- Dieses Wasser trinken die Deutschen am liebsten
- Was ist Kohlensäure?
- Auswirkungen von Sprudelwasser auf den Körper und die Zähne
- Macht Sprudelwasser dick?
- Fazit
Still oder Sprudel? Eine Frage, die wir uns nicht nur im Alltag stellen, sondern uns auch bei Gästen oder im Restaurant immer wieder begegnet. Dabei werden dem Sprudelwasser negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Was stimmt?
Beliebtheit von Kohlensäure und ihre Zusammensetzung
Mineralwasser mit wenig und ohne Kohlensäure wird immer beliebter. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2019 rund 13,7 Milliarden Liter natürliches Mineralwasser produziert, wovon mehr als die Hälfte stilles oder sogenanntes "Medium"- Mineralwasser waren. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Produktionsmenge der Mineralwasservarianten "still" und "medium" fast verdoppelt.
Obwohl die Menge an Wasser mit wenig oder keiner Kohlensäure angestiegen ist, macht kohlensäurehaltiges Wasser immer noch knapp die Hälfte der Gesamtproduktion aus. Doch was ist Kohlensäure eigentlich? Man könnte vermuten, dass es das ist, was im Wasser prickelt - doch das stimmt nicht. Mit einem Blick auf die chemische Verbindung der Kohlensäure fällt auf, dass sie sich nur schwer nachweisen lässt. Kohlensäure entsteht aus Kohlenstoffdioxid (CO₂) und Wasser, zerfällt aber nach höchstens 0,0000003 Sekunden in dieser Gleichgewichtsreaktion wieder.
Grundsätzlich hängt die Menge der entstehenden Kohlensäure davon ab, wie viel CO₂ in Wasser gelöst ist. Je niedriger die Temperatur und je höher der Druck, desto mehr Kohlendioxid kann sich im Wasser lösen. Insgesamt ist die Entstehung von Kohlensäure dennoch die Ausnahme; denn mehr als 99 Prozent des Kohlendioxids, das in Wasser gelöst ist, reagiert nicht damit zu Kohlensäure. Das, was dir auf der Zunge prickelt, ist also nicht die Kohlensäure, sondern das Kohlendioxid. Letzteres ist auch in den Kartuschen, die du vielleicht für deinen Wassersprudler zu Hause kaufst, enthalten. Ziel ist, das reine CO₂ mit Druck ins Wasser zu pressen.
Auswirkungen der Kohlensäure auf unseren Körper
Die kurzlebige Kohlensäure verhält sich tatsächlich wie eine typische Säure. Das bedeutet, dass sie die Konzentration der Wasserstoffionen ansteigen lässt. Dadurch sinkt der pH-Wert ab. Infolgedessen liegt der pH-Wert von Sprudelwasser im leicht sauren Bereich, und zwar durchschnittlich bei 5,3. Stilles Wasser hingegen hat im Mittel einen neutralen pH-Wert von 7.
Vergleicht man die Magensäure mit dem leicht sauren Sprudelwasser, fällt auf: Die Magensäure ist deutlich saurer. Der pH-Wert schwankt - je nachdem, was und ob du etwas gegessen hast - zwischen 1 und 4. Trinkst du nun Kohlensäure, macht dies das Mageninnere nicht saurer, sonders erhöht im Gegenteil dazu sogar den pH-Wert im Magen. Der geringe Teil der Kohlensäure, der überhaupt den Magen erreicht, zerfällt dort schnell und wird als Kohlendioxid ausgeschieden. Hat man sehr viel Kohlendioxid im Magen, kommt es oft dazu, dass man aufstoßen muss. Der obere Magenverschluss öffnet sich bei hohem Druck und das Gas kann über die Speiseröhre und den Mund entweichen.
Problematisch wird dies insbesondere bei Menschen, die unter Reflux leiden; denn in dem Fall steigt leicht Magensäure in die Speiseröhre. Das Kohlendioxid kann die Wirkung verstärken und Sodbrennen hervorrufen. Neigst du nicht zu Sodbrennen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sprudelndes Wasser diesen Effekt bei dir hervorruft. Neben dem Aufstoßen wird der Körper das Gas über die Magenschleimhaut los: Diese nimmt das Kohlendioxid ins Blut auf, lässt es in die Lunge diffundieren und dich schließlich ausatmen.
Wahrscheinlichkeit einer Übersäuerung und die Auswirkung auf die Zähne
Auch dann, wenn du kein Sprudelwasser trinkst, befindet sich Kohlensäure in deinem Blut. Dies liegt an dem körpereigenen Kohlensäure-Hydrogencarbonat-Puffersystem, welches den pH-Wert konstant bei 7,4 hält. Liegt der Wert unter 7,35, spricht man von einer Übersäuerung, auch Azidose genannt. Die Übersäuerung findet aber keinesfalls durch kohlensäurehaltiges Wasser statt. Mögliche Ursachen wären eine Stoffwechselstörung oder eine Nierenschwäche.
Ein Bereich, in dem sich Kohlensäure jedoch nachteilig auswirken könnte, sind die Zähne. So kann die Säure der harten Schutzschicht der Zähne schädigen, da sie ihr wichtige Mineralien entzieht. Diesen Effekt konnten Forscher*innen der University of Birmingham bereits im Jahr 2001 in einer Studie beobachten. Während die untersuchten Zähne in stillem Wasser unversehrt blieben, zeigte sich schwach abbauendes Potenzial im Sprudelwasser.
Kohlensäurehaltige Softdrinks sind für die Zähne dabei um Vielfaches schädlicher als Sprudelwasser. Darin befindet sich oft Zitronen- oder Phosphorsäure, die für die Zahnsubstanz gefährlich ist. Das schädigende Potenzial von Sprudelwasser ist vergleichsweise gering, jedoch lässt es sich nicht vollkommen abstreiten, wie zusätzlich eine koreanische Studie aus dem Jahr 2017 bestätigte. Zentrales Ergebnis der Studie: Je mehr Sprudel im Wasser, desto stärker der negative Effekt auf die Zähne. Bei den Tests waren die Zähne dem Wasser durchgängig ausgesetzt. Fraglich bleibt hier, inwieweit das Trinken tatsächlich einen ähnlichen Effekt hat; zumal das Wasser die Zähne ja immer nur kurz benetzt. Außerdem neutralisiert der Speichel das möglicherweise leicht saure Milieu und versorgt die Zähne mit Mineralstoffen.
Gewichtszunahme und Sprudelwasser - wie hängt das zusammen?
Zuletzt stellt sich die Frage, ob Wasser mit Kohlensäure dick machen kann. Wichtig zu wissen ist hierbei: Egal ob mit oder ohne Sprudel, Wasser enthält keine Kalorien. Dennoch stellte eine Studie aus dem Jahr 2017 einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen der Zunahme von Gewicht und Sprudelwasser fest. Die Forscher*innen beobachteten Ratten über ein Jahr hinweg und ließen sie ihren Durst nur mit zucker- oder süßstoffhaltigen Softdrinks stillen. Eine der zwei Versuchsgruppen erhielt sprudelnde Drinks und legte dabei mehr Gewicht zu. Es konnte zudem ein erhöhter Spiegel des Hormons Ghrelin bei der Gruppe festgestellt werden, das zur Regulierung unseres Appetits dient.
In einem Folgeversuch wurden Menschen einbezogen, die ausschließlich Sprudelwasser tranken. Auch hier wurden höhere Werte des Hormons Ghrelin festgestellt. Die Forschungsgruppe vermutete, dass Kohlensäure einerseits den Magen weitet, andererseits den Druck auf die Zellen erhöht, die Ghrelin produzieren. In dem Versuch mit Menschen handelt es sich jedoch lediglich um eine Momentaufnahme und nicht um eine Untersuchung über einen längeren Zeitraum hinweg, wie es bei den Ratten der Fall war.
Zuletzt bleibt auch hier fraglich, inwiefern Sprudelwasser dick machen kann. Ghrelin ist immerhin nur eines der vielen Komponenten in unserem Körper, die den Appetit regulieren. Eine klare und gesicherte Aussage kann sich aus der Studie nicht ableiten lassen.
Fazit
Zusammengefasst kann Sprudelwasser weder den Körper übersäuern, noch kann es mit Sicherheit mit einer Gewichtszunahme in Zusammenhang gebracht werden. Mit einem Blick auf die Zahngesundheit können allenfalls nur geringfügige Nachteile bei kohlensäurehaltigem Wasser beobachtet werden. Für alle Sprudelwasser-Fans heißt das: Du kannst unbesorgt weiterhin zu deinem Wasser mit Kohlensäure greifen.