Die Angst vor Altersarmut ist auch in Bayern allgegenwärtig - und das aus gutem Grund: Laut einer Auswertung des DGB bekamen 2023 fast drei Viertel der Rentnerinnen und mehr als 40 Prozent der Männer im Freistaat weniger als 1200 Euro Rente im Monat. Kein neues Problem, wie Peter Zilles, Vorsitzender der Tafeln Bayern, bereits im April im Gespräch mit inFranken.de sagte: "Man wusste es seit über 20 Jahren."
Damit sind in Bayern so viele Rentner von Altersarmut betroffen wie in keinem anderen Bundesland. Und auch bei der Armutsgefährdungsquote hat der Freistaat eine "traurige Spitzenreiterposition" inne, wie Verena Bentele, Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Bayern, jüngst in einer Mitteilung betonte. "Gerade bei älteren Menschen weist der Freistaat die höchsten Armutsgefährdungsquoten in Deutschland auf, wie aus den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht", erklärt die Landesvorsitzende.
Rente in Bayern: Immer mehr Ruheständler sind armutsgefährdet - VdK mit Forderung
Und das, obwohl sich die Staatsregierung gerne rühme, "dass Bayern schöner, größer, stärker und reicher als andere Bundesländer" sei. Die Statistik jedoch sage etwas anderes. Sie zeigt: Bei den Quoten für Menschen ab 65 und insbesondere für ältere Frauen schneide Bayern am schlechtesten von allen Bundesländern ab. Und das sei längst nicht zum ersten Mal der Fall, sondern bereits seit Jahren gang und gäbe.
Nun seien die Quoten sogar gestiegen. Für Menschen ab 65 lag die Armutsgefährdungsquote demnach bei 22,1 Prozent, für Frauen sogar bei 25 Prozent. An welchen Stellschrauben Frauen selbst drehen können, um der Altersarmut möglichst zu entgehen, verriet im Gespräch mit unserer Redaktion zuletzt Buchautorin Claudia Kneifel.
Zum Vergleich: 2023 waren in Bayern schon 21,4 Prozent der Über-65-Jährigen armutsgefährdet, bei den Frauen waren es 24,5 Prozent. Auch die allgemeine Armutsgefährdungsquote für Bayern sei 2024 mit 15,1 Prozent höher als im Vorjahr (2023: 14,8 %). Ein Armutszeugnis, wenn es nach Expertin Bentele geht: "Altersarmut ist keine Schande für die Betroffenen, sondern für den Freistaat und die Gesellschaft. Wir fordern die Staatsregierung daher auf, an mehreren Schrauben zu drehen, um den Menschen Perspektiven für höhere Renten zu geben."
Sozialverband fordert bessere Perspektiven für Rentner in Bayern
Der wichtigste Schritt sei dabei, mehr Erwerbsbeteiligung von Frauen zu ermöglichen. Umgesetzt werden könnte das nach der Vorstellung des VdK durch mehr Angebote für Kinderbetreuung, Entlastung pflegender Angehöriger und aktive Bekämpfung von Niedriglöhnen und mehr regulären Beschäftigungsoptionen statt Minijobs. Doch auch was das Thema Wohnen betrifft, hat der Sozialverband konkrete Forderungen: "Gleichzeitig müssen die Lebenshaltungskosten in Bayern durch den massiven Ausbau von mehr und auch im Alter bezahlbarem und barrierefrei nutzbarem Wohnraum gesenkt werden."