- Der Schlaganfall: Eine gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankung mit schwerwiegenden Folgen
- Weltweit ist er einer der häufigsten Todesursachen
- Jährlich erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall - Tendenz steigend
- Fachleute berichten, dass immer mehr jüngere Personen daran erkranken
- 6 Hauptrisikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) schreibt in einer aktuellen Mitteilung, dass die Krankheitslast durch Schlaganfälle seit 30 Jahren weltweit stark zunimmt. Die Zahl akuter Schlaganfälle stieg seit 1990 um ungefähr 70 Prozent, die Zahl Schlaganfall-bedingter Todesfälle um 43 Prozent. Etwa 85 Prozent mehr Menschen leben mit den Folgen eines Schlaganfalls (Prävalenz).
Immer mehr jüngere Menschen von Schlaganfall betroffen
Laut einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift "The Lancet Neurology“ veröffentlicht wurde, gab es im Jahr 2019 (Daten aus 204 Ländern) 12,2 Millionen neue Schlaganfälle und 101 Millionen Betroffene. Diese hohe Zahl ist ebenfalls dem demografischen Wandel geschuldet, da es mehr Menschen gibt (die Weltbevölkerung stieg von 5,32 Mrd. im Jahr 1990 auf 7,79 Mrd. in 2020) und gleichzeitig auch mehr ältere Menschen gibt, da die Lebenserwartung steigt.
Laut der DGN, beinhaltet die Krankheitslast neben Inzidenz, Prävalenz und Sterblichkeit die durch Behinderung verlorenen Lebensjahre (DALYs/"disability-adjusted life-years“: Die Maßzahl addiert die durch Todesfälle verlorenen Lebensjahre und Jahre mit krankheitsbedingt verminderter Lebensqualität). Für 2019 wurden 143 Millionen Schlaganfall-bedingte DALYs und 6,55 Millionen Todesfälle berechnet. Damit sind Schlaganfälle mit 11,6 Prozent auch global die zweithäufigste Todesursache.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Schlaganfallrate in Niedriglohnländern sowie der überproportionale Anstieg der Neuerkrankungsrate (Inzidenz) und Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) in der Gruppe der unter 70-jährigen Menschen. Während bei älteren Menshcen die relative Neuerkrankungsrate sogar um 17 Prozent zurückgegangen war, wurde bei den unter 70-Jährigen ein Anstieg um 15 Prozent verzeichnet.
Deutsche Gesellschaft für Neurologie nennt 6 Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall
Dass die Betroffenen immer jünger werden, könnte der weltweiten Zunahme der Risikofaktoren geschuldet sein. Insgesamt werden in der Erhebung der DGN 19 Risikofaktoren für das Auftreten von Schlaganfällen benannt und gewichtet:
Hauptrisikofaktor ist der Bluthochdruck, auf dessen Konto 55,5 Prozent aller DALYs gehen. Es folgen Übergewicht (24,3 Prozent), Diabetes mellitus (20,2 Prozent), Luftverschmutzung (20,1 Prozent) und Rauchen (17,6 Prozent). An sechster Stelle steht ein hoher Kochsalzkonsum als relativ unbekannter Risikofaktor mit einem Anteil von 12,3 Prozent.
"Dass eine salzreiche Ernährung den Blutdruck erhöhen kann, ist nicht neu, auch nicht, dass dadurch die Schlaganfallrate steigt", erklärt DGN-Präsident, Prof. Dr. Christian Gerloff, UKE Hamburg. "Eine aktuelle Studie zeigt aber nun eindrucksvoll, dass Menschen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko durch Salzverzicht effektiv gegensteuern können."
Senkung der Kochsalzzufuhr reduziert das Schlaganfallrisiko
Eine große Studie untersuchte an einer Population von Hochrisikopatienten den Effekten einer alimentären Kochsalzreduktion auf die Schlaganfallhäufigkeit. Die Studie umfasste 20.995 Personen aus 600 Ortschaften im ländlichen China. Die Teilnehmenden hatten entweder bereits einen Schlaganfall erlitten oder waren mindestens 60 Jahre alt und hatten Bluthochdruck. In der Interventionsgruppe verwendeten die Einwohner Kochsalzsubstitute beziehungsweise Salz-Ersatzprodukte, in der Kontrollgruppe wurde weiterhin das übliche Kochsalz benutzt. Primärer Endpunkt war die Schlaganfall-Inzidenz.
Bezüglich der klinischen Sicherheit des Kochsalzsubstitutes wurden Kalium-assoziierte Ereignisse ausgewertet. Die Teilnehmenden (49,5 Prozent weiblich) waren im Mittel 65,4 Jahre alt, 88,4 Prozent litten an Bluthochdruck und 72,6 Prozent hatten bereits einen Schlaganfall in der Vorgeschichte. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 4,74 Jahre. Im Ergebnis war die Schlaganfallrate in der Interventionsgruppe 14 Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe. Ebenso die Gesamttodesfälle.
"Jeder und jede hat es also in der Hand, proaktiv das eigene Schlaganfallrisiko zu reduzieren“, so der DGN-Präsident. Doch neben der Prävention sei auch eine bestmögliche Versorgung und Nachsorge wichtig und diese werde in Deutschland stetig verbessert. "Viel tut sich hier im Bereich der Rehabilitation und Langzeitnachsorge“.