Die Zahl der Demenzerkrankungen steigt mit dem Alter stetig an, aber auch jüngere Menschen sind zunehmend betroffen. Eine britisch-niederländische Studie hat jetzt analysiert, welche Ursachen "Demenz im jungen Alter" (Young Onset Dementia - YOD) haben könnte. Von dieser Form der Demenz spricht man, wenn bestimmte Symptome schon vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Das Ergebnis der Untersuchung: Es gibt 15 Risikofaktoren für Demenz in dieser Altersgruppe, die meisten davon sind "veränderbare Faktoren".

Diese sollen in zukünftige Initiativen zur Demenzprävention einbezogen werden und neue therapeutische Möglichkeiten eröffnen. Wird die Diagnose "Demenz" schon in einem frühen Stadium gestellt, haben Betroffene noch die Chance, sich an Hilfsangebote zu wenden und ihre Lebensqualität zu verbessern. Hier beschreiben wir die wichtigsten Anzeichen für Demenz.

Verbesserte Diagnostik: Mehr Fälle von Demenz bei unter 65-Jährigen

Bereits im August 2022 hatte die Deutsche Alzheimer Gesellschaft eine Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgestellt, in der das Auftreten von Demenz in unterschiedlichen Altersgruppen beleuchtet wird. Nach diesen genaueren Schätzungen sei davon auszugehen, dass "in Deutschland derzeit mehr als 100.000 Menschen unter 65 Jahren leben, die an einer Demenz erkrankt sind". Dass bei jüngeren Menschen vermehrt solche Fälle entdeckt wurden, führen Experten auf eine verbesserte Diagnostik in den letzten Jahren zurück.

Neurowissenschaftler der University of Exeter (Großbritannien) und der Universität Maastricht (Niederlande) haben jetzt 15 mögliche Risikofaktoren für Demenz bei Menschen unter 65 Jahren ausgemacht. Diese unterscheiden sich teilweise von den Demenz-Risikofaktoren, auf die unter anderem die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hinweist. 

Im Rahmen einer Kohortenstudie werteten die Forscher ein knappes Jahr lang die Daten von über 350.000 Teilnehmern aus - davon waren 55,3 Prozent Frauen und das Durchschnittsalter betrug 54,6 Jahre. Die Ergebnisse der groß angelegten Untersuchung sind am 26. Dezember 2023 in der medizinischen Fachzeitschrift "JAMA Neurology" erschienen.

Studie: 15 Risikofaktoren für Demenz im jungen Alter

Durch eine systematische Prüfung bestehender Forschungsansätze in der Literatur haben die Neurowissenschaftler zunächst 39 potenzielle Auslöser von Demenz für Menschen unter 65 Jahren identifiziert.

Im endgültigen Modell haben sich die folgenden 15 Risikofaktoren dann mit statistischer Signifikanz durchgesetzt:

  • Orthostatische Hypertonie (plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen aus einer liegenden oder sitzenden Position)
  • Niedrige Bildung
  • Niedriger sozioökonomischer Status
  • Soziale Isolation
  • Depression
  • Genetische Risikofaktoren (ApoE-Protein-Status)
  • Alkoholkonsumstörung
  • kompletter Alkoholverzicht
  • Vitamin-D-Mangel
  • Diabetes
  • niedrige Muskelqualität (Handgriffstärke)
  • Hoher Spiegel an c-reaktivem Protein
  • Hörbeeinträchtigung
  • Schlaganfall
  • Herzerkrankungen

Drei Faktoren für geringeres Demenzrisiko

Drei Faktoren waren in der Studie mit einem geringeren Demenzrisiko bei jungen Menschen verbunden:

  • ein gemäßigter Konsum von Alkohol,
  • höhere formale Bildung sowie
  • geringe körperliche Gebrechlichkeit in Form von einer hohen Handgriffstärke.

Insgesamt betrachtet ist die genetische Veranlagung interessanterweise nicht als einzige Ursache aufgeführt, sondern die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gerade auch der Gesundheits- und Lebensstil eine wichtige Rolle spielt.

Interessante Ergebnisse zu Alkoholkonsum: "Healthy drinker effect"

Gleichwohl ist die Studie umkehrt kein Beweis dafür, dass ein übermäßig gesundes Leben vor einer Demenzerkrankung schützt. Der Spiegel geht in seiner Einschätzung der Studie auch auf die Erkenntnisse bezüglich des Alkoholkonsums ein. Auf den ersten Blick könnten die Ergebnisse den Eindruck erwecken, dass sowohl Alkoholexzess als auch Alkoholverzicht negative Auswirkungen habe, moderates Trinken hingegen vor Demenz schützt: Dieser Effekt könne auf den "healthy drinker effect" zurückzuführen sein, wird das Fachteam vom Spiegel zitiert.

Das Phänomen besagt, dass Menschen, die Alkohol konsumieren, oft gesünder als Abstinenzler sind, die aufgrund eines schlechten Gesundheitszustands oder der Einnahme von Medikamenten nicht trinken: "Der Alkohol schützt also nicht vor der Krankheit, sondern bereits bestehende Krankheiten verhindern in diesen Fällen den Alkoholkonsum."

In einer weiteren Kohortenstudie aus dem Jahr 2023 hatten Wissenschaftler nachgewiesen, wie sich durch einen gesunden Lebensstil das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung senken lässt. Demzufolge spielt dabei die Ernährung eine entscheidende Rolle.

Symptome und Anzeichen von Demenz 

"Weg vom Geist" oder "ohne Geist" - so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs "Demenz" aus dem Lateinischen. Und damit sei laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) das zentrale Merkmal der Demenzerkrankung schon beschrieben, nämlich "die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten" im Vergleich zum früheren Ist-Zustand.

Zuerst treten oftmals Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit auf, bevor später dann auch lang gespeicherte Informationen und erlernte Fähigkeiten nicht mehr abruf- und einsetzbar sind. Des Weiteren kommt es zur "Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung", erklärt das BMG. Eine Demenzerkrankung erschüttere somit "das ganze Sein des Menschen - seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben". 

Übrigens kann Autofahren mit Demenz ziemlich gefährlich werden. Angehörige und Betroffene können sich hier umfassend über die Risiken und Alternativen informieren.

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