Was kann Prostatakrebs verursachen? Über die Krebserkrankung schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft: "Bei Prostatakrebs, auch Prostatakarzinom genannt, handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse des Mannes. Prostatakrebs ist in Deutschland unter Männern die häufigste Krebserkrankung. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit etwa 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert."

Weitere Informationen über die Erkrankung verraten, dass eine genaue Ursache für ihre Entstehung noch nicht bekannt ist. Bei Focus.online heißt es weiter, dass Klarheit nur über einige Risikofaktoren herrscht, zu denen das Alter, die Ernährung, die Lebensführung und familiäre Veranlagungen zählen. Eine neue Studie, erschienen in der Fachzeitschrift "Environmental Health Perspectives", zeigt nun auf, unter welchen Umständen Leitungswasser das Krebsrisiko erhöhen kann.

Nitrat und Trihalomethane - Verunreinigungen im Wasser als Risikobestandteile

Die Entdeckung eines möglichen Zusammenhangs zwischen dem Trinken von Wasser und Prostatakrebs gelang Wissenschaftlern des Barcelona Institute for Global Health, die bestimmte Stoffe im Wasser auf ihre Prostatakrebs fördernde Wirkung hin untersuchten: Nitrat und Trihalogenmethane (THM) kommen oft als Bestandteile in Leitungs- und Flaschenwasser vor. Nitrat befindet sich eigentlich in Düngemitteln, die in der Landwirtschaft Anwendung finden. Durch Regen gelangt es allerdings in das Grundwasser und in Flüsse. THM ist ein Nebenprodukt der Trinkwasserdesinfektion durch Chlor, kann aber auch über die Atemwege und die Haut aufgenommen werden, schreibt die FrankfurterRundschau

Um zu sehen, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Belastung des Trinkwassers mit beiden Stoffen und einem daraus resultierenden höheren Krebsrisiko für Männern besteht, an Prostatakrebs zu erkranken, untersuchten die Forscher 697 Prostatakrebs-Betroffene, die in den Jahren von 2008 bis 2013 in spanischen Krankenhäusern lagen. 97 von ihnen hatten dabei sehr aggressive Tumore. Dieser Gruppe stellten sie eine Kontrollgruppe aus 927 Männern im Alter von 38 bis 85 Jahren gegenüber, die nicht erkrankt und gesund waren.

Mithilfe der im Laufe der Studie erhobenen Daten zum Trinkwasserkonsum der beteiligten Probandengruppen errechneten die Forscher, wie viel Nitrat und THM jeder einzelne Teilnehmer seit seinem 18. Lebensjahr durchschnittlich aufgenommen hatte. Dabei war von Interesse, die Menge an aufgenommenem Trinkwasser (die ungefähre Anzahl der Gläser pro Tag), die Herkunft des Flaschenwassers, als auch der jeweilige Wohnort. Denn der Anteil der untersuchten Stoffe im Leitungswasser unterscheidet sich von Region zu Region.

Krebsstudie bringt neue Erkenntnisse - Höheres Risiko erkannt

Am Ende stellte sich bei der Auswertung der Daten heraus, dass das Krebsrisiko mit der Höhe des Nitratkonsums über das Trinkwasser ansteigt. Durch den Vergleich der beiden Probandengruppen miteinander war zu sehen, dass eine hohe Nitrataufnahme mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs einherging. Wer im Durchschnitt mehr als 14 Milligramm Nitrat pro Tag in seinem Leben über Wasser aufnimmt, hat demzufolge eine 1,6 Mal höhere Wahrscheinlichkeit Prostatakrebs zu entwickeln. 

Noch höher fällt das Risiko aus, an einer besonders aggressiven Form von Prostatakrebs zu erkranken. Es beträgt gleich das Dreifache gegenüber denjenigen, die weniger als 6 Milligram pro Tag im lebenslangen Durchschnitt zu sich nehmen. Deswegen hat die Studienleiterin Carolina Donat-Vargas in einer Pressemitteilung dazu gemahnt, die Ergebnisse ernst zu nehmen: "Wir hoffen, dass diese und andere Studien zu einer Überprüfung der zulässigen Nitratwerte im Wasser anregen, um sicherzustellen, dass keine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht."

Studienleiterin warnt vor entdeckten Zusammenhang - weitere Studien nötig

Wichtig ist aber zu betonen, dass nicht jeder Mann an Prostatakrebs erkrankt, der hohen Nitratwerten ausgesetzt ist. Um einen kausalen Zusammenhang zu belegen, so Donat-Vargas, bräuchte es noch weitere Forschungsarbeit. Bis jetzt sei die Studie nur der Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Nitratbelastung des Trinkwassers und einem damit einhergehenden höheren Risiko für Männer an Prostatakrebs zu erkranken. 

Bezüglich THM waren die Ergebnisse der spanischen Studie weniger eindeutig. Hier war kein Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und dem Trinken von Wasser festzustellen. Aber auch in diesem Fall deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass eine zu hohe Konzentration des Stoffes im Wasser durch Inhalation und der Aufnahme über die Haut, beispielsweise während des Duschens, eine Rolle spielen könnte.

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