• Scharlach ist eine hochansteckende, bakterielle Infektion.
  • Am häufigsten erkranken Kinder zwischen 5 und 12 Jahren, aber auch Erwachsene können sich anstecken
  • Zu Beginn sind die Symptome unspezifisch. Nach und nach zeigen sich klassische Scharlach-Anzeichen wie Hautausschlag und "Himbeerzunge"
  • In der Regel wird Scharlach mit einem Antibiotikum behandelt

Im letzten Winter rollte eine Scharlach-Welle über Deutschland. Auch im Frühling hat sich die Situation kaum entspannt. Grund genug, sich genauer über die Infektionserkrankung zu informieren.

Was ist Scharlach?

Scharlach (auch: Scharlach-Angina) gilt als klassische Kinderkrankheit. Aber auch Erwachsene können von einer Infektion betroffen sein. Ausgelöst wird die Erkrankung durch sogenannte A-Streptokokken. A-Streptokokken sind Bakterien, die in der Lage sind, Giftstoffe (Toxine) zu bilden. Das Tückische: Die Bakterien bilden unterschiedliche Toxine. Daher sind Mehrfacherkrankungen möglich. Wer eine Scharlach-Infektion überstanden hat, ist - wenn überhaupt - lediglich gegen den spezifischen Giftstoff geschützt, der hinter der ersten Erkrankung steckte.

Bei Scharlach genügt oft eine Blickdiagnose.
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Die Scharlach-Erreger befinden sich meist im Rachenraum. Die Ansteckung erfolgt durch feinste Speicheltröpfchen, die beim Sprechen, Husten oder Niesen zunächst in die Luft und beim Einatmen in die Schleimhaut gelangen. Scharlach kann jedoch nicht nur per Tröpfcheninfektion, sondern auch per Schmierinfektion übertragen werden. Allerdings ist eine Ansteckung über verunreinigte Gegenstände wie Türklinken oder Spielzeug deutlich seltener als die Tröpfcheninfektion.

Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage, selten auch sieben Tage. Da Scharlach hochansteckend ist und größere Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas verhindert werden sollen, ist die Erkrankung laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Aber: Da nicht jeder, der die Krankheitserreger in sich trägt, tatsächlich an Scharlach erkrankt, geben manche die Erreger auch unbemerkt weiter. 

Klassische Scharlach-Symptome

Zu Beginn sind die Symptome sehr unspezifisch. Das macht es schwer, die Erkrankung direkt zu erkennen. Zu den frühen, nicht eindeutigen Krankheitsanzeichen gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Halsschmerzen / Schluckbeschwerden
  • Gliederschmerzen
  • Schüttelfrost
  • schnell ansteigendes und kontinuierliches Fieber

Oft schwellen auch die Lymphknoten am Hals und die Gaumenmandeln an. Bauchschmerzen und Erbrechen können bei einer Scharlach-Infektion ebenfalls auftreten. In dieser ersten Krankheitsphase könnte genauso gut eine Virusinfektion hinter den Beschwerden vermutet werden.

Nach ein bis zwei Tagen treten die folgenden, spezifischeren Symptome auf:

  • fleckig gerötete Mundschleimhaut und Mandeln (die Gaumenmandeln weisen helle Stippchen auf)
  • nicht juckender, feinfleckiger Hautausschlag, der sich von der Leistengegend auf den ganzen Körper ausbreitet (der Hautausschlag kann auch ausbleiben, wenn es sich nicht um eine Erstinfektion handelt)
  • stark gerötete Wangen (ein "Dreieck" bleibt um den Mund herum von der Rötung ausgespart).

Das klassische Scharlach-Symptom ist jedoch die zunächst dick weiß belegte Zunge, die sich nach einigen Tagen stark rötet. Die Geschmackspapillen treten dabei deutlich hervor. Dieses Scharlach-typische Symptom wird umgangssprachlich als "Himbeerzunge" bezeichnet. Nur in seltenen Fällen tritt die Himbeerzunge nicht auf.

Bei Scharlach immer zum Arzt

Bei Scharlach ist in der Regel ein Schmalspurantibiotikum wie Penicillin das Mittel der ersten Wahl. Ein Arztbesuch ist somit dringend angeraten. In seltenen Fällen wird der Verlauf lediglich beobachtet und auf Penicillin verzichtet. Mit Penicillin besteht bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme keine Ansteckungsgefahr mehr. Ohne Antibiotika-Therapie sind Erkrankte bis zu 3 Wochen ansteckend.

Wichtig ist, dass das Penicillin genau nach Anweisung eingenommen wird, um sicherzustellen, dass es richtig wirkt. Es sollte keinesfalls früher abgesetzt werden, selbst wenn die Symptome bereits verschwunden sind.

Mit einer Antibiotika-Therapie ist die Erkrankung in der Regel nach ein bis zwei Wochen komplett ausgestanden. Nach ein bis drei Wochen verblasst auch der Ausschlag endgültig. Ohne Penicillin dauert es oft länger, bis die Erkrankung endgültig überstanden ist. Zur Diagnosestellung genügt Ärzten und Ärztinnen meist eine Blickdiagnose. Bei uneindeutigen Scharlach-Symptomen kann ein Scharlach-Abstrich (Schnelltest) den Verdacht absichern.

"Erste Hilfe" bei Scharlach

Auch wenn ein Arztbesuch unbedingt ratsam ist, können Betroffene selbst zur Besserung der Beschwerden beitragen. Die klassischen Symptome wie Fieber und Schmerzen können bei Bedarf mit frei verkäuflichen Medikamenten gelindert werden. Weiterhin können folgende Maßnahmen bei einer Scharlach-Infektion hilfreich sein:

  • Viel trinken, um die Bakterien "auszuspülen" und den Flüssigkeitsverlust durch das Fieber auszugleichen.
  • Schonen, selbst, wenn die Symptome nachlassen. Eine Scharlach-Infektion kann bei zu viel Aktivität wieder aufflammen.
  • Bonbons lutschen, um den Speichelfluss anzuregen. Das bessert kurzfristig die Beschwerden.
  • Wassereis essen, um den Hals zu kühlen und die Schmerzen zu lindern.
  • Der Darmflora etwas Gutes tun, die durch die Antibiotika-Therapie geschwächt wird (mit Joghurt, Quark oder Vollkornprodukten).

Generell gilt: Bei Scharlach solltest du penibel auf Hygiene achten. Zum einen natürlich, damit sich niemand ansteckt. Zum anderen, damit sich dein Kind nicht selbst reinfiziert. Denn Streptokokken können auf Oberflächen mehrere Monate überleben. Du solltest also unbedingt Handtücher, Bettwäsche et cetera heiß waschen und zudem die Zahnbürste deines Kindes austauschen, sobald es nicht mehr ansteckend ist.

Mögliche Komplikationen

Unbehandelt oder nach abgebrochener Therapie kann Scharlach folgende Komplikationen verursachen:

  • Abszesse an den Mandeln
  • Mittelohrentzündung
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Lungenentzündung.

Sehr selten kann als Spätfolge akutes rheumatisches Fieber auftreten. Dabei handelt es sich um eine autoimmune Reaktion, die mit Entzündungen der großen Gelenke, aber auch des Herzmuskels, des Herzbeutels, der Herzklappen oder der Nieren einhergehen und bleibende Schäden verursachen kann. Als weitere, zum Glück ebenfalls sehr seltene Komplikation, gilt das sogenannte Wundscharlach. Es tritt auf, falls die Scharlach-Erreger in Wunden eintreten. Sollten sie in die Blutbahn gelangen, könnten sie eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Zwar sind solche schweren Komplikationen äußerst selten, dennoch ist Scharlach nicht ganz harmlos und sollte behandelt werden. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht.