Die kalten dunklen Wintermonate laden geradezu dazu ein, länger zu schlafen und im Bett länger zu verweilen. Nun gibt es dafür vielleicht sogar einen wissenschaftlichen Grund: Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern an der Humboldt-Universität in Berlin zeigt auf, dass sich das menschliche Schlafverhalten je nach Jahreszeit deutlich verändert - und das trotz ausreichend künstlicher Lichtquellen. Die Ergebnisse veröffentlichten Aileen Seidler und ihr Team in der Fachzeitschrift Frontiers of Neuroscience.
Insgesamt wurden rund 300 Menschen untersucht, die unter neuropsychiatrischen Schlafstörungen leiden und an deshalb an der Schlafstudie teilnahmen. Davon wurden 188 Personen, die keine Schlafmittel einnahmen, genauer betrachtet. Die Teilnehmer schliefen dafür in sogenannten Schlaflabore ohne Wecker und wurden hinsichtlich der Qualität und Art ihres Schlafs sowie dessen Dauer überwacht.
Neue Studie enthüllt: REM-Phase ist im Winter deutlich ausgeprägter
Durch die Ergebnisse der Untersuchung kamen die Wissenschaftler zu verblüffenden Erkenntnissen: Duschschnittlich schliefen die Teilnehmer in den Wintermonaten eine ganz Stunde länger als im Sommer. Jedoch schänkte Seidler ein, dass diese Beobachtung nicht als repräsentativ betrachtet werden könne. Im Gegensatz zu den verlängerten REM-Schlafphasen.
Diese sind mit unserer inneren Uhr verknüpft und ändern sich mit den Lichtverhältnissen. So verlängerten sich die REM-Schlafphasen der Probandinnen und Probanden im Winter im Schnitt um insgesamt 30 Minuten - auch bei denen, die im städtischen Raum permanent künstlichen Lichtquellen ausgesetzt waren. REM steht für "Rapid Eye Movement", also schnelle Augenbewegung und eine hohe Atemfrequenz.. In dieser Schlafphase ist der menschliche Körper deutlich aktiver. Die Gehirnaktivität nimmt zu und wir träumen. Schlaf verläuft nach einem festgelegten Muster. Der Zyklus beginnt zuerst mit drei Nicht-REM-Phasen, gefolgt von einer REM-Phase.
Im nächsten Schritt soll jetzt untersucht werden, ob sich die Untersuchungsergebnisse bei Menschen bestätigen lassen, die einen gesunden, unterbrechungsfreien Schlaf aufweisen. Erst dann wäre bestätigt, dass auch wir Menschen unsere Schlafgewohnheiten an die Jahreszeiten anpassen – was entsprechende Verhaltensänderungen nahelegen würde. Aileen Seidler und ihr Team vermuten, dass bei gesunden Menschen diese jahreszeitlichen Veränderungen sogar noch stärker ausfallen könnten.