• Chinesische Medizin: Leben nach der Organuhr
  • Organe arbeiten zu unterschiedlichen Uhrzeiten
  • Energie tanken und Energie freisetzten - so geht's

Ein Leben nach der "Organuhr" führen: Das klingt im ersten Moment ziemlich esoterisch. In Wahrheit stammt dieser Lebensstil aus der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Dieser Lehre nach sind unsere Organe an einen natürlichen Rhythmus gekoppelt. Haben wir also ein bestimmtes Leiden - das vielleicht sogar jeden Tag zur selben Zeit auftritt - kann man es mithilfe der Organuhr einem Organ zuordnen und gezielt bekämpfen. Das große Ziel für Menschen, die nach der Organuhr leben, ist die Findung und Bewahrung des eigenen inneren Gleichgewichts. Anders gesagt, ein rundum unbeschwertes Leben

Chinesische Medizin: So geht das Leben nach der Organuhr

Das Prinzip ist einfach: zwölf Organe sind jeweils an zwei aufeinanderfolgende Stunden des Tages gekoppelt. Die TCM stellt das als Uhr mit 24 Stunden und zwölf Abschnitten dar. Das Ziffernblatt ist in zwölf verschiedenfarbige Abschnitte geteilt, die jeweils zwei Stunden abdecken. Die jeweiligen Organbezeichnungen stehen in den zugehörigen Segmenten. 

Um die Organuhr richtig zu verstehen, muss man die Philosophie der TCM dahinter verstehen. Der Mensch wird als eine Einheit betrachtet, die aus Körper, Geist und der Seele besteht. Dafür, dass dieses ganze System harmonisch funktioniert, sorgt die Lebenskraft, die Qi genannt wird, erklären Ärztin und Homöopathin Manuela Mai und Medizinjournalistin Sabine Schrör auf dem Portal netdoktor.de. Das Qi durchströmt auf Energiebahnen permanent den Körper. Diese unsichtbaren Bahnen werden in der TCM als Meridiane bezeichnet. Es gibt zwölf Hauptmeridiane, die jeweils einem Organ zugeordnet werden und alle miteinander verknüpft sind.

Die Lebenskraft Qi benötigt zwei Stunden, um durch einen der Hauptmeridiane zu fließen und zum nächsten zu gelangen. In den 24 Stunden des Tages hat das Qi also einmal den gesamten Körper durchquert. Solange sich das Qi in den jeweiligen Meridianen aufhält, ist die Energieversorgung dort höher als in den anderen Energiebahnen. Genau zwölf Stunden nachdem das Qi einen Meridian durchquert hat, befindet sich dann dieser Meridian in einer Ruhepause. 

Unbeschwertes Leben durch die Organuhr: So funktioniert das

Beispielsweise beginnt um 7 Uhr morgens die Zeit des Magens und 12 Stunden später, gegen Ende der Zeit der Niere, 19 Uhr, hat der Magenmeridian seine Pause. Dieser Rhythmus wiederholt sich jeden Tag, genau zur gleichen Zeit und immer in der gleichen Reihenfolge. Wenn es aber zu Störungen in einem bestimmten Meridian kommt, kann das zu einem Energiestau und zu möglichen Blockaden führen. Die Folge davon können sich dann in Form von Problemen mit dem jeweiligen Organ äußern.

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Was muss man also tun, um ein Leben gemäß der Organuhr zu führen, um solche Probleme zu bekämpfen und vorzubeugen? Grob gesagt, solltest du deine Lebensführung nach der Organuhr ausrichten. Mit gezielten Übungen aus dem Tai-Chi oder dem Qi-Gong, chinesischen Heilkräutern und Akupunktur- oder Akupressurbehandlungen kannst du deine Organe schützen und stärken. Aber auch schul- oder alternativmedizinische Medikamente können entsprechend der Organuhr eingenommen werden.

Die ausgeführten Übungen, oder Behandlungen sollten immer zu den jeweiligen Hochphasen des betreffenden Meridians stattfinden. Ausnahmen stellen der Gallenblasenmeridian, Lebermeridian und Lungenmeridian dar, weil du um diese Zeit schlafen solltest. Zu den Ruhezeiten der Meridiane sollte man sie schonen. Beispielsweise sollte man in der Ruhezeit des Magenmeridians von 19 bis 21 Uhr auf große und schwere Mahlzeiten verzichten und wenn überhaupt zu leicht verdaulicher Kost greifen.

5 Uhr bis 7 Uhr: Maximalzeit des Dickdarms

Der Dickdarm zählt zu den reinigenden Organen. In seiner Phase fällt es dem Körper besonders leicht eine Reinigung durch das Entleeren des Darms zu erzielen. Um diesem Prozess zu helfen ist es ratsam, den Tag ruhig und gemächlich anzugehen und nach dem Aufstehen, ein Glas lauwarmes Wasser zu trinken. Auch eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, entspannt in den Tag zu starten.

Mögliche auftretende Beschwerden bei Problemen mit dem Dickdarmmeridian können sich durch Probleme mit der Lendenwirbelsäule, Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Krämpfe, Allergien, Kopfschmerzen oder Migräne äußern.

7 Uhr bis 9 Uhr: Maximalzeit des Magens

Das ist die perfekte Zeit, um den Körper mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, um nach dem vorhergehenden Reinigungszyklus wieder Energie zu tanken. Die TCM hält dazu an, zu dieser Zeit die größte und reichhaltigste Mahlzeit des Tages zu sich zu nehmen. Man sollte sich beim Frühstücken Zeit für die Mahlzeit nehmen und sich nicht mit zu viel Denken und Grübeln belasten. Empfohlen wird ein warmes Essen, wie eine Suppe, Grießbrei, Haferbrei oder Porridge mit gedämpftem Obst.

Zu den Beschwerden, die bei einer Störung des Magenmeridians auftreten, zählen Sodbrennen, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Magenschleimhautentzündungen, Mundgeruch und psychische Probleme.

9 Uhr bis 11 Uhr: Maximalzeit der Milz

In dieser Zeitspanne befindet sich der Körper an seinem Leistungshöhepunkt. Dank einer verstärkten Adrenalinausschüttung und Milzleistung sind Denkfähigkeit, Widerstandskraft und Wundheilung auf ihrem Tagesmaximum. Um diese hohe Leistungsbereitschaft des Körpers zu nutzen, solltest du Prüfungen oder medizinische Eingriffe auf eine Uhrzeit in dieser Zeitspanne legen. Vermieden werden sollte eine schwer verdauliche Mahlzeit, um das System nicht zu belasten.

Mögliche auftretende Beschwerden mit dem Milzmeridian können Rastlosigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Wassereinlagerungen in den Beinen sowie übertriebener oder untertriebener Appetit sein.

11 Uhr bis 13 Uhr: Maximalzeit des Herzens

Der Herzmeridian ist für das Kreislaufsystem zuständig, aber auch das emotionale Gleichgewicht wird davon reguliert. Ungefähr ab 12 Uhr Mittags bereitet sich der Körper darauf vor ein Mittagessen zu verdauen. Der Höchstpunkt der Leistungsbereitschaft ist nun vorüber. Daher sollten anspruchsvollere Aufgaben wie Besprechungen oder Telefonate vor 12 Uhr erledigt werden, damit die Zeit nach 12 Uhr für Tätigkeiten genutzt werden kann, die Ihnen Kraft für den restlichen Tag geben. 

Nutze die Zeit dafür, sich mit Freunden oder der Familie zu treffen, lache viel und halte dich von Stress und übermäßiger Anstrengung fern. Außerdem solltest du in dieser Zeit mittagessen. Dabei solltest du am besten eine kleine und leicht verdauliche Mahlzeit essen und größere Mengen an Fleisch vermeiden.

Mögliche Probleme im Herzmeridian können zu innerer Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Lustlosigkeit, Emotionslosigkeit und vermehrtem Schwitzen führen.

13 Uhr bis 15 Uhr: Maximalzeit des Dünndarms

In dieser Zeit benötigt der Körper erstmal Zeit und Energie für das Verdauen des Mittagessens. Erst ab 14 Uhr steigt die Leistungsbereitschaft wieder etwas an und mit ihr auch die Konzentrationsfähigkeit. Das Immunsystem beginnt ebenfalls wieder verstärkt zu arbeiten.

Körperliche Anstrengung sollte komplett vermieden werden. Ein Mittagsschläfchen, oder auch ein entspannter Spaziergang ist zu dieser Zeit eine gute Beschäftigung. Sollte beides nicht möglich sein, nimm dir wenigstens die Zeit für eine kurze Pause.

Beschwerden, die durch eine Störung des Dünndarmmeridians hervorgerufen werden, können sich in Form von Erschöpfungszuständen, Verstopfung, Blähungen, Durchfall, Ruhelosigkeit oder Angstzuständen äußern.

15 bis 17 Uhr: Maximalzeit der Harnblase

Zu dieser Zeit kommt es zu einer vermehren Urinproduktion und daher auch zu verstärktem Harndrang, da der Harnblasenmeridian und sein Partnermeridian, der der Niere, verstärkt vom Qi durchströmt werden. Auch zur Zeit dieses Meridians vollzieht der Körper wieder eine Reinigung.

Sinnbildlich steht der Harnblasenmeridian in der TCM für Leistungsbereitschaft und entschiedenes Handeln. Diese Zeit eignet sich wieder für Aufgaben, die viel körperliche und geistige Anstrengung benötigen. Es ist die perfekte Zeit um Sport zu treiben, oder größere Projekte anzugehen. Unterstütze deinen Körper in dieser Zeit gezielt mit viel Wasser oder ungesüßtem Tee. 

Probleme mit diesem Meridian können zu Harnwegsinfektionen, Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Halswirbelsäulen- beziehungsweise Nackenproblemen führen.

17 Uhr bis 19 Uhr: Maximalzeit der Niere

Der Körper bereitet sich in dieser Zeit langsam auf die Ruhephase des Abends und der Nacht vor. Puls- und Blutdruckwerte fangen bereits an zu sinken, obwohl unser Leben gerade in dieser Zeit meist noch auf Hochtouren läuft. Die Niere reguliert laut TCM den gesamten Energiehaushalt und ist für viele verschiedene Bereiche zuständig: Wachstum, Sexualtrieb und Fruchtbarkeit. Daher ist dieses Organ besonders wichtig.

Wenn zu dieser Zeit gegessen wird, dann am besten wenig und leicht verdauliche Kost. Schwere Mahlzeiten sollten ab dieser Tageszeit gar nicht mehr verzehrt werden, auch kein Salat, der zu den schwer verdaulichen Lebensmitteln zählt. Eine Tasse Kräutertee dagegen hilft zu dieser Zeit der Niere beim Entgiften. Außerdem sollte meditiert oder Yoga gemacht werden - oder auch andere Übungen, die dem inneren Gleichgewicht dienen.

Probleme mit dem Nierenmerdian äußern sich als Wachstumsstörungen, Schlaflosigkeit, sexuelle Störungen, ständiger Harndrang, Ängstlichkeit und psychische Probleme. 

19 bis 21 Uhr: Maximal des Perikards (Herzbeutel)

Der Perikard ist der Beschützer der Herzensenergie. Ohne einen harmonischen Energiefluss im Perikardmeridian kann kein Einklang zwischen Körper und Seele bestehen. Der Herzbeutel schützt vor allem vor negativen Einflüssen und ist für die Steuerung von Libido und Kreislauf zuständig. 

Der Körper sollte zu dieser Zeit vor negativen Einflüssen geschützt werden. Das kannst du tun, indem du das Abendessen schon vor diese Zeitspanne zu dir nimmst. Mache es dir gemütlich und verbringe diese Zeit mit Familie und Freunden. Solltest du doch noch etwas essen wollen, dann achte darauf, dass es sehr leicht und möglichst fettfrei ist.

Probleme mit dem Perikard können zu Herzrasen, Bluthochdruck, Schwindel, Magenbeschwerden, Panikanfällen, Verdauungsbeschwerden und Fieber führen.

21 Uhr bis 23 Uhr: Maximalzeit des Dreifacherwärmers

Der Dreifacherwärmer ist laut der TCM kein spezielles Organ, er käme aber dem schulmedizinischen Stoffwechsel wohl am nächsten. Der Dreifacherwärmer reguliert das Nervensystem und wirkt sich auf alle Organe aus. Flüssigkeitshaushalt, Temperaturempfinden und Immunsystem können so entscheidend reguliert werden. Der Körper bereitet sich zu dieser Zeit abschließend auf die Nachtruhe vor.

In dieser Zeit sollte keine Nahrung mehr aufgenommen werden. Du solltest stattdessen den Tag ausklingen lassen - mit Kräutertee und Wasser. Entspanne und meditiere oder nehme dir Zeit für deinen Partner.

Probleme mit dem Meridian des Dreifacherwärmers können sich durch Einschlafschwierigkeiten, Temperaturempfindlichkeit, Verdauungsbeschwerden oder niedrigen Blutdruck äußern.

23 Uhr bis 1 Uhr: Maximalzeit der Gallenblase

Der Stoffwechsel ist an einem sehr trägen Punkt angekommen und alle Funktionen sind heruntergeregelt: Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur. Der Körper sollte schlafen und kann sich entspannen, während er sich selbst entgiftet. Falls du doch noch nicht schlafen solltest, vermeide unbedingt den Konsum von Alkohol, Nikotin und Lebensmitteln.

Probleme mit dem Meridian der Gallenblase können sich als folgende Beschwerden äußern: Verdauungsbeschwerden, besonders bedingt durch fettes Essen, Durchfall, Gallensteine, Schlafstörungen, Hexenschuss, Tinnitus oder Trigeminusneuralgie.

1 Uhr bis 3 Uhr: Maximalzeit der Leber

Die Leistungsfähigkeit ist in dieser Phase auf dem absoluten Tiefpunkt. Die Zeit wird vom Körper für die physische und psychische Entgiftung verwendet, auch die Regeneration der Haut läuft auf Hochtouren. Die Leber wird von der TCM auch als das "Haus der Seele" bezeichnet. Dementsprechend hängen Tatendrang und Entschlossenheit von einem ungehinderten Qi-Fluss im Lebermeridian ab.

Der Schlaf sollte in dieser Zeit unter keinen Umständen gestört werden. Menschen mit Leberproblemen tendieren oft dazu, genau zu dieser Zeit aus ihrem Schlaf zu erwachen. Nach Möglichkeit solltest du zu dieser Zeit nicht Auto fahren und auch keine sensiblen Maschinen bedienen - also alles, was mit Konzentrationsfähigkeit verknüpft ist, denn diese ist auf ihrem Leistungsminimum.

Probleme mit dem Meridian der Leber können sich als folgende Beschwerden äußern: Augenprobleme, Schlafstörungen, Hautbeschwerden, Migräne, Schwindel.

3 Uhr bis 5 Uhr: Maximalzeit der Lunge

Die Lunge ist ebenfalls ein reinigendes Organ und vollzieht ihre Reinigung während des Schlafes. Unterstützen kannst du diesen Prozess, indem du zumindest vor dem Schlafengehen gut lüftest. Noch besser wäre es, wenn du das Fenster die ganze Nacht geöffnet lässt. 

Mögliche auftretende Beschwerden bei Problemen mit dem Lungenmeridian können sich in Form von Allergien, Hautproblemen oder erhöhter Infektanfälligkeit äußern. Aber auch negative Gefühle und verstärktes Schwitzen können auftreten.

Fazit: Was bringt das Leben nach der Organuhr?

Ein Leben nach der Organuhr richtet sich der TCM zufolge nach dem natürlichen Rhythmus unseres Körpers. Jedem Organ wird eine Zeitspanne von zwei Stunden zugewiesen, in der das jeweilige Organ besonders aktiv ist und von Qi durchflossen wird. Sowohl unsere Ernährung, als auch die Aufgaben, die wir verrichten, können dabei Einfluss darauf nehmen, ob das Qi ungehindert fließen kann. Wer sich in seinem Tagesablauf nach der Organuhr richtet, sorgt also dafür, dass das Qi optimal durch den Körper fließt, was wiederum gut für die Gesundheit sein soll - aber auch das innere Gleichgewicht. Die Organuhr und alles rund um TCM sind letztendlich jedoch nicht für jeden geeignet: Während viele Menschen nicht an die TCM glauben, schwören andere darauf - wie so oft heißt es also "Probieren geht über Studieren". Etwas falsch machen kann man mit dieser Lebensweise auf jeden Fall nicht.

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