Schon seit ein paar Jahren treten immer häufiger Bakterien auf, die nicht mehr auf herkömmliche Antibiotika ansprechen. Diese Resistenz hat häufig schwere Folgen für den Krankheitsverlauf und die Behandlung. Nachdem mehrere Jahrzehnte kein neuer Wirkstoff gegen die wehrhaften Keime gefunden wurde, gelang Schweizer Wissenschaftlern nun eine vielversprechende Entdeckung.
Folgen der Resistenz
Erst Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre wurden Antibiotika für die Bekämpfung von Bakterien entdeckt. In den darauffolgenden Jahren sind haufenweise neue Wirkstoffe gefunden und die Medikamente effektiv gegen die Bekämpfung von Bakterien eingesetzt worden.
Seit knapp 30 Jahren konnten jedoch keine neuen Wirkstoffe entdeckt werden. In dieser Zeit haben sich viele der Bakterien an die Wirkstoffe angepasst. So entstanden multiresistente Keime bei denen Antibiotika nicht mehr greifen. Forscher und Ärzte warnen schon seit Langem vor den Folgen.
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In Europa sterben jährlich mehr als 33.000 Menschen an den multiresistenten Keimen, wie Zahlen des ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) zeigen. Das sind fast so viele wie an Influenza, Tuberkulose und HIV/Aids gemeinsam, fasst die Ärztezeitung zusammen.
Wie wirkt ein Antibiotikum?
Die Wirkung von Antibiotika ist häufig unterschiedlich, weshalb sie jeweils für spezielle Krankheiten eingesetzt werden. Eine Art der Antibiotika beispielsweise dockt an die Außenwand der Bakterien an und kann diese sprengen. Die Wirkstoffe kommen so in das Innere des Bakteriums und können es bekämpfen.
Ist ein Keim allerdings multiresistent, kann keines der bekannten Antibiotika angreifen und der Krankheitserreger kann sich ungehindert ausbreiten und vermehren. Hier setzt die neue Erkenntnis der Schweizer Wissenschaftler an. Forscher der Universität Zürich und des Pharmaunternehmens Polyphor haben eine neue Antibiotikaklasse mit einzigartigem Vorgehen entdeckt.
Hintergrund der Umfrage: Wie sollte das Verhältnis von Arbeit und Freizeit sein? In einer bundesweiten Umfrage unter Arbeitnehmern zeigt sich ein klarer Trend.
Uni und Pharmaunternehmen entdecken neue Antibiotikaklasse
Der Co-Leiter der Studie John Robinson vom Chemie-Institut der Universität Zürich erklärt den Wirkmechanismus so: "Nach unseren Ergebnissen binden die Antibiotika einerseits an fettähnliche Membrankomponenten [...], und andererseits an das Membranprotein BamA, das für den Aufbau der äußeren Hülle von gramnegativen Bakterien essenziell ist."
Daniel Obrecht, Leiter der Forschung bei Polyphor, erklärt gegenüber dem SRF: "Diese Substanzen sind insbesondere aktiv gegen alle von der WHO bezeichneten gramnegativen Superkeime und können alle bekannten Resistenzmechanismen umgehen." Das synthetische Antibiotikum könnte somit eine Lösung für das häufige Auftreten der Resistenzen sein.
Aktuell sind allerdings noch einige Fragen hinsichtlich der Wirkung bei Menschen und der Dosierung offen. Das Medikament befindet sich aktuell noch im Test an Tieren. Wie lange diese Phase noch dauern kann, ist zunächst unvorhersehbar. Die Vorbereitungen für die Anwendung am Menschen sind aber schon in der Planung. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse sind die Forscher zuversichtlich, im Kampf gegen multiresistente Keime einen Durchbruch geschafft zu haben.