Das Thema Alkohol wird immer wieder heiß diskutiert: Die einen sehen es als harmloses Genussmittel an, andere sprechen sich komplett gegen jeglichen Konsum aus. Dass Alkohol körperliche Schäden verursachen kann, ist gemeinhin bekannt und belegt. Welchen genauen Einfluss Bier, Wein und Co. auf unsere kognitiven Fähigkeiten hat, ist bisher noch nicht hinreichend erforscht.
Eine neue Studie der University of Washington hat sich nun an das Thema Alkohol und Demenz herangewagt und versucht einen Zusammenhang herzustellen. Im englischsprachigen Fachmagazin "Jama Neurology" veröffentlichten die Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse.Kohortenstudie: Steigert Alkohol das Demenzrisiko?
Als wissenschaftliche Grundlage nutzen die Forscher die kumulierten Daten von 3069 Studienteilnehmern, welche über einen Zeitraum von sechs Jahren neuropsychiatrisch beobachtet wurden. Alle Probanden waren älter als 76 Jahre und selbstständig für die Angaben zu ihrem Alkoholkonsum zuständig. Unterteil wurden in Testpersonen...
- ohne Alkoholkonsum (keine Drinks pro Woche)
- mit geringem Alkoholkonsum (0 bis 1 Drink pro Woche)
- mit mittlerem Alkoholkonsum (1 bis 7 Drinks pro Woche)
- mit hohem Alkoholkonsum (7 bis 14 Drinks pro Woche)
- mit sehr hohem Alkoholkonsum (14 oder mehr Drinks pro Woche)
Außerdem wurden die kognitiven Fähigkeiten und Einschränkungen der Probanden überprüft. Unter den 3069 Teilnehmern befanden sich 473 Personen mit "eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten" (MCI).
Alkohol das Demenzrisiko? - Studie liefert kein eindeutiges Ergebnis
Die Ergebnisse der Studie führten zu einigen widersprüchlichen Ergebnissen. Den Resultaten zufolge wiesen Probanden ohne MCI und mit einem hohen Alkoholkonsum die geringeste Demenzinzidenz vor. Alle anderen Gruppen zeigten keine großen Unterschiede.
Bei den Teilnehmern mit MCI war das Ergebnis anders: Bei der Gruppe mit einem sehr hohen Alkoholkonsum war eine um 72 Prozent erhöhte Demenzinzidenz erkennbar. Personen mit hohem Alkoholkonsum hingegen hatten ein reduziertes Demenzrisiko.
Die gesamte Studie wird von den Wissenschaftlern selbst als nicht signifikant, also nicht aussagekräftig eingestuft. Die widersprüchlichen Ergebnisse sind vermutlich auf die zu geringe Probandenanzahl zurückzuführen. Dadurch sind extreme Schwankungen der Forschungsergebnisse möglich, welche nicht die Gesamtheit und somit die Realität widerspiegeln. Außerdem könnten die Resultate durch unerkannte dritte Faktoren beeinflusst worden sein.
Ein Gläschen am Tag soll dennoch das Demenzrisiko senken
Ganz ohne Erfolg soll die Studie allerdings nicht gewesen sein. Den Forschern zufolge sei die Studie signifikant genug, um einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Konsum von einem Drink pro Tag und einem gesenkten Demenzrisiko nachweisen zu können.
Laut Studie soll also ein Glas Alkohol pro Tag die Anfälligkeit für Demenz um die Hälfte senken, im Vergleich zu Personen, die viel seltener Alkohol konsumieren, dann aber gleich zwei oder mehr Drinks zu sich nehmen.