- Rauchen und Krebs: Einleitung und Hintergrund
- Mythen und Missverständnisse über Rauchen und Krebs
- Die wissenschaftliche Verbindung zwischen Rauchen und Krebs
- Krebsprävention und Rauchentwöhnung
- Lebensstilfaktoren und Krebsrisiko
In Deutschland rauchten 2021 laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtanfragen 22,7 % der 18- bis 64-Jährigen. Das entspricht 11,6 Millionen Menschen. Rauchen ist damit weit in der Gesellschaft verbreitet. In Bezug auf die Gesundheit ist Tabak allerdings als nicht so harmlos einzustufen. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Krebs und Rauchen? Eine fachliche Einschätzung gab uns hierfür Henrik Rutenbeck von den Regiomed-Kliniken in einem schriftlichen Interview.
Rauchen und Krebs: Einleitung und Hintergrund
In Deutschland raucht aktuell über ein Drittel aller Erwachsenen, bei den Jugendlichen sind es etwa 6 %. In zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen kannst du Darsteller*innen sehen, die rauchen. Dadurch werden Jugendliche oft zum Nachahmen motiviert. Tabakkonsum ist gesellschaftlich weit verbreitet. Auf die Gefahren wird aber auch aktiv hingewiesen: Auf fast allen Zigarettenschachteln findest du mittlerweile schockierende Warnbilder. Die sogenannte EU-Tabakrichtlinie erlaubt diese Schockfotos und setzt sich dafür ein, dass auf Tabakverpackungen bildlich vor den Folgen gewarnt wird. Bilder mit schwarz verfärbten Lungen, verfaulten Zähnen und Leichen weisen dich immer wieder auf die Risiken hin. Doch was steckt wirklich dahinter? Und in welchem Zusammenhang stehen Rauchen und Krebs?
Krebs ist in Deutschland nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache. Die Deutsche Krebsgesellschaft postuliert: Die häufigste Einzelursache für Krebs in den Industrieländern ist das Einatmen von Tabakrauch. Untersuchungen zufolge wird vermutlich jede zweite gewohnheitsmäßig rauchende Person an den Folgen des Rauchens versterben.
Dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge ist dein Erkrankungsrisiko umso höher, je mehr Zigaretten du täglich konsumierst, je früher du mit dem Rauchen angefangen hast und je länger du rauchst. Ein weiterer Faktor, der das Erkrankungsrisiko erhöhen kann, ist, wie tief der Rauch inhaliert wird. Zuletzt gilt als Variable, wie "stark" die Zigaretten sind. Je stärker die Zigaretten sind, umso reicher sind sie in der Regel an gift- und krebsbildenden Stoffen.
Mythen und Missverständnisse über Rauchen und Krebs
Kann moderates Rauchen sicher sein?
Die Schadstoffe, beispielsweise aus dem Teer oder dem Kondensat, gehören zu den karzinogenen Noxen. So werden krebsauslösende Substanzen genannt. Karzinogene Noxen führen dazu, dass sich dein Erbgut der Zellen verändert. Hierzu führt Rutenbeck aus, dass schon die erste Veränderung zu Krebs führen kann. Es gibt also grundsätzlich keine Mengen, die als unbedenklich einzustufen sind. Die Mengen sollten immer so niedrig wie möglich gehalten werden. In diese Einschätzung fallen nicht nur klassische Zigaretten, sondern auch E-Zigaretten und andere E-Tabakprodukte.
Der Unterschied ist hierbei, dass das Liquid oder der Tabak bei diesen Produkten nur erhitzt und nicht verbrannt wird. Die Mengen der Karzinogene liegen dadurch nur bei etwa 10 % derer von klassischen Zigaretten. Dennoch gilt die Maxime: Unbedenkliche Dosen gibt es nicht.
Beeinflusst das Rauchen alle Menschen gleich?
Die Entstehung von Krebs ist immer auf ein Ungleichgewicht zwischen krebsauslösenden und krebsvermeidenden Faktoren zurückzuführen. Die krebsvermeidenden Faktoren betreffen unter anderem dein Immunsystem. Dein Immunsystem ist teilweise in der Lage, entstandene Krebszellen zu vernichten. Kann es allerdings nicht alle vernichten, kann es zu einer Ausbreitung ebendieser Krebszellen kommen. Rutenbeck führt zu der Rolle des Immunsystems ein Beispiel an.
Unser Ex-Kanzler Helmut Schmidt rauchte heftig. Dennoch wurde er über 90 Jahre alt und blieb krebsfrei. Andere Patient*innen hingegen entwickeln bereits in sehr jungen Jahren, beispielsweise zwischen 20 und 30 Jahren, Lungenkrebs. Während bei diesen Patient*innen also das Immunsystem versagt zu haben scheint, muss Helmut Schmidt wohl ein herausragendes Immunsystem gehabt haben.
Bemerkst du eine Häufung von Krebsfällen in deiner Familie, kann dies darauf hindeuten, dass die Immunität gegen Krebs familiär nicht gut ist. Rutenbeck rät, dein Immunsystem insbesondere in diesem Fall keinesfalls noch mit Rauchen zu überfordern.
Die wissenschaftliche Verbindung zwischen Rauchen und Krebs
Welche Krebsarten werden durch Rauchen begünstigt?
Wie Rutenbeck erklärt, gibt es zahlreiche Tumorarten, die bei Raucher*innen häufiger vorkommen. Dies ist dem geschuldet, dass die Schadstoffe – insbesondere aus dem Teer/Kondensat – über die Lungen ins Blut aufgenommen werden. Sind sie einmal ins Blut aufgenommen, werden sie in alle Organe transportiert.
Dementsprechend kann Krebs nicht nur an den Organen entstehen, die direkt mit dem Tabakrauch in Verbindung kommen. Das Verteilen der Schadstoffe über das Blut sorgt dafür, dass auch an anderen Organen Krebs ausgelöst werden kann. Gehäuft treten Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Krebs im Mund/Rachenbereich, also beispielsweise des Mundbodens oder der Zunge, Nierenkrebs und Blasenkrebs auf.
Bei Lungenkrebs, Mundhöhlenkrebs, Krebs der Bronchien und Krebs des Kehlkopfes sind oder waren etwa 90 % der Betroffenen Raucher*innen. Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen gehen laut der Deutschen Krebsgesellschaft vermutlich ursächlich auf das Rauchen zurück.
Warum ist Rauchen mit Krebs verbunden?
Rauchen ist aufgrund der enthaltenen Schadstoffe eng mit Krebserkrankungen verbunden. Der Zigarettenrauch kann als komplexes Gemisch aus Destillations- und Verbrennungsprodukten des Tabaks beschrieben werden. Bisher konnten mehr als 4.000 verschiedene chemische Bestandteile des Zigarettenrauchs identifiziert werden.
Mindestens 50 dieser Stoffe sind erwiesenermaßen karzinogen, also krebserregend. Beispielhafte Stoffe sind N-Nitrosamine, aromatische Amine, Aldehyde, anorganische Bestandteile und radioaktive Elemente. Die karzinogenen Stoffe können Schäden im Erbgut der Zellen verursachen. Ist das Immunsystem durch das Rauchen geschwächt und kann die Schäden nicht reparieren, kann an der Stelle Krebs ausgelöst werden. Es gibt keinen Tabak, der keinen Krebs verursachen kann.
Es ist jedoch nicht nur das Rauchen, das direkt mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht. Auch das Passivrauchen ist gefährlich. Bist du als Nichtraucher*in häufig in deinem Lebens- und Arbeitsumfeld Tabakrauch ausgesetzt, gilt ebenso ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Krebserkrankung. Allein in Deutschland sind es vermutlich mindestens 400 Lungenkrebs-Todesfälle pro Jahr, die auf Passivrauchen zurückgeführt werden können.
Krebsprävention und Rauchentwöhnung
Rutenbeck gibt den Tipp: Möchtest du mit dem Rauchen aufhören, solltest du es nicht nur "versuchen", sondern auch wirklich wollen. Es ist wichtig, dass du einen klaren Entschluss für dich fasst. In der Regel ist eine Menge an Willenskraft erforderlich, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Vor allem dann, wenn das Rauchen bereits fester Bestandteil deines Alltags und Gewohnheit für dich ist. Und das Aufhören lohnt sich: Schon nach etwa 12 Stunden pendelt sich in der Regel dein Sauerstoffpegel wieder im Normalbereich ein. Folglich werden alle Organe besser mit Sauerstoff versorgt.
Du wirst dich leistungsfähiger fühlen. Es dauert etwa zwei Wochen bis drei Monate, bis sich der Kreislauf vollständig stabilisiert und die Lungenfunktion wieder besser wird. Je länger du es schaffst, rauchfrei zu bleiben, umso besser wird es um deine Gesundheit stehen. Jeder noch so kleine Schritt kann als Erfolg angesehen werden.
Effektive Strategien zur Raucherentwöhnung
Eine Möglichkeit, um den Weg zum Nichtrauchen zu beschreiten, wäre eine Verhaltenstherapie. Dabei kann es beispielsweise vorwiegend darum gehen, Stress anders zu bewältigen als mit einer Zigarette. Hier kannst du dich beispielsweise direkt online beim "rauchfrei Ausstiegsprogramm" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anmelden. Bei Kettenraucher*innen kann zusätzlich eine medikamentöse Unterstützung notwendig werden.
Frage bei Unsicherheiten oder einem Wunsch nach Unterstützung am besten bei deinem Arzt oder deiner Ärztin nach. Diese*r kann dir persönlich weiterhelfen und gegebenenfalls benötigte Medikamente verschreiben.
Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen
Die beste Präventionsmaßnahme ist natürlich, wenn du als Raucher*in gänzlich mit dem Rauchen aufhörst. Über alle Lungenkrebsstadien hinweg können laut Rutenbeck nur 10 % geheilt werden, weshalb das Risiko durchaus ernstzunehmen ist. Deine Heilungschance ist allerdings erhöht, wenn der Lungenkrebs möglichst früh erkannt wird.
Bist du beruflich exponiert, wird die Früherkennungsuntersuchung von der Unfallversicherung angeboten. Beruflich exponiert meint, dass du bei deiner Berufsausübung oder -ausbildung Strahlenexpositionen ausgesetzt bist. Dieses Angebot solltest du unbedingt in Anspruch nehmen. Bei anderen Tumorerkrankungen gibt es von der Krankenversicherung angebotene Früherkennungsuntersuchungen.
Diese schließen eine Früherkennung von Darm-, Brust- und Prostatakrebs ein. Für den Lungenkrebs gibt es bisher keine spezielle Früherkennungsuntersuchung. Rutenbeck zufolge wird es allerdings für den Lungenkrebs bald auch ein Früherkennungsprogramm mit Niedrigdosis-CT geben.
Lebensstilfaktoren und Krebsrisiko
Neben dem Rauchen gibt es noch zahlreiche weitere Risikofaktoren, die in Bezug auf Krebserkrankungen nicht vergessen werden dürfen. Neben dem Rauchen kann Krebs in den Atemwegen oder der Lunge beispielsweise laut Rutenbeck durch berufliche Expositionen gegenüber Karzinogenen auftreten. Dies meint, wenn du in deinem Beruf krebserregenden Stoffen wie beispielsweise Asbest oder Teerdämpfen im Straßenbau ausgesetzt wird. In der Industrie kann eine Exposition gegenüber Schwermetallen vorkommen, in der Schreinerei Hartholzstäube.
Buch-Tipp: 'Die Ernährungs-Docs - Unsere Anti-Krebs-Strategie: Was Ernährung bei der Prävention, Behandlung und Nachsorge wirklich leisten kann' - hier direkt ansehenErnährung und Bewegung
Weitere bekannte Risikofaktoren für andere Krebsarten sind Übergewicht und Alkoholkonsum. Beide Faktoren sorgen dafür, dass deine Immunität weiter herabgesetzt wird. In Bezug auf die Ernährung gilt: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sorgt dafür, dass dein Immunsystem gestärkt wird. Du solltest also versuchen, dich möglichst abwechslungsreich zu ernähren und deinen Körper mit allen wichtigen Mineral- und Nährstoffen zu versorgen.
Als Risikofaktoren gelten zudem der Verzehr von viel rotem Fleisch, zu viel Fett, Zucker und Salz (vor allem in Fertigprodukten enthalten). Für fast alle Krebsarten gilt überdies zu wenig Bewegung als Risikofaktor. Es ist also wichtig, dass du versuchst, ausreichend Bewegung in deinen Alltag zu integrieren. Die schädlichen Auswirkungen des Tabaks können durch weitere Risikofaktoren verstärkt werden. So hat jemand, der viel Alkohol trinkt und raucht, ein höheres Erkrankungsrisiko als jemand, der nur raucht.
Fazit
Tabakkonsum ist eine der häufigsten Einzelursachen für Krebs. Dabei gibt es einige Krebsarten, die besonders häufig bei Personen auftreten, die rauchen oder geraucht haben. Möchtest du dein eigenes Erkrankungsrisiko vermindern, solltest am besten gar nicht rauchen. Entscheidest du dich mit Blick auf deine Gesundheit, mit dem Rauchen aufzuhören, können dir verhaltenstherapeutische und medikamentöse Maßnahmen helfen. Am besten sprichst du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin ab, was für dich sinnvoll ist. Weitere Risikofaktoren in Bezug auf die Ernährung und den Lebensstil solltest du ebenfalls beachten.
Die Themen "Krebs-Erkrankungen", "Vorsorge" und "Behandlungsmöglichkeiten" interessieren dich? Hier findest du weitere Informationen:
- Diagnose Krebs: So funktioniert eine Chemotherapie
- Tödliche Tumore: Welche Krebs-Erkrankungen sind die gefährlichsten?
- Ursachen für verstopfte Arterien: Diese 8 Lebensmittel führen zu Arteriosklerose
- Erste Anzeichen für Krebs: So warnt dich dein Körper frühzeitig vor der gefährlichen Erkrankung
*Hinweis: In der Redaktion sind wir immer auf der Suche nach nützlichen Produkten für unsere Leser. Es handelt sich bei den in diesem Artikel bereitgestellten und mit einem Einkaufswagen-Symbol beziehungsweise einem Sternchen gekennzeichneten Links um sogenannte Affiliate-Links/Werbelinks. Wenn du auf einen dieser Links klickst bzw. darüber einkaufst, bekommen wir eine Provision vom Händler. Für dich ändert sich dadurch nichts am Preis. Unsere redaktionelle Berichterstattung ist grundsätzlich unabhängig vom Bestehen oder der Höhe einer Provision.