- Was ist Gürtelrose?
- Welche Rolle spielt das Varizella-Zoster-Virus bei der Demenz?
- Warum könnte eine Impfung helfen?
Neueste Forschungen legen den Verdacht nahe, dass Herpesviren eine Rolle bei der Entstehung von Alzheimer-Demenz spielen könnten. Zu diesen Viren zählt auch das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose auslöst. Es gibt eine Impfung gegen diese Erkrankungen, die Forschern zufolge nicht nur das Risiko senkt, an Gürtelrose zu erkranken, sondern auch dazu beiträgt, Demenzerkrankungen zu vermeiden.
Wie kommt es zu einer Erkrankung an Gürtelrose?
Fast jeder Mensch kommt im Laufe seines Lebens mit Varizella-Zoster-Viren in Berührung. Bei Erstansteckung bekommst du Windpocken. Das Virus bleibt lebenslang im Körper und bricht bei einer Schwächung des Immunsystems wieder aus, was sich dann in Form einer Gürtelrose zeigt.
Windpocken sind eine typische Kinderkrankheit. Betroffene Kinder bekommen juckende Pusteln, meistens Fieber und fühlen sich schlapp. Da sich Windpocken durch Tröpfcheninfektion übertragen, sind sie hoch ansteckend. Seit 2004 gibt es eine Impfung gegen Varizellen, die von der ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut für alle Kinder ab dem 11. Lebensmonat empfohlen wird. Windpocken gehören trotzdem immer noch zu den häufigsten Kinderkrankheiten, sind aber deutlich zurückgegangen, seitdem es die Impfung gibt.
Eine Impfung gegen Windpocken verhindert einen späteren Ausbruch der Gürtelrose nicht, verringert aber das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, und kann für einen milderen Verlauf sorgen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Herpes-Zoster-Impfung (Gürtelrose-Impfung) allen Personen ab 60 Jahren. Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist oder die eine schwere Grunderkrankung wie Asthma oder Diabetes haben, sollten sich bereits ab 50 Jahren impfen lassen.
Warum könnte eine Impfung helfen?
Forschende aus Wales untersuchten den Effekt der Gürtelrose-Impfung auf das Demenzrisiko. Wie die Pharmazeutische Zeitung berichtete, zeigte die walisische Studie, dass die Impfung gegen das Herpes-Zoster-Virus nicht nur vor Gürtelrose schützt, sondern auch das Risiko einer Demenzdiagnose um 15 bis 20 Prozent senken kann.
Bereits 2009 machten Wissenschaftler Entdeckungen in der Genetik, die darauf hindeuteten, dass das Immunsystem eine Schlüsselrolle unter den Verursachern dieser Art von Demenz spielt. Welche Prozesse genau in der Immunabwehr zur Entstehung von Alzheimer beitragen, ist noch nicht endgültig geklärt. Sicher ist, dass Viren wie das Herpes-Zoster-Virus die Blut-Hirn-Schranke überwinden, wodurch entzündliche Prozesse im Gehirn entstehen können, die wiederum Nervenzellen zerstören. Eine Impfung könnte das verhindern.
Weitere Faktoren, die in Verdacht stehen, eine Alzheimer-Demenz zu begünstigen, sind: Bluthochdruck, Rauchen, Adipositas, Depressionen, ein geringer Bildungsstatus, Hörverlust, körperliche Inaktivität, Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum und soziale Isolation. Jüngste Forschungen ergaben, dass auch ein unbehandelter Sehverlust und hohes LDL-Cholesterin Risikofaktoren für Demenz sind.
Welche Symptome zeigen Demenzkranke?
Eine Demenzerkrankung beginnt schleichend. Betroffene werden zunehmend vergesslich, wobei hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Sie verlieren ihren Orientierungssinn und wirken verwirrt. Die geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab und alltägliche Aufgaben werden zur Herausforderung. Am Ende können Erkrankte sich nicht mehr selbst versorgen, manchmal nicht mehr sprechen und benötigen professionelle medizinische Unterstützung und Pflege. Viele Patienten erfahren zudem eine Gemütsveränderung, die in unterschiedliche Richtungen gehen kann: Manche werden aggressiv, andere eher sanftmütiger.
Verantwortlich für diese Symptome ist die Degeneration des Gehirns. Bildlich betrachtet schrumpft es sogar. Im Gehirn bilden sich Eiweißmoleküle, die Verbindungen zwischen den Synapsen und Zellen verstopfen. Durch die mangelnde Versorgung der Gehirnzellen können entzündliche Prozesse entstehen, die zum Absterben der Gehirnzellen führen. So werden mit der Zeit größere Areale des Gehirns lahmgelegt, was die Ausfallerscheinungen erklärt.
Bei Verdacht auf Alzheimer werden zunächst neuropsychologische Tests mit den Patienten durchgeführt. Dabei handelt es sich um kleine Merk- und Rechenaufgaben. Bekannt ist vor allem der Uhrentest, bei dem ein Ziffernblatt gezeichnet werden soll. Bei fortgeschrittener Demenz können Erkrankte keine korrekte Zeichnung anfertigen. Zusätzlich sind die schädlichen Eiweißmoleküle in der Gehirnflüssigkeit nachweisbar. Bildgebende Verfahren wie MRT und CT können die Diagnose bestätigen und das Ausmaß der betroffenen Areale im Gehirn abbilden. Eine Demenz kann auch in jungen Jahren auftreten, betrifft aber meistens Menschen ab 65 Jahren.
Therapie der Demenzerkrankung
Alzheimer-Demenz kann bisher nicht geheilt werden. Mit einigen Medikamenten ist es nur möglich, den Verlauf zu verlangsamen. Ein neues Medikament namens Leqembi wurde im November 2024 von der Europäischen Arzneimittelagentur empfohlen, ist aber in Deutschland noch nicht zugelassen. Das Medikament hat allerdings schwere Nebenwirkungen und kann die Krankheit ebenfalls nur verlangsamen. Entwickeln Patienten im Verlauf der Demenzerkrankung Angststörungen oder Depressionen, werden Antidepressiva verabreicht.
Da die Ursachen der Krankheit noch nicht geklärt sind, kann eine gezielte Medikation nicht erfolgen. Es besteht noch großer Forschungsbedarf, um eine Therapie zu entwickeln. Deshalb ist es wichtig, der Krankheit so gut wie möglich vorzubeugen.
Hier könnte die positive Wirkung der Gürtelrose-Impfung auf das Demenzrisiko ein großer Schritt in der Demenzprävention sein. Immer mehr Analysen zeigen, dass Menschen nach einer Gürtelrose-Impfung ein geringeres Demenzrisiko aufweisen. Dabei spielt die Wahl des Impfstoffs eine wichtige Rolle. Die Fachzeitschrift Nature Medicine berichtet von einer Studie der Universität Oxford, in der zwei verschiedene Gürtelrose-Impfstoffe verglichen wurden. Es hat sich herausgestellt, dass der Impfstoff Shingrix vermutlich besser vor Demenz schützt als Zostavax.