- Was ist eine Ohnmacht überhaupt?
- Häufigste Ursachen eines Ohnmachtsanfalls
- Warnsignale und Arztbesuch
- Behandlung von Ohnmachtsanfällen
- Fazit
Es wird schwarz vor Augen, das Herz rast, die Beine werden weich und knicken weg und die Ohren rauschen, nach ein paar Sekunden ist jedoch alles wieder vorbei. Betroffene und auch Angehörige fragen sich natürlich, was hinter der Bewusstlosigkeit steckt und ob diese möglicherweise gefährlich ist und wie diese Zustände zu vermeiden sind. Was bei einer plötzlichen Ohnmacht zu tun ist, welche Untersuchungen notwendig sind und wie man Ohnmachtsanfällen vorbeugen kann, erklären wir in diesem Artikel.
Was ist eine Ohnmacht überhaupt?
Etwa eine halbe Million Mal pro Jahr wird in Deutschland ein Mensch plötzlich bewusstlos, meist stecken keine ernstzunehmenden Krankheiten hinter dem Ohnmachtsanfall. Wenngleich das Phänomen der Ohnmacht, auch Synkope genannt, seit der Antike als Spiegel innerer Emotionen gilt und der Ohnmachtszustand oft als unbewusste Gleichgewichtsstörung verstanden wurde, so weiß die Wissenschaft heute mehr und es gibt inzwischen zahlreiche Untersuchungen und Studien des unbewussten Zustands.
Eine spontane Bewusstlosigkeit von kurzer Dauer, wird umgangssprachlich auch als Ohnmacht bezeichnet (Synkope). Eine der häufigsten Ursachen hierfür ist ein Kreislaufzusammenbruch, der durch eine vorübergehende Minderversorgung des Gehirns mit Blut oder Sauerstoff ausgelöst wird. Sobald die Durchblutung des Gehirns komplett unterbrochen ist, tritt meist schon nach wenigen Sekunden eine Ohnmacht ein. Charakteristisch hierfür sind das plötzliche Auftreten und ein Haltungsverlust. Die meisten Synkopen sind in der Regel eher harmlos und zeichnen sich durch einen kurzen Zeitraum (in der Regel weniger als 20 Sekunden), sowie eine selbstständige, komplette und folgenlose Regeneration aus. Eine Bewusstlosigkeit kann in allen Alters- und Geschlechtergruppen gleichermaßen auftreten. Neben einem niedrigen Blutdruck sind Flüssigkeitsmangel sowie auch Krampfadern gewisse Risikofaktoren, die eine Ohnmacht begünstigen können.
Häufig kündigen gewisse Warnsignale, wie Übelkeit, Hitzegefühl, weiche Knie oder ein flaues Gefühl im Magen, die Ohnmacht an. Weitere Anzeichen einer drohenden Ohnmacht sind Schwindelgefühl, Benommenheit, Übelkeit, Orientierungsverlust, warme oder schwitzende Handflächen oder auch eine nachlassende Sehkraft. Oft führen Ohnmachten zu Stürzen oder gar Verletzungen. Sobald sich eine Ohnmacht ankündigt, sollten Betroffene und Angehörige schnell reagieren: hinlegen und/oder die Beine hochlegen, um einerseits Herz und Kreislauf wieder zu stabilisieren, damit das Blut wieder aus den Beinen zum Herzen fließt und sich der Blutdruck normalisieren kann. Weiter werden anderseits durch das Hinlegen Stürze vermieden und ein Kontrollverlust kann umgangen werden.
Häufigste Ursachen eines Ohnmachtsanfalls
Wenngleich ein kurzer Ohnmachtsanfall nicht immer schwerwiegende Ursachen hat, so kann ein Anfall für Betroffene dennoch erschreckend sein. Die meisten Ohnmachten passieren fast ausschließlich beim Aufstehen. Sobald die betroffene Person umgefallen ist und das Gehirn wieder verstärkt durchblutet wird, ist das Bewusstsein in der Regel schnell wiederhergestellt. Es kann jedoch sein, dass sich Patient*innen noch ein paar Minuten bis sogar Stunden danach noch nicht wieder vollständig regeneriert haben und sich müde und erschöpft fühlen. Allgemein können die Ursachen einer Ohnmacht in vier Gruppen unterteilt werden: Orthostatische Synkope, Vasovagale Synkope, Kardiale Synkope und Zerebrovaskuläre Synkope. Ohnmachtsanfälle können verschiedene Ursachen haben, die von harmlos bis lebensbedrohlich reichen, wir haben hier die häufigsten aufgelistet:
- Niedriger Blutdruck: angeboren oder durch blutdrucksenkende Mittel oder starken Blutverlust hervorgerufen. Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann zunächst zu Verwirrung, Benommenheit, Zittern und weiteren Symptomen führen. Hält dieser Zustand jedoch über einen längeren Zeitraum an und ist besonders stark ausgeprägt, so kann dies Ohnmachtsanfällen zur Folge haben. Häufig liegt die Ursache hierfür in einer starken Unterzuckerung oder auch in der Anwendung von Medikamenten gegen Diabetes (insbesondere Insulin), in äußerst seltenen Fällen haben die Betroffenen einen (unentdeckten) Tumor, der zu viel Insulin produziert
- Starke Reizung des vegetativen Nervensystems, z.B. durch einen Schlag gegen den Hals oder starke Schmerzen ausgelöst
- Langes Stehen: Auch vollkommen gesunde und unvorbelastete Menschen können bei zu langem Stillstehen ohnmächtig werden, da die Beinmuskeln erst wieder aktiviert werden müssen, um das Blut zum Herzen zurückzupumpen. Häufig ist dies bei Soldaten zu beobachten, daher wird diese Form der Ohmacht auch Exerzierplatz-Synkope genannt.
- Plötzliches Aufstehen, Störung des Kreislaufregulationssystems: Ein Ohnmachtsanfall kann auch durch zu rasches Aufsetzen oder Aufstehen verursacht werden, weil durch den Positionswechsel das Blut in den Beinen bleibt und der Blutdruck dadurch plötzlich absinkt. Meist erhöht der Körper die Herzfrequenz schnell selbst und die Blutgefäße ziehen sich dadurch zusammen, damit eben der Blutdruck aufrechterhalten bleibt. Falls der Körper jedoch keinen Ausgleich schaffen kann, tritt häufig eine Benommenheit ein, die in seltenen Fällen zu einer Ohnmacht führen kann. Bestimmte Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen, lange Bettruhe und bestimmte Medikamente (vor allem gegen Bluthochdruck) können die Ausgleichsversuche des Körpers beeinträchtigen und so eine Ohnmacht begünstigen.
- Schwangerschaft: Hormonelle Veränderungen in der Frühschwangerschaft führen zu einer gesteigerten Durchblutung bestimmter Organe, im weiteren Schwangerschaftsverlauf können Schwindelgefühle auch durch den Druck des Kindes auf die untere Hohlvene in der Rückenlage auftreten (Vena Cava Syndrom).
- Starke emotionale Belastung: Ängste, das Sehen von Blut oder auch starke Schmerzen können den sogenannten Vagusnerv aktivieren. Dadurch werden die Blutgefäße geweitet und der Blutrückfluss zum Herzen wird verringert, sodass die Herzfrequenz abnimmt. Beide Faktoren führen zu Benommenheit und manchmal zu einer Ohnmacht (vasovagale Synkope oder neurokardiogene Synkope genannt), der häufig Symptome wie Benommenheit, Übelkeit oder Schwitzen vorausgehen und bei der die Erholung nach ein paar Minuten eintritt.
- Husten oder starkes Drücken bei der Darm- oder Blasenentleerung: Durch starkes Drücken oder Husten wird der Druck auf den Brustkorb erhöht, wodurch auch hier der Vagusnerv aktiviert werden kann und der Blutrückfluss zum Herzen beeinträchtigt ist. Als Folge tritt dann häufig eine Ohnmacht auf.
- Hirndurchblutungsstörungen: Sind bestimmte Blutgefäße am Hirnstamm betroffen und können nicht richtig durchblutet werden (sogenannter Infarkt der hinteren Zirkulation) können Ohnmachtsanfälle auch durch Migräne ausgelöst werden.
- Störungen der Herzfunktion: Manchmal wird der Blutfluss bei Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehlern, Herzschwäche oder einem Herzinfarkt (auch kardiale Synkope genannt) blockiert. Besonders gefährlich ist hierbei, dass das Herz bei einer kardialen Synkope ohne Vorwarnung oder vorherige Symptome stehen bleibt. Schlägt das Herz dann weiter, wacht die betroffene Person im besten Fall auf, manchmal tritt jedoch auch ein plötzlicher Herztod (Sekundentod) ein. Bei einer sehr schnellen Herzfrequenz hat das Herz nicht genügend Zeit, um sich mit Blut zu füllen und pumpt weniger Blut, ähnlich wie bei einer sehr langsamen Herzfrequenz. Weiter können Blutgerinnsel in der Lunge dazu führen, dass das Herz nicht ausreichend Blut pumpen kann. Ohnmachtsanfälle können auch in Kombination mit starker körperlicher Aktivität und anderen seltenen Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) ausgelöst werden. Ohnmachten aufgrund von Herzrhythmusstörungen treten meist abrupt auf und Patienten*innen erholen sich in der Regel rasch. Wenn die Ursache der Ohnmachtsanfälle eine niedrige Herzfrequenz ist, benötigt die Person einen Herzschrittmacher.
- Idiopathisch: Bei einem Teil der Betroffenen bleiben die Ohnmachtsursachen unbekannt.
Neben einem niedrigen Blutdruck sind Flüssigkeitsmangel sowie auch Krampfadern häufige Risikofaktoren, die eine Ohnmacht begünstigen können.
Warnsignale und Arztbesuch
Wenngleich die meisten Ohnmachtsanfälle nicht gravierend sind und in der Regel eine harmlose Ursache haben, sollte dennoch bei einem vermehrten Auftreten ein Arzt aufgesucht werden. Besonders bei folgenden Warnsignalen sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden, es könnte hier eine erstzunehmenden Erkrankung zugrunde liegen:
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Ohnmacht während körperlicher Aktivität
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Mehrere Ohnmachtsanfälle innerhalb eines kurzen Zeitraums
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Plötzlicher Ohnmachtsanfall ohne Warnsignale oder offensichtlichen Auslöser
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Ohnmachtsanfall, dem mögliche Herzsymptome vorausgehen bzw. folgen, wie Schmerzen im Brustkorb, subjektives und unregelmäßig empfundenes Herzrasen (Palpitationen) oder Kurzatmigkeit
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Fortgeschrittenes Alter
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Erhebliche Verletzung infolge des Ohnmachtsanfalls
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Plötzliche unerwartete Todesfälle, Ohnmacht während körperlicher Aktivität oder wiederholte Ohnmacht oder Krampfanfälle in der Familiengeschichte, für die keine Ursachen gefunden wurden
Ärzte erfragen zunächst in der Regel die Symptome und die bisherige Krankengeschichte des Patienten, sowie mögliche Verletzungen infolge des Ohnmachtsanfalls. Meist folgt im Anschluss eine körperliche Untersuchung mit Abhören, Messung der Vitalzeichen, der Herzfrequenz und des Blutdrucks, sowohl im Liegen als auch im Stehen. Weiter untersucht der behandelnde Arzt oder die Ärztin die Betroffenen auf eine Anomalie der Herzklappen und der Durchblutung, oft folgen neurologische Untersuchungen auf Anzeichen für einen Schlaganfall. Hier geben häufig bereits die die Anamnese und die Befunde der Untersuchung erste Hinweise auf die Ursache für den Ohnmachtsanfall und darauf, welche Tests weiter durchzuführen sind. Ein plötzlicher Ohnmachtsanfall ohne Warnsignale oder offensichtlichen Auslöser weist häufig auf eine Herzkrankheit hin.
Behandlung von Ohnmachtsanfällen
Nicht jeder Ohnmachtsanfall hat eine langfristige Behandlung zur Folge, die weitere spezifische Behandlung der Synkopen hängt stets von der Ursache ab. Zunächst gilt es, Betroffenen schnell zu helfen und die Ohnmacht zu beenden. Die Hochlagerung der Beine soll zum einen den Kreislauf und das Herz stabilisieren, sodass das Blut aus den Beinen zurück ins Herz fließen kann und sich der Blutdruck erhöht. So kann womöglich eine Ohnmacht mit Stürzen bereits im Vorfeld verhindert oder verkürzt werden.
Eine Überprüfung der Vitalfunktion wie der Atmung ergibt die nächsten Schritte. Ist keine Atmung vorhanden, sollen Anwesende sofort einen Notarzt rufen und mit der Herzdruckmassage beginnen. Im Krankenhaus wird nach der Ursache für den Ohnmachtsanfall gesucht und mit Medikamenten oder geeigneten Maßnahmen wie einem Gleichstrom-Defibriliator oder einem chirurgischen Eingriff das Herz wieder aktiviert und mögliche blockierte Arterien befreit. Sollte die Person nach dem Ohnmachtsanfall atmen und bei Bewusstsein sein, sollte jedoch die liegende Position noch eine Weile beibehalten werden, da bei einem zu schnellen Aufstehen eine erneute Ohnmacht auftreten könnte.
Wenn dem Ohnmachtsanfall ein kurzer Zeitraum mit Symptomen, wie Benommenheit, Übelkeit, Gähnen, verschwommenes Sehen oder Schwitzen vorausging und der Ohnmachtsanfall während einer quälenden oder unangenehmen Situation auftritt, liegt vermutlich eine vasovagale Synkope vor. Hat ein Ohnmachtsanfall Verletzungen zur Folge oder tritt innerhalb eines kurzen Zeitraums gehäuft auf, ist eine intensivere ärztliche Beurteilung notwendig. Bei Verdacht auf eine Herzkrankheit, wie einem Herzinfarkt, einer Herzrhythmusstörung oder Herzklappenanomalie, wird die betroffene Person meist zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingewiesen.
Fazit
Die meisten Ursachen einer Ohnmacht sind harmlos, jedoch sind einige seltene Ursachen auch ernst zu nehmen und enden im schlimmsten Fall tödlich. Ohnmachtsanfälle resultieren meist aus nicht ausreichender Durchblutung des Gehirns. Nach Ohnmachtsanfällen sind die Betroffenen eventuell durch ihren Arzt angehalten, das Führen von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen einzuschränken, bis die Ursache der Ohnmachtsanfälle geklärt und behandelt wurde. Denn wenn die Ursache eine unerkannte Herzkrankheit ist, kann die nächste Manifestation der Krankheit tödlich sein.
Besonders ältere Menschen sind gerade im Sommer anfälliger für Ohnmachtsanfälle, da die Durchblutung des Gehirns im Alter abnimmt und hier häufig eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr stattfindet. Die häufigste Ursache ist der Blutdruck, der sich im Alter nicht mehr so schnell anpassen kann. Auch nimmt die Durchblutung ab, da sich die Arterien versteifen. Aufgrund körperlicher Inaktivität im Alter, sind auch die Muskeln nicht mehr so aktiv und auch das Blut wird langsamer durch die Venen zum Herzen zurückgepumpt. Ohnmachtsanfälle haben bei älteren Menschen oft mehr als eine Ursache, durch beispielsweise die gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente zur Behandlung von Herzkrankheiten oder Bluthochdruck können Synkopen begünstigt werden.
Vermehrte Ohnmachtsanfälle mit einer harmlosen Ursache sollten dennoch nicht unterschätzt werden, da durch sie die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt ist. Ein veränderter Tagesablauf kann unter anderem eine Folge sein, da auf Spaziergänge und Autofahrten aus Angst vor weiteren Anfällen verzichtet wird und Depressionen oder Angsterkrankungen entstehen können. Selbsthilfegruppen und psychologische Beratungen können hier hilfreich sein und durch Abklärung den Ursachen auf den Grund gegangen werden, um zukünftige Synkopen zu verhindern und die Angst vor Ohnmachtsanfällen zu verringern. Vor allem bei hohen Temperaturen sollte auf Abkühlung und ausreichend Flüssigkeit geachtet werden.