Pilzerkrankungen können für Menschen tödlich enden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte daher bereits im Herbst 2022 vor 19 krankheitserregenden Pilzen, die laut Experteneinschätzung eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen.

Nun breitet sich der Hefepilz "Candida auris" in den USA rasant aus. Und die Sterberate ist erschreckend hoch.

WHO warnt vor Hefepilz "Candida auris"

Obwohl Pilzerkrankungen lebensgefährlich sein können, bekommen sie nach Einschätzung der WHO viel zu wenig Beachtung und müssen noch besser erforscht werden, um entsprechende Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Der Krankheitserreger, der den Gesundheitsexperten aktuell besonders Sorge bereitet, heißt "Candida auris". Er befalle vor allem Patienten in Krankenhäusern und sei gegen viele Wirkstoffe und Desinfektionsmittel resistent. Entdeckt wurde er bereits 2009 in Japan.

Während gesunde Menschen für eine Ansteckung weniger gefährdet sind, kann sich der Hefepilz in Kliniken unter Patienten, die gesundheitlich bereits geschwächt sind, schneller verbreiten. Laut einer aktuellen Studie, die am 21. März 2023 im Fachmagazin "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht wurde, haben die Klinikfälle in den USA rapide zugenommen: 2019 wurde bereits eine Zunahme von 44 Prozent verzeichnet, 2021 waren es 95 Prozent.

In 17 US-Bundesstaaten wurde Candida auris bereits nachgewiesen. In konkreten Zahlen waren es laut dem Forschungsteam bis Ende 2021 3270 Fälle, die klinisch behandelt wurden, und 7413 Fälle, bei denen es zumindest zu einer Diagnose kam. Die Zahl der Fälle, in denen Patienten gegen Arzneistoffe resistent waren, habe sich 2021 im Vergleich zu den Vorjahren verdreifacht. Die Forscher sprechen in ihrer Studie von einer "dramatischen Zunahme". In Kalifornien, New York, Florida, Illinois, Texas und Nevada wurden 2022 eine Menge Fälle registriert, die meisten davon in Krankenhäusern und Pflegeheimen. In den USA gibt es seit 2019 sogar eine Meldepflicht für Candida auris. 

Wie steckt man sich mit "Candida auris" an und was sind Symptome einer Erkrankung?

Der Hefepilz übertrage sich durch Schmierinfektionen, aber nicht durch die Luft. "Für die meisten Pilzerreger gibt es keine schnellen und sensitiven Diagnostika, und die vorhandenen sind weltweit weder allgemein verfügbar noch erschwinglich", erläutert die WHO. Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen oder eingeschränktem Immunsystem bekämen leicht Pilzinfektionen, die oft spät erkannt würden und immer öfter nicht durch vorhandene Medikamente geheilt werden können.

Bei einem Befall werden das Herz, das Zentrale Nervensystem sowie die Augen, Knochen und inneren Organe angegriffen. Auch eine Blutvergiftung, auch Sepsis genannt, kann auftreten. Laut WHO liege die Sterberate zwischen 29 und 53 Prozent. Zu klassischen Symptomen einer Candida-auris-Erkrankung zählen:

  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Niedriger Blutdruck

Fälle von "Candida auris" in Deutschland

Auch in Deutschland verbreitet sich der Hefepilz, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet. Bisher habe es rund 40 klinische Fälle gegeben, von denen keiner tödlich verlief, erklärt Oliver Kurzai. 2019 steckte beispielsweise eine Patientin auf der Corona-Station der Berliner Charité einen anderen Patienten mit dem Hefepilz an, bei dem anschließend eine Sepsis diagnostiziert wurde. Kurzai leitet das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen in Jena und ist seit 2017 zudem Professor am Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie der Universität Würzburg. Der Pilz werde bei Routineuntersuchungen oft "übersehen" und sei selbst nach einer Diagnose schwer zu behandeln, wird Kurzai in einer Stellungnahme des Leibniz Instituts zitiert.

Sollte sich der Pilz auch hierzulande in Kliniken, Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen ausbreiten, "haben wir ein großes Problem", warnt Kurzai im Interview mit Focus-Online. Innerhalb Europas gab es bereits Ausbrüche in England, Italien, Spanien und Griechenland. Kurzai und seine Kollegen plädieren daher dafür, auch in Deutschland eine Meldepflicht einzuführen und eine Verbreitung in Kliniken mithilfe strengerer Hygienemaßnahmen zu verhindern.

Das Gefährliche daran: Eine Diagnose zu stellen, ist derzeit recht schwierig. Der Pilz kann nur durch eine umfangreiche Blutuntersuchung erkannt werden. Wird "Candida auris" einmal festgestellt, ist eine Behandlung noch sehr herausfordernd. Das liegt daran, dass der Erreger resistent gegenüber gängigen Medikamenten ist. Nach möglichen Heilungsmethoden wird derzeit noch verstärkt geforscht. 

Resistente Pilze breiten sich in der Welt aus

Pilzerkrankungen breiteten sich in der Welt zum einen durch die globale Erwärmung, die Erreger aller Art begünstige, zum anderen durch den internationalen Handel und die Mobilität vieler Menschen rund um den Globus aus. Zudem entwickelten Erreger immer öfter Resistenz zu den bekannten Wirkstoffen. Die WHO ruft Regierungen und wissenschaftliche Institutionen deshalb auf, die Laborkapazitäten zur Diagnose und Überwachung auszubauen, mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren und mehr Aufklärung zu betreiben, um Pilzinfektionen möglichst von vornherein zu verhindern.

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Die WHO hat die 19 Pilzerreger in drei Gruppen eingeteilt. Vier davon sind Pathogene, die ihrer Ansicht dringend besser erforscht werden müssten. Diese Erreger sind vor allem für Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich: Cryptococcus neoformans, der eine Hirnhautentzündung auslösen kann, Candida auris, der unter anderem das zentrale Nervensystem, Organe, Knochen und Augen befallen kann, Aspergillus fumigatus, der sich unter anderem in der Lunge einnisten kann, und Candida albicans. Dieser Erreger ist weit verbreitet und befällt Schleimhäute im Mund, Rachen, Genitalbereich und Darm, sorgt aber bei Gesunden kaum für Probleme. Für Immungeschwächte kann er aber lebensgefährlich werden.

Luis Ostrosky, Professor für Infektionskrankheiten an der McGovern Medical School der UTHealth Houston, hält Candida auris für "eine Art Alptraumszenario", wie er CBS mitteilt. Es handele sich dabei um "einen potenziell multiresistenten Erreger", den es noch nie zuvor gegeben habe.

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th/dpa