- Stand der Forschung bei Demenz
- Ursachen der Schwerhörigkeit
- Symptome der Schwerhörigkeit
- Schwerhörigkeit und Demenz
- Prävention
Die weltweite Demenz-Forschung ist sich mittlerweile einig: Es zeichnet sich eine direkte Verbindung zwischen dem Verlust des Hörens und einer Demenzerkrankung ab. Mehrere Studien aus den USA und Deutschland kommen zum gleichen Ergebnis.
Demenz und Schwerhörigkeit: Stand der Forschung
Eine Studie der Universität Leipzig belegt, dass Schwerhörigkeit ein Risikofaktor für Altersdemenz ist. Studienautor Dr. Alexander Pabst berichtet, dass Menschen mit einer Hörminderung ein um 16 Prozent erhöhtes Erkrankungsrisiko für Demenz haben.
Die Leipziger Studie bestätigt, dass Hörbeeinträchtigungen ein weitaus höheres Risiko für eine Demenzerkrankung darstellen als Sehstörungen. Insgesamt 30 Prozent der 3500 an der Studie teilnehmenden Rentner*innen klagten am Anfang der Studie über vermindertes Hören. Rund ein Viertel der Teilnehmenden erkrankte im Laufe der Studien an Demenz. Dabei betrug die durchschnittliche Zeit vom Studienstart bis zum Beginn der Krankheit ca. fünfeinhalb Jahre.
Forscher vom Trinity College in Dublin haben im Rahmen einer Metaanalyse 36 Studien zum Thema Demenz und Schwerhörigkeit zusammengefasst. Die Auswertung unterstützt die These, dass der Hörverlust ein Faktor für den kognitiven Verfall sein kann.
Ursachen der Schwerhörigkeit
Die Hauptursache für Schwerhörigkeit ist das Alter. Die Leistungsfähigkeit der Ohren nimmt laut dem Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte ab dem 50. Lebensjahr ab.
Dies ist vor allem auf Verschleißerscheinungen an den Haarzellen des Innenohres zurückzuführen, aber auch der Hörnerv und das Hörzentrum werden durch den Alterungsprozess beeinträchtigt, berichtet der Berufsverband auf seiner Website.
Es gibt auch angeborene oder durch Krankheiten und Unfälle erworbenen Hörverlust. Doch dieser wird meistens früher diagnostiziert und behandelt.
Symptome der Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit beginnt schleichend. Symptome reichen vom Verlust der Wahrnehmung hoher Töne bis zum erschwerten Folgen eines Gesprächs in einem lauten Umfeld. Viele Geräusche werden als schmerzhaft wahrgenommen.
Wie auf der Website des Bundesverbands für HNO-Ärzte zu lesen ist, zeichnet sich Schwerhörigkeit dadurch aus, dass bestimmte Frequenzen und Tonlautstärken vermindert oder überhaupt nicht mehr gehört werden können. Begleitende Symptome hängen sehr stark von der eigentlichen Ursache und dem Ausmaß der Erkrankung ab. So führen beispielsweise krankhafte Veränderungen im Innenohr oft gleichzeitig zu einem Tinnitus, Schwindelfällen und Gleichgewichtsstörungen, da sich das Gleichgewichtsorgan ebenfalls im Innenohr befindet.
Folgende Symptome können erste Anzeichen von Hörverlust sein:
- Überhören von Naturgeräuschen wie Blätter-, Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher
- Überhören von Haushaltsgeräuschen, d. h. Surren des Kühlschranks, Ticken des Weckers usw.
- Überhören von Telefon oder Klingel
- Verstärktes Gefühl, dass der Gesprächspartner nuschelt und Nachfragen erforderlich macht
- Schlechtes Sprachverstehen bei Geräuschkulisse (z. B. bei Gesprächen in der Gruppe oder bei Unterhaltungen im Restaurant, mit anderen Gesprächen und Musik im Hintergrund)
- Familienmitglieder oder Nachbar*innen beschweren sich über den zu lauten Fernseher bzw. zu lautes Radio
Schwerhörigkeit und Demenz
Ein Forschungsteam der Columbia Universität schreibt, dass der Gehörverlust die Rückbildung des vorderen Hirnbereichs und eine Deregulierung der kognitiven Netzwerke verursache. Das Gehirn müsse sich viel mehr darauf konzentrieren, das Gehörte überhaupt wahrzunehmen und könne weitere Informationen nicht mehr aufnehmen.
Zudem beeinflusse eine Schwerhörigkeit die soziale Interaktion und könne zu Vereinsamung führen. Die dadurch möglicherweise resultierende Depression kann zu einer weiteren Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten führen.
Nicht nur die Schwerhörigkeit, sondern auch das Geschlecht beeinflusst das Demenzrisiko. Forscher*innen haben festgestellt: Frauen erkranken häufiger an Demenz als Männer. Ein Grund dafür könnte der im Alter sinkende Östrogenspiegel sein. Bisher beziehen sich die Studien hauptsächlich auf Männer. Die Ursachenforschung bei Frauen muss noch ausgebaut werden.
Prävention
Doch was ist zu tun, wenn eine Schwerhörigkeit festgestellt wird? Die Studie der Johns Hopkins Universität empfiehlt, dass der Hörverlust mit einem Hörgerät kompensiert werden sollte, um negative Folgen zu vermeiden. Außerdem ermöglicht gutes Hören wieder die Teilnahme am sozialen Leben.
Eine gute Einstellung des Blutdrucks und des Blutzuckers sind aber ebenso wichtig und können der Erkrankung entgegenwirken, erklären die Expert*innen aus Leipzig.
Zudem lässt sich durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung vermutlich das Demenzrisiko verringern. Alle Studien kommen aber zum Ergebnis, es seien weitere Untersuchungen nötig, um den Zusammenhang zwischen Hörverlust, weiteren Risiken und Demenz nachzuweisen.
Fazit - ein Hörtest beim Arzt bietet sich an
Da Demenz nicht heilbar ist, gilt es so gut wie möglich vorzubeugen. Schwerhörigkeit kann behandelt werden. Zögere nicht, zum Arzt zu gehen und einen Hörtest zu machen.