• US-amerikanischem Forscherteam gelingen Fortschritte in der Aids-Forschung
  • mRNA-Impfstoff erzielte vielversprechende Ergebnisse bei Tierversuchen
  • Komplexe Herstellung von virenähnlichen Partikeln zur Bildung von Antikörpern gelungen

Ein Forscherteam aus Maryland hat einen HIV-Impfstoff entwickelt, den die Forschenden mithilfe der mRNA-Technologie hergestellt haben. Die mRNA-Technologie hat somit im Kampf gegen eine weitere Erkrankung vielversprechende Ergebnisse erzielt – nicht nur im Kampf gegen Covid-19. Der Verlauf und die Ergebnisse ihrer Studie wurden in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht.

40 Jahre Forschung brachten kaum Ergebnisse - das soll sich jetzt ändern

Schon seit 40 Jahren wird nach einer möglichen Impfung gegen das HI-Virus geforscht. Bislang blieben die Erfolge größtenteils aus. Der bisher beste Ansatz erreichte in klinischen Studien eine Schutzwirkung von nur rund 30 Prozent. Doch warum verläuft die Impfstoffentwicklung gegen das Virus im Vergleich zum Corona-Virus so langsam? Das liegt am Hüllprotein ENV: Das ENV des HI-Virus ist hochvariabel und verändert sich sehr leicht und sehr schnell. Außerdem sind wichtige Erkennungsmerkmale dieser Proteinhülle durch Zuckeranhänge verdeckt.

Dementsprechend gestaltet es sich überaus schwierig, Antikörper zu erzeugen. "Selbst nach einer natürlichen Infektion bildet nur ein Bruchteil der Betroffenen solche Antikörper", erklären Peng Zhang vom US National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) und seine Kollegen. Die mRNA-Technologie bietet nun neue Chancen, diese Probleme zu überwinden. "Unser experimenteller Impfstoff kombiniert gleich mehrere Merkmale, die die Defizite bisheriger HIV-Vakzinkandidaten ausgleichen", erklärt Seniorautor Anthony Fauci vom NIAID.

Der mRNA-Impfstoff sei daher so vielversprechend, weil er nicht allein den Gencode für das ENV Protein, sondern auch für ein zweites Virenprotein (GAG) enthält. Die Kombination dieser beiden Proteine reicht aus, um im Körper die Bildung virenähnlicher Partikel anzuregen, deren Oberfläche den natürlichen HI-Viren ähnelt. In ersten Tests mit Mäusen führte dies dazu, dass alle geimpften Tiere neutralisierende Antikörper entwickelten, wie Zhang und sein Team berichten.

mRNA-Impfstoff gegen Aids: Viele Booster sind nötig

Die Forscher haben danach an 14 Makaken untersucht, wie gut das Vakzin tatsächlich gegen HIV schützt. Die Hälfte der Affen erhielt jeweils im Abstand von zwei bis drei Wochen eine Dosis der verschiedenen Impfstoffvarianten, die anderen blieben ungeimpft. Wie das Team feststellte, wurde der Impfstoff gut vertragen, lediglich eine vorübergehende Appetitlosigkeit der Tiere stellten die Forschenden fest. Schon nach der ersten Dosis der Auffrischungsimpfung stiegen die Titer der neutralisierenden Antikörper bei den geimpften Affen deutlich an, fielen aber relativ zügig wieder ab. Erst nach der dritten Impfung blieben die Antikörper stabil auf einem hohen Niveau, wie Zhang und seine Kolleg*innen berichten.

Etwas mehr als ein Jahr nach der ersten Impfung injizierten die Forschenden allen Tiere einmal wöchentlich eine verdünnte Lösung von HI-Viren in den After. Bei den ungeimpften Makaken führte dies im Schnitt nach dem dritten Virenkontakt zu einer Infektion. "Im Gegensatz dazu zeigten zwei der sieben immunisierten Tiere auch nach 13 Wochen keinerlei Anzeichen für eine Infektion", berichten die Wissenschaftler. Die restlichen fünf Affen infizierten sich erst mit erheblicher Verzögerung, etwa nach dem achten Virenkontakt.

"Eine solche mRNA-Plattform repräsentiert damit einen vielversprechenden Ansatz für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Aids", erklärte das Forschungsteam, denn die geimpften Tiere hatten somit ein um 79 Prozent verringertes Risiko, sich bei ungeschütztem Kontakt mit dem HI-Virus zu infizieren. Mit diesem Ergebnis sind die Wissenschaftler*innen aber noch nicht zufrieden. Denn eine Impfung, die so viele Booster-Dosen benötigt, bis sie auf eine 79-prozentige Schutzwirkung steigt, sei nicht optimal. 

Aids-Impfstoff: So sieht der Plan für die Zukunft aus

Die virenähnlichen Partikel müssen erhöht werden, um mit weniger Impfdosen einen höheren Schutz gewährleisten zu können. Erst nachdem ein solcher Impfstoff entwickelt und an Tieren getestet worden ist, soll eine erste klinische Studie der Phase 1 folgen. Dabei wird der Impfstoff zunächst gesunden Freiwilligen verabreicht, um die Verträglichkeit für Menschen zu prüfen.