In Deutschland erkranken jedes Jahr viele Menschen an Parkinson. Dabei sind oft Patienten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr betroffen. Der Mediziner Professor Martin Hecht (54) spricht über Symptome und Verlauf der Therapie. Am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren (Lkr. Ostallgäu) ist er ärztlicher Direktor für Neurologie.
Herr Professor Hecht, warum ist Parkinson derzeit ein so wichtiges Thema?
Martin Hecht: Die Parkinson-Erkrankung ist eine der häufigsten Nervenerkrankungen, die wir in Deutschland haben. Man rechnet damit, dass über 200 000 Patienten mit Parkinson in Deutschland leben - und immerhin zehn bis 20 Patienten pro 1000 Einwohnern in jedem Jahr dazu kommen. Da Parkinson eine Krankheit ist, die mit zunehmendem Alter stärker auftritt, muss man davon ausgehen, dass die Zahl der Parkinson-Patienten noch in einem ganz erheblichen Ausmaß zunimmt.Auf einer Tagung haben Sie gesagt, dass der Darm eine Rolle bei Parkinson spielt?
Die Erforschung des Darms wird also immer wichtiger.
Ja und in letzter Zeit hat sich eine Forschungsrichtung entwickelt, die sich die Darmbakterien mit Blick auf Parkinson genau anschaut. Nun ist es so, dass wir ja sehr viele Bakterienstämme im Darm haben, die uns helfen, die Nahrung zu verdauen, die sogenannte Darmflora. Und hier hat sich gezeigt, dass unterschiedliche Bakterien bei Parkinson-Patienten und bei nicht an Parkinson erkrankten Menschen zu finden sind. Das Problem ist: Wir haben so viele verschiedene Bakterien im Darm, dass es ganz schwierig ist, dies auszuwerten. Da sind wirklich Hochleistungsrechner nötig. Die Studien, die es gibt, lassen zwar noch kein eindeutiges Muster erkennen. Ergänzend konnte man aber beweisen, dass es Stoffen möglich ist, vom Darm ins Gehirn zu wandern und umgekehrt.Was sind weitere Symptome der Krankheit?
Schon länger weiß man, dass die Fähigkeit zu Riechen früh beeinträchtigt ist. Das erkennen Menschen etwa daran, dass viele Speisen fad schmecken, weil das Schmecken eigentlich zum Großteil ein Riechen der Speisen ist. Außerdem haben Patienten, die einen Parkinson entwickeln, oft eine besondere Schlafstörung - und zwar in der Traumphase. Dort bewegen sich Erwachsene in der Regel nicht, Kinder schon. Patienten, die einen Parkinson entwickeln, boxen oder treten also oft ihren Partner im Schlaf oder fallen sogar aus dem Bett. Wir Ärzte sprechen hier von den nicht-motorischen Symptomen. Dazu zählen beispielsweise auch Depressionen. Aber auch hier gilt: Es muss immer ein Zusammenspiel mehrerer Symptome geben um in Richtung Parkinson-Krankheit zu denken. Wenn man alle vier nicht-motorischen Symptome hat, könnte man sich schon von einem Neurologen überprüfen lassen.
Aber es gibt auch noch die motorischen Symptome.
Ja, Parkinson ist eine motorische Erkrankung, bei der die Muskeln steifer werden, bei der man sich schlechter bewegen kann. Viele Patienten leiden unter Schwindel und unter dem Symptom, das für die Krankheit am augenfälligsten ist: das Zittern. Das Zittern muss aber gar nicht immer dabei sein. Es gibt Parkinson-Erkrankungen ohne Zittern. Aber ich will auch an diesem Punkt betonen: Nicht jedes Zittern ist Parkinson.Parkinson ist eine unheilbare Krankheit. Warum ist es wichtig, sie früh zu diagnostizieren?
Es stimmt zwar, dass es eine Erkrankung ist, für die wir noch keine ursächliche Therapie haben. Das heißt, die grundsätzlichen Zellzerstörungen können wir bisher nicht beeinflussen. Aber wir können auf den Verlauf einwirken. Und gerade die Probleme, die Parkinson mitbringt, also etwa die Steifigkeit der Gelenke, den Schwindel kann man so behandeln, dass die Lebensqualität steigt.Wie wird Parkinson behandelt?
Das Gespräch führteDaniela Hungbaur