Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist in Deutschland nach Angaben des Ärzteblatts nach dem fast völligen Verschwinden der Poliomyelitis die häufigste Ursache für akute Lähmungen. Bei GBS handelt es sich um eine seltene Nervenerkrankung.
Dabei greift das körpereigene Immunsystem Teile des peripheren (außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks gelegenen) Nervensystems an. Dabei wird die Myelinscheide attackiert. Diese umschließt die Nerven und sorgt für eine schnelle Übertragung von Signalen durch die Nervenbahnen. Durch die falsche Reaktion des Immunsystems können die Nervenzellen Informationen nicht mehr richtig übertragen und die Muskeln nicht mehr auf die Befehle des Gehirns reagieren. Die Folgen können lebensgefährlich sein.
Guillain-Barré-Syndrom: Diese Symptome sind charakteristisch
Die Symptome können beim Guillain-Barré-Syndrom unterschiedlich stark ausgeprägt sein. "Meist setzen die Beschwerden plötzlich ein", berichtet das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs. Die ersten Anzeichen treten meistens in den beiden Beinen auf und breiten sich dann in Stunden bis Tagen nach oben auf die Arme und den Kopf aus. Zu den Symptomen gehören Schwäche und Kribbeln oder Empfindungsverlust. Dazu können die Reflexe abgeschwächt sein oder ganz fehlen. Das National Institute of Neurological Disorders and Stroke listet folgende charakteristische Symptome für das Guillain-Barré-Syndrom:
- Schwäche: Tritt meistens schnell auf und verschlimmert sich über Stunden oder Tage. Die Anzeichen sind in der Regel auf beiden Seiten des Körpers gleich ausgeprägt.
- Veränderte Empfindungen: Durch die Nervenschädigungen, kann das Gehirn abnormale sensorische Signale vom Rest des Körpers empfangen. Dies können zu unerklärlichen, spontanen Empfindungen führen, bei denen es sich anfühlt, als würden Insekten unter der Haut krabbeln.
- Starke Schmerzen: Besonders zu Beginn der Erkrankung können diese im Rücken und den Beinen auftreten.
- Sehstörungen: Betroffene können Doppelbilder sehen und in der Augenbeweglichkeit beeinträchtigt sein, sodass beispielsweise die Lider nicht geschlossen werden können.
- Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken oder Kauen
- Koordinationsprobleme
- Herz-Kreislauf-Probleme: Der Blutdruck kann erhöht sein und es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen.
- Probleme mit der Verdauung oder mit der Blase
Nach spätestens vier Wochen sind die Symptome am stärksten ausgeprägt und entwickeln sich nicht weiter. In den meisten Fällen bilden sich die Beschwerden dann schrittweise zurück. Dieser Prozess kann sich über Wochen bis Monate hinziehen. Da sich selbst milde Symptome aber innerhalb weniger Stunden rasch verstärken können, sollten Betroffene in einem Krankenhaus behandelt werden.
Nervenerkrankung Guillain-Barré-Syndrom kann lebenslange Folgen haben
Dort werden sie medizinisch betreut und ihre Werte werden überwacht. Das ist wichtig, um lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Atemprobleme rechtzeitig zu erkennen, so das österreichische Gesundheitsportal. Im Krankenhaus stehen zwei Behandlungsmöglichkeiten. Dabei dienen Immunglobuline als präferierte Methode. Dabei handelt es sich um eine Lösung aus verschiedenen Antikörpern, die intravenös injiziert wird. Bei der zweiten Option handelt es sich um einen Plasmatausch, bei dem die schädlichen Antikörper aus dem Blut gefiltert werden.
Buch Mein Leben mit dem Guillain-Barré-Syndrom bei Amazon ansehenNach der akuten Krankheitsphase und einem Rückgang der Lähmungen, wird meistens eine Rehabilitation benötigt, bei der gezielt Nerven- und Muskelfunktionen trainiert werden. Nur wenige Betroffene klagen noch Monate oder Jahre später über Schmerzen, Muskelschwäche oder lebenslange Folgen. Mehr als die Hälfte aller GBS-Erkrankten ist nach einem Jahr wieder vollständig genesen.
Die Ursachen, warum das Guillain-Barré-Syndrom entsteht, sind nicht bekannt. Oft entsteht die Krankheit einige Tage bis Wochen nach einer Infektion. Laut des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention litten zwei Drittel der Menschen mit dem GBS Wochen zuvor an Durchfall oder Atemwegserkrankungen. Aber auch nach einer Infektion mit dem Corona-Virus oder einer Grippe kann sich die Nervenkrankheit entwickeln. Wie es in einem wissenschaftlichen Artikel heißt, hätten mehrere Studien einen Zusammenhang von Covid-19 und dem GBS offenbart. Einer Analyse aus dem Journal of Neurology zufolge würden betroffenen Corona-Patienten innerhalb einiger Tage erste Anzeichen des Syndroms spüren.
Guillain-Barré-Syndrom: Weltweite Inzidenz
Das Guillain-Barré-Syndrom tritt in allen Altersklassen auf. Die Erkrankungsgipfel liegen im frühen Erwachsenenalter und vor allem beim älteren Erwachsenen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Weltweit liegt die Inzidenz von ein bis zwei Fallen jährlich pro 100. 000 Einwohnern. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, erklärte der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Zahl der in Deutschland gemeldeten Fälle auf etwa 20 belaufe. Dabei würde die Krankheit bei 80 Prozent der Betroffenen vollständig ausheilen.
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