• Bis auf eine Ausnahme sollte Alkohol bei einer Erkrankung vermieden werden
  • Alkohol kann sich sogar negativ auswirken
  • Die Desinfektion wirkt nur auf Oberflächen

Vor allem ältere Menschen greifen bei Erkältungen gerne zu Alkohol. Die Erkältungssymptome sollen mit Kräuterschnaps, Glühwein, Grog oder warmem Bier bekämpft werden. Doch mit dieser selbst auferlegten Medizin tut man seinem Körper nichts Gutes. Wir gehen dem Ganzen auf den Grund.

Kann man mit Trinkalkohol Viren bekämpfen?

Tatsächlich ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Alkohol im Körper Viren abtöten kann. Trinkalkohol ist in Getränken einerseits nicht hoch genug konzentriert, wodurch auch ein Gurgeln oder Spülen mit Spirituosen keine Wirkung hat. Andererseits wird der Alkohol im Verdauungssystem verdünnt und durch den Stoffwechsel abgebaut, bevor er auf die Viren im Körper trifft. Erst ab einer Konzentration von etwa 50 % und einer langen Einwirkzeit kann Alkohol Viren abtöten.

Im Körper ist das nicht möglich, auf Oberflächen dagegen schon. Daher enthalten viele Desinfektionsmittel Alkohol. Die Konzentration liegt dabei jedoch zwischen 60 und 80 %, alkoholische Getränke haben in der Regel zwischen 5 und 40 %. Nutze den Alkohol also nur äußerlich für Oberflächen oder beispielsweise die Handdesinfektion.

Für die äußere Anwendung kannst du dazu tatsächlich Trinkalkohol in Form von Ethanol mit einer Konzentration von 80 % nutzen, allerdings eher auf Oberflächen, da die Hände durch die hohe Konzentration schnell austrocknen können. Das führt anschließend zu einem zusätzlichen Risiko für Verletzungen und somit Infektionen. Im Körper hat Alkohol dagegen keinerlei Auswirkungen auf die Virenlast, du erzielst durch den Konsum sogar eher das Gegenteil.

Auswirkungen von Alkohol auf den Krankheitsverlauf

Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit, was gerade bei einer Erkältung oder Erkrankung das bereits geschwächte Immunsystem weiter belastet. Stattdessen solltest du auf Schorlen, Tee oder Wasser setzen, feuchte Schleimhäute können sich besser gegen Viren wehren. Ärzt*innen warnen aufgrund der negativen Auswirkungen auf das Immunsystem sogar davor, Alkohol bei Erkrankung einzunehmen.

An dem Mythos des aufgewärmten Bieres könnte dagegen etwas dran sein: Wer bei einer Erkältung das Bier auf maximal 40 Grad erhitzt, profitiert möglicherweise von den enthaltenen ätherischen Ölen und Bitterstoffen. Die Bitterstoffe wirken antibakteriell und fördern gleichzeitig den Schlaf. Du kannst das Bier in kleinen Schlücken mit etwas Honig einnehmen. Negativ wirkt sich allerdings auch beim warmen Bier der Alkohol aus, wähle daher eine Sorte mit möglichst geringem Alkoholgehalt und trinke nicht mehr als ein Glas.

Ein Allheilmittel ist das aber auch nicht. Aufgrund des Alkohols solltest du trotzdem lieber auf alternative Mittel zurückgreifen, wie Tee oder Vitamin C. Bei Fieber solltest du generell auf Alkohol verzichten und auch die Erkältung wird sich nicht maßgeblich durch ein warmes Bier verbessern. Alternativ kannst du auch auf alkoholfreies Bier zurückgreifen.

Lieber auf Alkohol verzichten

Bei einer Erkältung oder Erkrankung solltest du also generell auf Alkohol verzichten. Auch der wärmende Effekt, den Alkohol zunächst hat, relativiert sich im Anschluss wieder: Die gesteigerte Durchblutung, die du als wärmend empfindest, sorgt dafür, dass langfristig der Temperaturverlust über die Haut sogar ansteigt. Nach dem Alkoholkonsum kühlst du also stärker und schneller aus. Darüber hinaus erfordert es dem Körper einiges an Energie, damit der Alkohol abgebaut werden kann.

Vor allem die Leber muss stark arbeiten. Doch gerade sie ist essenziell, um Abwehrstoffe zu produzieren, damit sich die Viren nicht weiter ausbreiten können. Ist das Organ aktuell mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt, kann das Immunsystem nicht einwandfrei funktionieren und die Erkältung zieht sich sogar in die Länge. Zudem störst du die Funktionsweise des Immunsystems nachhaltig: Die Monozyten werden durch den Genuss von Alkohol gestört und in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt.

Dabei sind sie für die Immunabwehr zuständig und bekämpfen Krankheitserreger. Ebenso schränkt Alkohol die Herstellung von Zytokinen ein, die als Botenstoffe agieren und die Produktion von Proteinen anregen, die ebenso wichtig bei einem Infekt sind. Dem Körper stehen dann keine Kapazitäten zur Verfügung, um sich gegen die Viren zu wehren.

Fazit

Mit Trinkalkohol kannst du im Körper also keine Viren bekämpfen, sondern erzielst sogar das Gegenteil, denn die Erkältung wird von längerer Dauer sein. Nutze hoch konzentrierten Alkohol also lieber für die Desinfektion von Oberflächen; auch für die Hände ist die Konzentration in der Regel zu hoch.