- Immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken an Depressionen
- So äußern sich Symptome einer Depression
- Das können Eltern tun
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) stellte 2021 anhand einer Studie fest, dass die Anzahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression explizit in Bezug auf den ersten Corona-Lockdown deutlich angestiegen ist. "Durch die Pandemie sind zusätzlich 477.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren von depressiven Symptomen betroffen." Die auftretenden Symptome "reichten dabei von stillem Rückzug bis zu Verhaltensauffälligkeiten und Essstörungen".
Symptome einer Depression
Generell handelt es sich bei Depressionen um psychische Störungen, "bei denen über längere Zeiträume charakteristische Symptommuster mit ausgeprägten Stimmungsveränderungen auftreten."
Zu diesen Symptomen zählen zum Beispiel:
- Antriebsmangel und Freudlosigkeit
- Denk- und Konzentrationsstörungen
- Müdigkeit und Energiemangel
- geringes Selbstwertgefühl
- Schlafstörungen
Ob Jugendlicher oder Erwachsener: Gelegentliche Stimmungsschwankungen, Traurigkeit oder Lustlosigkeit gehören zum Leben dazu. Nachweislich ändert sich vor allem in der Pubertät viel im jugendlichen Körper, insbesondere in seinem Gehirn. Das für Emotionen verantwortliche limbische System reift beispielsweise schneller als der vorderste Bereich, der präfrontale Cortex, in dem Funktionen wie Aufmerksamkeit, Nachdenken, Entscheidung und Planung gesteuert werden. Und so haben in dieser Entwicklungsphase Emotionen Vorfahrt und es entsteht eine Achterbahn an Gefühlen. Die Folge: Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt geben sich die Klinke in die Hand.
Wichtig in dem Zusammenhang ist zu wissen, dass Ursachen und Verläufe, Formen und die Grade der Ausprägungen bei Depressionen sehr unterschiedlich sind. "DIE" Depression gibt es somit nicht. Meist sind es außergewöhnlich belastende Lebensereignisse, die Depressionen auslösen. Mit Blick auf Kinder und Jugendliche gehören sicher pandemiebedingte Schulschließungen, vermehrtes Homeschooling und die Einschränkungen sozialer Kontakte zu solchen belastenden Ereignissen. Wobei nicht alle Menschen bzw. Kinder und Jugendliche auf einschneidende Ereignisse mit einer Depression reagieren.
Neben dem zeitlichen Andauern bestimmter auffälliger Verhaltensweisen können abhängig vom Alter auch folgende Symptome auf eine Depression hinweisen:
- Kleinkinder bis drei Jahren zeigen z.B. wenig Gestik und Mimik. Sie verhalten sich ängstlich und gehemmt, haben wenig Interesse an Aktivitäten und starten keine Versuche, ihre Umgebung zu entdecken. Depressive Kleinkinder fallen entweder durch besonders babyhaftes oder aber seltsam erwachsenes Verhalten auf.
- Kinder bis sechs Jahren reagieren leichter gereizt, sind stimmungslabil, oft sehr still und zeigen eine ausgeprägte Rückzugstendenz. Müdigkeit, Ess- und Schlafstörungen sowie Bauch- und Kopfschmerzen sind erkennbare Symptome. Auch der Rückfall in frühkindliche Phasen (Bettnässen) kann ein deutliches Signal sein.
- Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren leiden im Falle von Depressionen an einer übertrieben negativen Selbsteinschätzung mit auffälligen Hemmungen und ausgeprägten Zukunftsängsten. Sie suchen nicht den Kontakt zu Gleichaltrigen oder zeigen eine generelle Bindungslosigkeit zu anderen Kindern. Sie grübeln viel, und weisen Störungen in den Bereichen von Konzentration und Leistung auf. Auch ihre Kreativität und Fantasie sind vergleichsweise niedrig ausgeprägt.
- Im Alter bis zu 18 Jahren zeigen sich betroffene Jugendliche apathisch, grenzen sich selbst sozial aus und leiden unter Ess- und Schlafstörungen. Insbesondere sind es hier extreme Schwankungen der emotionalen Befindlichkeit, die auffallen. Hinzu kommen Selbstzweifel, generelle Angst, Konzentrations- und Leistungsstörungen.
Das können Eltern tun
Weil es eben besonders in diesen Altersphasen schwierig ist, entwicklungstypische Veränderungen von einem etwaig depressiven Krankheitsbild zu unterscheiden, sollten Eltern immer besonders achtsam sein. Auffälligkeiten, die sich über mehrere Monate konstant zeigen, können dann ein konkreter Anhaltspunkt für eine Depression sein. Hier ist es ratsam zunächst das Gespräch zu suchen - auch wenn gerade das oftmals im mittleren Adoleszenzalter nur schwer zu erreichen ist. Interesse zeigen und sich mehr Zeit nehmen (und dabei vielleicht auch über den eigenen Schatten springen) kann den Zugang jedoch erleichtern. Die aktuellen und nun fast zwei Jahre andauernden Einschränkungen in Verbindung mit der Corona-Pandemie machen nicht nur Erwachsenen zu schaffen. Kinder und Jugendliche sind gerade in ihren noch nicht abgeschlossenen Entwicklungsphasen den oft willkürlich anmutenden und in ihrer Konsistenz schwer nachzuvollziehenden Maßnahmen hilflos ausgesetzt. So kritisieren z.B. auch die Landesverbände Schulpsychologie und der Kinderschutzbund in ihrem Positionspapier aus dem Jahr 2021, dass im Rahmen des Pandemiemanagements "grundlegende Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen [...] unzureichend beachtet" werden.
Psychiater und Therapeuten*innen für Kinder- und Jugendliche sind im Falle konkreter Anzeichen die richtigen Ansprechpartner*innen. Sie können im Zuge einer Differenzialdiagnose feststellen, inwieweit ein depressives Krankheitsbild vorliegt. Zu empfehlen sind darüber hinaus Internetportale wie www.ich-bin-alles.de (Infoportal zur Depression und psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen) oder das der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Sie bieten umfassende Informationen zum Krankheitsbild und nennen mögliche Anlaufstellen für ratsuchende Eltern.
Lesetipp: Während der Corona-Pandemie haben Depressionen, nicht nur bei Kindern, deutlich zugenommen.
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