- Grundlagen des Burn-Outs
- Begriffserklärung: Was ist ein Burn-On?
- Risikofaktoren
- Präventionsmaßnahmen und Hilfe suchen
- Fazit
Bei einem Burn-Out leidest du unter extremer körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Doch nicht nur dieser Zustand muss dringend beachtet und behandelt werden: Auch das sogenannte Burn-On sollte ernst genommen werden.
Burn-Out und Burn-On: Die Grundlagen
Das Symptom des Burn-Outs kennt beinahe jede*r. Dabei gilt es nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Risikofaktor für die Entstehung zahlreicher anderer psychischer Krankheiten wie einer Depression. Da das Burn-Out demzufolge nicht als eigene Krankheit gelistet wird, gibt es dazu keine offiziellen Statistiken. Ein Blick auf die Reporte der Krankenkassen zeigt jedoch, dass zahlreiche psychische Krankheiten verzeichnet und gemeldet werden. Der DAK Psychreport 2021 fasst zusammen: Von 2010 bis 2020 nahm die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 % zu. Ähnliches veröffentlichte das Wissenschaftliche Institut der AOK 2021: Die stark angestiegene Zahl an psychischen Erkrankungen sorge nach wie vor für auffallend langen Ausfallzeiten. So dauerten sie 2020 mit 30,3 Tagen je Fall mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 13,8 Tagen je Fall. Laut dem BKK-Gesundheitsreport 2019 gilt das Burn-Out-Syndrom zwar nur als Zusatzdiagnose, jedoch wird es der Krankheitsgruppe der psychischen Störungen häufig zugerechnet. Zusammengefasst zeigt sich: Es gibt deutliche und besorgniserregende Trends in Bezug auf psychische Erkrankungen.
Hohe Ansprüche an Leistung, Erfolg und Anerkennung im Alltag können nicht nur zu einem Burn-Out führen. Wirst du in einen Dauerzustand von Stress versetzt, ohne "auszubrennen", spricht man von einem Burn-On. Einer der Psychologen, die sich mit dem Phänomen beschäftigen, ist Timo Schiele. Er forscht an der Psychosomatischen Klinik in Dießen und hat erstmals in seinem Buch "Burn On: Immer kurz vor dem Burn Out" beschrieben, was er und sein Kollege Prof. Dr. Bert te Wildt zu dem Phänomen herausfinden konnten. Ziel ist, ein Bewusstsein des Burn-Ons in der Gesellschaft zu bewirken.
Während ein Burn-Out wörtlich übersetzt "ausbrennen" bedeutet, bezeichnet Burn-On das "Weiterbrennen". Im Unterschied zu dem Burn-Out können die Personen, die unter dem Burn-On leiden, weiterhin ihren Alltag bestreiten. Auch mit ihrer Arbeit können sie sich häufig immer noch identifizieren. Gegenüber der Barmer-Krankenkasse postuliert Schiele, dass das Burn-Out als akute, das Burn-On-Syndrom hingegen als chronische Erschöpfungsdepression anzusehen ist. An letzterem kann man über Jahre hinweg leiden. Dabei äußern sich als typische Symptome Kopfschmerzen, Schlafprobleme und Verspannungen.
Risikofaktoren für die Entstehung eines Burn-Ons
Nicht bei jedem Menschen ist das Risiko, an einem Burn-On zu erkranken, identisch. So hebt Schiele diejenigen, welche eine starke und unflexible Leistungs- und Zielfokussierung haben, mit einem erhöhten Risiko hervor. Des Weiteren gilt es als Risikofaktor, wenn jemand einen starken Perfektionismus hat. Selbstverständlich sind diese Eigenschaften an sich nicht rein negativ, jedoch können sie sich in Extreme entwickeln.
Laut Schiele tritt das Burn-On nicht nur in der Arbeitswelt auf. Besonders gefährdet seien auch Menschen, die sich in sogenannten Schwellensituationen befinden. Der Begriff meint, dass sie neue Herausforderungen bewältigen müssen, beispielsweise bei einem Jobwechsel, einer Hochzeit oder einem Todesfall.
Extreme Ereignisse, wie beispielsweise eine Naturkatastrophe oder die Corona-Pandemie, könnten die Entstehung eines Burn-Ons ebenfalls begünstigen.
Das Burn-On-Risiko senken und Hilfe suchen
Du kannst einige Dinge tun, um das Risiko eines Burn-Ons zu verringern. Ein erster Tipp ist das Lernen von Entschleunigung. Trotz Stress im Alltag ist es wichtig, dass du dir regelmäßig eine Pause nimmst. Schaltest du zwischendurch kurz ab, kann es dir besser gelingen, wieder neue Energie zu sammeln. Welche Entspannungsmethode dir hilft, musst du individuell entscheiden. Du könntest beispielsweise Yoga oder das Hören eines Podcasts ausprobieren.
Das zweite sind Achtsamkeitsübungen. Online kannst du eine Vielzahl an Übungen finden, die dir gegen mentalen Stress helfen. Überdies gibt es unterstützende digitale Programme. Außerdem könntest du dich beispielsweise auch an einer Meditation probieren. Solche Achtsamkeitsübungen können dir dabei helfen, dein Alltagsverhalten zu reflektieren und Priorisierungen vorzunehmen.
Von professioneller, psychologischer Hilfe solltest du nicht absehen: Niemand muss eine psychische Erkrankung alleine bewältigen. Ärzt*innen und Psycholog*innen unterstützen dich gerne bei deinem Heilungsprozess; und auch, wenn der Schritt meist schwer ist, lohnt es sich, sich Hilfe zu suchen. Erkennst du genannte Merkmale eines Burn-Ons bei einer Person aus deinem Umfeld, ist es wichtig, diese anzusprechen. In einem offenen Gespräch mit der betroffenen Person solltest du auf bemerkbare Veränderungen aufmerksam machen und signalisieren, dass du bereit bist, sie zu unterstützen. So könntest du überdies anbieten, bei der Suche nach einer Therapie zu helfen, sofern dies gewünscht ist.
Fazit
Zusammengefasst ist das Phänomen des Burn-Ons bisher noch nicht vollständig im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen. Gerade deshalb ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen und das eigene Verhalten sowie das des Umfeldes genau unter die Lupe zu nehmen. Zuletzt ist es wichtig, sich bei einem Burn-On professionelle Hilfe zu suchen. Passende Angebote in deiner Nähe kannst du beispielsweise über die Therapeuten- und Psychotherapeutensuche finden.