17,6 Prozent sind aufgrund ihres kleinen Budgets in Deutschland gezwungen, auf notwendige Güter, Dienstleistungen oder Aktivitäten zu verzichten - das ergab der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht, den das Bundeskabinett in Berlin verabschiedet hat. Nicht nur in der Rente fehlt vielen das nötige Geld

Auch auf manche Leistungen der Regierung müssen Menschen hierzulande künftig verzichten: So wurde in Bayern das Familiengeld gestrichen und auch der Nachfolger, das Kinderstartgeld, soll nun nicht kommen. Die Entscheidung wird für viele Eltern zur finanziellen Belastung.

Bundeskabinett verabschiedet Armutsbericht: Die wichtigsten Erkenntnisse

Der siebte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung war im Entwurf bereits einige Wochen bekannt und erntet auch Kritik. So bemängelt der Armutsforscher Christoph Butterwegge, es handele sich um einen "riesigen Datenfriedhof". "Wer zu erfahren hofft, ob sich die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland während des Berichtszeitraums vertieft oder eher geschlossen hat, wo die Gründe hierfür liegen und was dagegen zu tun ist, wird jedoch enttäuscht", schreibt Butterwegge in einer Stellungnahme.

Das sind die zentralen Ergebnisse aus dem über 600 Seiten umfassenden Bericht:

  • Die Einkommensunterschiede haben sich zwischen 2010 und 2020 vergrößert – denn die verfügbaren Haushaltseinkommen sind zwar in allen Einkommensschichten gestiegen, jedoch bei Besserverdienenden mehr als bei Menschen mit niedrigerem Lohn oder Gehalt. Auch die Inflation hat Geringverdiener stärker getroffen.
  • Bei Vermögen habe sich die Ungleichheit verringert, sie sei jedoch größer als bei den Einkommen, heißt es im Bericht. "Die zehn Prozent vermögendsten Haushalte besitzen 54 Prozent des gesamten Nettovermögens. 2010/11 waren es noch 59 Prozent. Die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung besaßen dagegen nur etwa 3 Prozent des Gesamtvermögens."
  • Eine Befragung ergab laut Bericht, dass viele Menschen subjektiv das Ausmaß von Armut und Reichtum höher einschätzen, als dies nach gängigen statistischen Maßstäben ausgewiesen wird. Als arm gelten laut Statistik Haushalte mit einem Einkommen von etwa 1.300 Euro monatlich, Einkommensreichtum beginnt laut gängiger statistischer Abgrenzung bei etwa 4.300 Euro, wie es im Bericht heißt.

Armutsforscher kritisiert aktuellen Bericht: Reichtum werde verschleiert

Butterwegge kritisiert zudem: Reichtum werde verschleiert, wenn man Menschen mit einem Nettoeinkommen von 4.500 bis 5.000 Euro monatlich als "einkommensreich" definiere und Menschen mit einem Nettovermögen von 500.000 Euro als "vermögensreich".

"Die Beschränkung auf zehn Prozent der Wohlhabenden verstellt den Blick auf das reichste Prozent und das reichste Promille, die hierzulande einen Großteil des Gesamtvermögens halten", kritisiert Butterwegge. "Die fünf reichsten (Unternehmer-)Familien in Deutschland besitzen zusammen ein Privatvermögen von 250 Milliarden Euro, mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung, immerhin über 40 Millionen Menschen."

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Timon Dzienus bezeichnete die Ergebnisse des Berichts als schockierend. "Die ungleiche Vermögensverteilung in diesem Land ist Gift für unsere Gesellschaft." Es sei nicht vertretbar, dass die reichsten zehn Prozent die Hälfte des Vermögens besäßen und die untere Hälfte "quasi nichts", sagte Dzienus der Deutschen Presse-Agentur. "Armut ist kein Naturgesetz, sondern Folge politischer Entscheidungen."

CDU-Politikerin Ottilie Klein: Armut mit Arbeit bekämpfen

Die CDU-Politikerin Ottilie Klein interpretierte die Ergebnisse anders. Der Bericht zeige, dass Arbeit das effektivste Mittel sei, um Armut zu verhindern. "Statt Klassenkampf-Debatten brauchen wir eine starke Wirtschaft für mehr sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze", sagte Klein der dpa. Das Investitions-Sofortprogramm sei ein bedeutender erster Schritt. "Auch die Bürgergeld-Reform wird dazu beitragen, mehr erwerbsfähige Menschen in Arbeit zu vermitteln."

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