- Sexuelle Funktionsstörungen der Frau: Mögliche Entstehungsgründe
- Verschiedene Arten der Sexualstörungen
- Diagnose und Behandlung
Während eine Erektionsstörung bei einem Mann in der Regel schnell auffällt, sieht es bei einer Frau etwas anders aus. Es gibt verschiedene Arten der sexuellen Funktionsstörungen, die bei Frauen auftreten können. Doch welche sind das? Und welche Symptome zeigen sich? Müssen die Funktionsstörungen behandelt werden?
Sexualstörungen: Mögliche Ursachen und Forschungsstand
Sexualität ist ein grundlegender Bestandteil des seelischen und körperlichen Wohlbefindens von Männern, Frauen und nicht-binären Personen. Allerdings kann es passieren, dass du dich in einer Beziehung hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs unter Druck gesetzt fühlst. Du möchtest sexuell "funktionieren" für deinen Partner oder deine Partnerin. Darüber hinaus wird Männern und Frauen durch die Medien häufig ein Bild vermittelt, dass die Leidenschaft für Sex immer anhält und du als Sexualpartner*in funktionieren solltest. Das trifft natürlich nicht auf alle Partnerschaften gleichermaßen zu. Einige Paare nehmen bewusst Abstand davon und sprechen offen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Bei anderen allerdings können Gefühle eines Leistungsdrucks, der Hilflosigkeit oder der Versagensangst im Schlafzimmer aufkommen. Machen sich Partner*innen folglich gegenseitig Schuldzuweisungen oder zieht sich eine*r von beiden aktiv zurück, kann es an diesem Punkt zur Entwicklung einer Sexualstörung kommen. Mehrmaliges "Versagen" im Bett kann demzufolge eine Art Teufelskreis in Gang setzen. Ab wann eine sexuelle Funktionsstörung vorliegt, kann nur schwer gesagt werden. Grund dafür ist unter anderem, dass jede Person die Einschränkung der Sexualität unterschiedlich gewichtet. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner*innen je nach Ursache zwischen drei Arten der sexuellen Funktionsstörungen der Frau:
- Sexuelle Dysfunktion. In dem Fall ist die sexuelle Funktionsstörung körperlich bedingt. Körperliche Ursachen sind beispielsweise hormonelle Veränderungen, Parkinson, Krebserkrankungen, Hauterkrankungen der Vulva oder Diabetes mellitus.
- Psychosexuelle Dysfunktion. In diesem Fall ist die sexuelle Funktionsstörung hauptsächlich auf seelische Ursachen zurückzuführen. Gründe können hier beispielsweise familiäre Belastungssituationen, Missbrauch, Depressionen, Trauer oder Stress im Beruf sein.
- Mischformen. Hier treten in der Regel (mehrere) seelische und körperliche Faktoren als Ursache auf.
Wie die Webseite "Frauenärzte im Netz", herausgegeben vom Berufsverband der Frauenärzte e. V., betont, sind Sexualstörungen bei der Frau in der Forschung und in der Öffentlichkeit bisher nur selten in den Fokus geraten. Während es zu den Sexualstörungen beim Mann eine umfangreiche Forschung gibt, sieht es bei den Frauen ganz anders aus. Grund dafür sei aber nicht, dass Frauen seltener an sexuellen Problemen leiden. Wie die "Frauenärzte im Netz" erklären, haben laut Umfragen 43 % der Frauen zumindest vorübergehend sexuelle Probleme.
Diagnose und ärztliche Behandlung
An dem Punkt ist es wichtig, zu differenzieren. Sexuelle Probleme zu haben, bedeutet nicht gleich, eine behandlungsbedürftige Funktionsstörung zu haben. Vorübergehende Probleme beim Geschlechtsverkehr können häufig auf Anspannung, Müdigkeit, Angst, Stress, Unsicherheit oder körperliche Erkrankungen zurückgeführt werden. Vermutest du allerdings, dass du eine anhaltende sexuelle Funktionsstörung hast und dich diese belastet, solltest du das unbedingt ärztlich abklären lassen. Der Arzt oder die Ärztin wird dir unter anderem auf Basis deines individuellen Leidensdrucks sowie dem Grad der zwischenmenschlichen Schwierigkeiten eine Diagnose stellen. Vor einer Diagnose findet in der Regel eine körperliche Untersuchung statt. Darüber hinaus musst du einen Fragebogen ausfüllen und führst ein psychodiagnostisches Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin. Eine sexuelle Funktionsstörung liegt dann vor, wenn die Probleme seit mindestens einem halben Jahr bestehen, mit einem Leidensdruck einhergehen und das sexuelle Erleben beziehungsweise Verlangen beeinträchtigt ist. Die häufigsten Sexualstörungen bei Frauen sind:
- Mangelndes Interesse an Sex (auch Frigidität genannt). Etwa jede dritte Frau hat zumindest zeitweise kein Verlangen nach sexueller Aktivität.
- Probleme bei der sexuellen Erregung. Etwa 11 % der Frauen haben Schwierigkeiten damit, sexuell erregt zu werden.
- Orgasmusschwierigkeiten. Während etwa jede vierte Frau Orgasmus-Hemmungen hat, berichten 5 % davon, noch nie einen Orgasmus gehabt zu haben.
- Unangenehme Empfindungen oder Schmerzen beim Sex. Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs empfinden etwa 10 % der Frauen.
Für eine Beziehung können sexuelle Funktionsstörungen eine Belastung darstellen. Negative Erfahrungen können für Frauen das Risiko für die Entwicklung eines Problems zusätzlich erhöhen, ebenso wie der Rückzug des Partners oder der Partnerin. Leidest du als Frau unter einer Sexualstörung, könnte dies starke Selbstzweifel mit sich ziehen. Als Folge daraus kann sich gegebenenfalls sogar eine Depression entwickeln. Wichtig ist, dass du dich für deine sexuelle Dysfunktion nicht schämst. Es ist nichts, was dir peinlich oder unangenehm sein müsste. Durch professionelle Hilfe kannst du die Sexualstörung wieder in den Griff bekommen. Die erste Anlaufstelle sollte dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin sein. Diese*r kann dir im Individualfall weiterhelfen und das weitere therapeutische Vorgehen mit dir besprechen. Welche Therapie bei sexuellen Funktionsstörungen helfen kann, hängt von der Ursache ab. Mögliche Maßnahmen sind eine Paartherapie oder eine Gesprächspsychotherapie.
Fazit: Ein Spektrum der sexuellen Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen können bei Frauen aus den verschiedensten Gründen entstehen. Es ist wichtig, bei ersten Problemen mit dem Partner oder der Partnerin zu reden. Hält die Funktionsstörung allerdings an und belastet sie dich stark, solltest du das ärztliche Gespräch aufsuchen. Die Ärztin oder der Arzt kann dir eine entsprechende Diagnose stellen und eine individuelle Therapiemöglichkeit mit dir absprechen.
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