere, Wirtschaft und Politik - alle Bereiche sind davon betroffen. Auch hinsichtlich der Ausbildungsberufe gibt es immer wieder Veränderungen. Im Jahr 2019 kamen einige neue Ausbildungsberufe auf den Markt, andere bestehende Berufe haben neue Berufsbezeichnungen bekommen und manche Berufe werden künftig zusammengelegt. Bereits im August letzten Jahres haben der Handelsverband Deutschland und die Deutsche Industrie- und Handelskammer moderne Berufe mit ins Sortiment genommen.
Der Kaufmann im E-Commerce
Im Jahr 2018 konnten im Geschäftsfeld Handel von Waren und Dienstleistungen 58,5 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Das sind ganze elf Prozent mehr als im Vorjahr und somit ein konkretes Indiz auf das schnelle Wachstum des Handels und das hohe Potenzial, welches damit einhergeht. Durch diesen rasanten Anstieg erhöht sich folgendermaßen auch die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Deshalb wurde nun die dreijährige Ausbildung zum "Kaufmann im E-Commerce" eingeführt. Neben dem wirtschaftlichen Aufgabengebiet wie Controlling und Rechnungswesen sollen auch IT-Inhalte vermittelt werden. Somit sind die neuen Azubis bestens auf die Anforderungen der digitalen Welt vorbereitet und bilden die nötige Schnittstelle zwischen Online-Handel und kaufmännischen Tätigkeiten. Der Beruf kommt für jeden Schulabgänger in Frage. Ein konkreter Schulabschluss wird nicht verlangt.
Neben den komplett neu eingeführten Ausbildungsberufen wurden einige Berufe lediglich mit neuen Bezeichnungen versehen. Dazu zählen in diesem Jahr der Fachglastechnologe (bisher: Fachglasmechaniker), der Präzisionswerkzeugmechaniker (bisher: Schneidwerkzeugmechaniker), der Prüftechnologe Keramik (bisher: Stoffprüfer Chemie) und der Verfahrenstechnologe für Metall (bisher: Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie).
Andere Ausbildungsberufe bleiben ihrem Namen treu, der Inhalt und der Ablauf der Ausbildung haben sich jedoch in manchen Teilen geändert. Betroffene Berufe sind beispielsweise der Chemikant, industrielle Metallberufe (Anlagenmechaniker, Industriemechaniker, Konstruktionsmechaniker, Werkzeugmechaniker und Zerspanungsmechaniker) sowie der Behälter- und Apparatebauer.
Hintergrund der Umstrukturierungen war, dass die theoretischen Lerninhalte nicht mehr optimal in die Praxis übertragen werden konnten. Die alten Ausbildungsanordnungen haben schlichtweg nicht mit der Praktizierung in den Betrieben übereingestimmt. In den neu ausgearbeiteten Konzepten wird nun die Digitalisierung und Industrie 4.0 berücksichtigt und die Arbeitsprozesse sind spezialisiert angepasst. Außerdem sorgen optionale Zusatzqualifikationen für einen gezielten Kompetenzaufbau in den verschiedenen Branchen. Zum Beispiel wurde bei den industriellen Metallberufen das induzierte Berufsbildgebiet "Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit" schwerpunktmäßig mit aufgenommen.
Die Zukunft der Pflegebranche
Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Bewerbung auf die drei verschiedenen Ausbildungsberufe des Gesundheits- und Kinderkrankenpflegers, des Gesundheits- und Krankenpflegers und des Altenpflegers noch möglich. Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD plant ab dem Jahr 2020 eine Reform, welche eine Zusammenlegung der drei Berufe unter der Bezeichnung Pflegefachmann beinhaltet. Der Gedanke dahinter ist, dass die Situation der Pflegekräfte in Deutschland erheblich verbessert werden soll. Zum einen sind Pflegekräfte nun flexibler. Auszubildende können in allen drei Bereichen problemlos eingesetzt werden - je nach aktuellem Bedarf. Die theoretische Ausbildung beinhaltet in den ersten beiden Jahren Themen, die alle drei Berufsbilder abdecken. Im dritten und letzten Lehrjahr besteht dann die Option, einen Schwerpunkt zu wählen. Durch diese Zusammenlegung erhoffen sich Pflegekräfte zudem bessere Aussichten bezüglich des Verdienstes, sodass gering verdienende Pflegeberufe davon profitieren können.
Luisa Staudigel