Wie das Max-Planck-Institut schreibt, beginnt der menschliche Alterungsprozess bereits ab Mitte 20. Bei Männern nimmt die Spermiendichte ab und der Testosteronspiegel sinkt. Während bei Frauen der Wechsel in die unfruchtbaren Jahre eher abrupt erfolgt, ist das bei Männern ein schleichender Prozess. Zudem verlieren sie ihre Fruchtbarkeit fast nie vollständig. Doch auch sie leiden in den mittleren Lebensjahren oft an Hitzewallungen, Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Könnten das Anzeichen für Wechseljahre beim Mann sein oder haben diese Symptome eine andere Ursache? Wir kommen den Hintergründen auf die Spur und erklären die Zusammenhänge. 

Der Alterungsprozess des männlichen Körpers

Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie schreibt, nimmt die Produktion ab etwa dem 40. Lebensjahr, jedes Jahr um ein bis zwei Prozent ab. Hat die Testosteronproduktion ein gewisses Level unterschritten, spricht man von den Wechseljahren des Mannes. Dieser Zustand wird auch als Andropause bezeichnet.

Der wesentliche Unterschied zu den Wechseljahren bei der Frau, auch Menopause genannt, liegt darin, dass die weiblichen Hormone meistens sehr schnell, oft innerhalb weniger Jahre deutlich abnehmen, bei Männern ist das eher ein schleichender Prozess. Wie sehr sich die Testosteronproduktion verringert, ist individuell und kann nicht pauschal am Alter festgemacht werden.

Da der Testosteronspiegel sehr langsam sinkt, bleibt das von Männern meist unbemerkt. Auch der Begriff "Andropause" ist eigentlich nicht die korrekte Bezeichnung für den Mann in diesem Stadium, denn der Begriff bedeutet so viel wie "Ende des Mannes". Männer sind jedoch, im Gegensatz zu Frauen, im Allgemeinen bis zu ihrem Lebensende zeugungsfähig. Wie lassen sich also auftretende Symptome im höheren Mannesalter erklären?

Wechseljahre beim Mann: Symptome

Über die Wechseljahre des Mannes gibt es in der Wissenschaft bereits seit einigen Jahrzehnten kontroverse Diskussionen, wie der Bonner Medizinhistoriker Dr. Hans-Georg Hofer erklärt. Bis dahin schrieb man die gesundheitlichen Veränderungen dem normalen Alterungsprozess zu. Psychische Veränderungen, wie z. B. Sinnkrisen, wurden als Midlifekrise bezeichnet, die man in der Altersspanne von 40 bis 55 Jahren vermutet hat. Es gibt also eine körperliche und eine psychische Komponente. Folgende Symptome werden bei Männern beobachtet:

  • Antriebslosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • verlangsamtes Denken
  • Schlafstörungen
  • Gewichtszunahme
  • abnehmende Muskelkraft
  • Gelenkbeschwerden
  • abnehmende Knochendichte (Osteoporose)
  • Nachlassen der Libido

Da nicht alle Männer diese Veränderungen in der gleichen Lebensphase erleben und manche gar nicht betroffen sind, macht es die Suche nach der wirklichen Ursache schwer. Außerdem gehen Männer häufig nur bei Beschwerden zum Arzt und sind nicht in einem Kontrollsystem wie z. B. Frauen bei der Brustkrebsvorsorge erfasst. Daher ist die Datenlage mager. Wie bei Männergesundheit.de zu lesen ist, betreffen die Symptome nur 10 Prozent der Männer im entsprechenden Alter. Hier sollte abgeklärt werden, ob die Veränderungen auf einen Testosteronmangel zurückzuführen sind oder andere Ursachen haben.

Mögliche Ursachen für körperliche Veränderungen im Alter

Wenn du also eine der oben genannten Veränderungen an deinem Körper bemerkst, empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung, denn hinter den Symptomen verbergen sich vielleicht andere Krankheiten. Der Arzt oder die Ärztin sollte den Hormonspiegel bestimmen, aber auch einen gesamtheitlichen Gesundheitscheck durchführen. In den wenigsten Fällen liegt tatsächlich ein Testosteronmangel vor. Wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie schreibt, haben nur 3 bis 5 Prozent der über 60-jährigen Männer einen Testosteronmangel, der behandlungsbedürftig ist. Die oben genannten Symptome können oft auf andere Ursachen zurückgeführt werden. Die meisten haben ihren Ursprung im normalen Alterungsprozess.

Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und verlangsamtes Denken können psychische Ursachen haben. Man(n) ist im Alter nicht mehr so leistungsfähig, möchte aber dennoch den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen. Das kann zu inneren Konflikten und bis zum Burnout führen. Dass du im Alter leichter zunimmst und an Muskelkraft verlierst, ist ebenfalls dem normalen Alterungsprozess geschuldet. Dagegen hilft eine gesunde Ernährung und moderates Muskeltraining. So lässt sich auch eine übermäßige Gewichtszunahme vermeiden.

Gelenkbeschwerden sind ab einem gewissen Alter dem normalen Verschleiß zuzuordnen. Abnehmende Knochendichte wurde bisher hauptsächlich als Frauenproblem betrachtet, kommt aber bei Männern manchmal bereits im Alter von 40 bis 50 Jahren vor, wie die ÄrzteZeitung schreibt. Der Hauptgrund hierfür ist aber nicht Testosteronmangel, sondern die übermäßige Ausscheidung von Kalzium. Einzig das Nachlassen der Libido und Potenzstörungen könnten dem Testosteronmangel zugeschrieben werden. Doch auch hier gibt es viele andere Ursachen, wie Bluthochdruck oder verschiedene Stoffwechselstörungen wie z. B. Diabetes oder Störungen der Schilddrüsenfunktion.

Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Falls der Testosteronspiegel bedenklich niedrig und wirklich ursächlich für deine Beschwerden ist, gibt es die Möglichkeit einer Testosteronersatztherapie. Auf keinen Fall solltest du Testosteron ohne ärztliche Begleitung zu dir nehmen, denn es gibt Nebenwirkungen, die du nicht unterschätzen solltest. Also Finger weg von Angeboten aus dem Internet.

Diagnostiziert wird ein Testosteronmangel anhand von Blutwerten. Beim Testosteronwert unterscheidet man zwischen Gesamttestosteron und freiem Testosteron. Das Gesamttestosteron ist an Eiweiße gebunden, während sich das freie Testosteron ungebunden im Blutkreislauf bewegt. Für die körperlichen Auswirkungen ist das freie Testosteron zuständig. Der Normwert bei Männern zwischen 40 und 59 Jahren liegt bei 7,2 bis 23,0 pg/ml (Piktogramm pro Milliliter) und bei Männern von 60 bis 80 Jahren bei 5,6 bis 19,0 pg/ml. Wie du siehst, kann der Hormonhaushalt auch in den Altersgruppen sehr unterschiedlich sein.

Liegen die Werte darunter oder darüber, ist Testosteronmangel oder Überschuss vorhanden. Als größtes Risiko einer Testosteronersatztherapie vermutete man bisher Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z. B. die Erhöhung des Blutdrucks oder den Anstieg des Risikos für Prostatakrebs. Neuere Studien zeigen jedoch, dass die negativen Wirkungen eher überschätzt werden und viele weitere Faktoren für vermeintliche Nebenwirkungen zugrunde liegen. Nach derzeitigem Stand hat eine Testosteron-Behandlung keinen Einfluss auf die Entwicklung oder das Fortschreiten von Prostatakrebs. Die aktuellsten Studien werden regelmäßig z. B. von der British Society for Sexual Medicine und auf der Website der National Library of Medicine veröffentlicht.

Du interessiert dich für Hormone, ihre Auswirkungen auf unseren Körper und mögliche in Zusammenhang stehende Krankheiten? Dann findest du weitere Infos in den folgenden Artikeln: