• Zahlen und Fakten rund um den Wein
  • 4 verschiedene Erklärungsversuche
  • Grund für die Mulde

Wenn du schon einmal eine Weinflasche in der Hand hattest, wirst du dich sicher an die Wölbung an der Flaschenunterseite erinnern. Nur die Wenigsten wissen, was der eigentliche Zweck der Mulde ist.

Die Mulde in der Flasche: drei Erklärungsversuche

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2021 in Deutschland 8,45 Millionen Hektoliter Wein in Winzereien produziert. Der durchschnittliche jährliche Weinkonsum liegt in Deutschland, so die Deutsche Wein-Statistik, zwischen 20 und 21 Litern pro Kopf. Die Zahl zeigt, dass Wein sehr beliebt ist: In Deutschland wird vor allem deutscher Wein getrunken. Er macht ganze 45 % des Marktanteils aus. Doch immer wieder führt die Mulde am Boden von Weinflaschen zu Irritationen. Nicht nur Wein-Fans, sondern beinahe jede Person, die einmal eine solche Flasche gesehen oder in der Hand gehalten hat, weiß nicht genau, wofür diese Delle eigentlich gut sein soll. In der Regel wird die Mulde einfach als Tatsache hingenommen, ohne, dass hinterfragt wird, warum manche Flaschen die Wölbung besitzen und andere nicht oder wofür sie überhaupt da ist.

Rund um die Mulde kursieren verschiedene Gerüchte und Erklärungsversuche. Folgende Theorien könnten dir schon einmal begegnet sein:

  • Das Einschenken soll leichter sein. Das Gerücht zeugt vermutlich daher, dass Fachkräfte in der Gastronomie ihren Daumen beim Einschenken oft in die Mulde stecken. Auch, wenn das für mehr Eleganz und Praktikabilität sorgt, ist dies nicht der wahre Grund der Mulde.
  • Der Inhalt soll damit optisch vermehrt werden. Eine häufige Annahme ist auch jene, dass Verbrauchenden durch die Mulde vorgegaukelt werden soll, es befände sich mehr Inhalt in der Flasche. Dies ist nicht wahr, denn die Weinmenge, die sich in der Flasche befindet, entspricht immer den Angaben auf dem Etikett.
  • Der Bodensatz soll sich besser absetzen können. Bei lange alternden Weinen setzt sich ein Bodensatz, auch Depot genannt, ab. Dieser besteht aus Farb- und Gerbstoffen, die sich aus der Traubenschale gelöst haben. Hat eine Flasche eine Mulde, kann sich der Bodensatz besser darin absetzen und wird nicht so schnell aufgewirbelt. Praktisch - jedoch nicht der wahre Grund.

Ein weiterer Erklärungsversuch sowie der wahre Grund

Des Weiteren wird dieser Erklärungsversuch immer wieder herangezogen:

  • Die Mulde verleiht der Flasche eine höhere Standfestigkeit. Dieses Gerücht ist teilweise wahr. Vermutet wird, dass der gewölbte Boden seinen Ursprung in der Zeit hat, als Flaschen noch handwerklich hergestellt wurden. Da die Weinflaschen mit dem Mund geblasen wurden, entstand meist kein flacher, sondern ein leicht nach außen gewölbter Boden. Damit die Flasche dennoch standfest wurde, drückten die Flaschenblasenden den Boden nach innen.
Die Mulde an der Unterseite der Flasche ermöglicht einen Druckausgleich.
CC0 / Pixabay / adonyig

Ein Grund, weshalb die Flaschen heute noch eine Mulde besitzen, findet sich also in der Geschichte der Weinflaschen. Hauptsächlich ist jedoch der Flascheninhalt selbst der Grund dafür, weshalb einige Weinflaschen eine Delle am Boden besitzen und andere nicht. Schaumweine und Sekt enthalten Kohlendioxid, welches einerseits für das angenehme Prickeln sorgt, andererseits aber auch dafür, dass der Druck in der Flasche erhöht ist. Ist nun der Boden gewölbt, kann der Druck besser an die Flaschenwände gegeben und verteilt werden. Hier ist der entscheidende Grund also der Druckausgleich.

Wein enthält in der Regel kein Kohlendioxid. Aber sobald die Flasche mit einem Korken verschlossen wird, muss sie einem sehr hohen Druck standhalten. Diesen nennt man den Verschließ-Druck. Wird der Korken in den Flaschenhals gepresst, kann der Druck für eine kurze Zeit bis zu 4 - 5 Bar erreichen. Damit ist er etwa doppelt so hoch wie der eines Autoreifens. Die Mulde verleiht der Weinflasche also einerseits mehr Stabilität, andererseits sorgt sie für einen Druckausgleich in der Flasche, wenn diese mit einem Korken verschlossen wird.

Fazit

Es ist spannend, auch einmal die alltäglichen Dinge zu hinterfragen. So erfährt man häufig neue Dinge, die viele andere nicht wissen; einfach, weil sie ohne kritisches Hinterfragen hingenommen werden. Zudem wurde ersichtlich, dass die Mulde neben dem eigentlichen Grund zum Druckausgleich auch einige praktische Nebeneffekte hat.