• Was ist Bierhefe?
  • Welche Wirkung haben Bierhefe-Tabletten auf die Gesundheit?
  • Darauf musst du bei der Einnahme von Bierhefe-Tabletten achten

Bierhefe wird eine positive Wirkung auf die Gesundheit von Menschen zugeschrieben. Unter anderem wird sie in Drogeriemärkten und Reformhäusern als Bierhefe-Tabletten, aber auch als Flocken oder Pulver angeboten. Aber was ist Bierhefe eigentlich und auf welche Weise wirken Bierhefe-Tabletten in unserem Körper?

Was ist Bierhefe?

Wie alle anderen Hefearten besteht auch Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae) aus vielen einzelnen Hefepilzen. Übersetzt bedeutet der lateinische Name "Zuckerpilz des Bieres" und kommt auch als "Bäckerhefe" in Kuchen- und Brotteigen zum Einsatz. Die Hefepilze sind so winzig, dass sie mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind.  In der Regel wird Bierhefe industriell oder von den Brauereien selbst hergestellt. Die sogenannte Reinzuchthefe, also die Nachkommenschaft einer einzelnen Hefezelle, wird dazu weitergezüchtet und entwickelt sich zu einer Hefepilzkultur. Dann wird Bierhefe - wie der Name vermuten lässt - bei der Bierproduktion eingesetzt. Die enthaltenen Hefepilze unterstützen die alkoholische Gärung von Hopfen und Gerste und lassen aus Malzzucker Alkohol und Kohlensäure entstehen. Früher beließen die Bierbrauer die Bierhefe im fertigen Getränk. Heute wird sie am Ende des Gärprozesses aus dem Bier gefiltert und ist somit streng genommen ein Abfallprodukt aus der Bierherstellung. Besonders positive Effekte auf die Gesundheit wird der untergärigen Bierhefe (Saccharomyces carlsbergensis) zugeschrieben, die beim Brauvorgang auf den Boden absinkt und kühle Temperaturen benötigt.

Bierhefe ist schon seit dem Altertum im Einsatz, denn bereits in Mesopotamien, im alten Ägypten und in mittelalterlichen Klöstern nutzten die Menschen die Wirkung von Bierhefe beim Bierbrauen. Allerdings wusste zu dieser Zeit niemand, wie Bierhefe beim Brauprozess wirkt. Bis Louis Pasteur 1859 die Hefe als Auslöser der Gärungen erkannte. Und hier kommt die Verknüpfung zum Namensgeber der untergärigen Hefe "Saccharomyces carlsbergensis". Denn der Hefepilz wurde nach der dänischen Brauerei Carlsberg benannt und wird bis heute verwendet. In einem Labor der Brauerei isolierte Emil Christian Hansen 1883 die erste Hefezelle. Bis heute werden Hefe-Reinzuchten in den sogenannten "Carlsberg-Kolben" gezüchtet. 

Neben der unterstützenden Funktion beim Bierbrauen und Backen dient der Hefepilz aber auch als Modellorganismus in der Molekularforschung. Da er zu den Eukaryoten zählt und damit einen Zellkern besitzt, ist er menschlichen Zellen sehr ähnlich. Sie wird Bierhefe zum Beispiel bei der Herstellung von Medikamenten eingesetzt. Forschende setzen zum Beispiel das menschliche Insulin-Gen in das Hefegenom ein, das daraufhin große Mengen an Insulin für die Therapie von Diabetespatienten produziert, da Hefezellen sich sehr schnell teilen. Aus diesem Grund, aber auch wegen weiterer wichtiger Forschungs- und Einsatzmöglichkeiten, ernannte die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie die Bierhefe zur "Mikrobe des Jahres 2022".

Welche Wirkung haben Bierhefe-Tabletten auf die Gesundheit?

Bierhefe enthält eine Vielzahl an gesundheitsförderlichen Stoffen. Insbesondere die Vitamine der B-Gruppe sind bei vielen Körperfunktionen enorm wichtig, denn sie spielen im Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen eine entscheidende Rolle und sind für die Energiegewinnung und den Zellaufbau im Körper unverzichtbar. Zudem sind B-Vitamine essenziell, das heißt unser Körper kann sie nicht selbst produzieren und wir müssen sie mit der Nahrung zuführen. Dank der enthaltenen B-Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe werden der Bierhefe zahlreiche positive Wirkungen zugeschrieben.

Bierhefe-Tabletten werden oft in Zusammenhang mit gesundem Haarwachstum erwähnt.
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Das steckt in Bierhefe:

  • Aminosäuren
  • B-Vitamine: B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9 und B12
  • Vitamin E 
  • Mineralstoffe: Natrium, Kalzium, Magnesium und Kalium
  • Spurenelemente: Zink, Chrom und Kupfer, Selen

Gesundheitsfördernde Effekte von Bierhefe:

  • Stärkung von Haut und Haaren: Vor allem Vitamin B7 (Biotin) sowie Zink, Kupfer und Selen fördern die Gesundheit der Haare. Zusätzlich kann das enthaltene Zink die Haare bei ihrer Produktion von Keratin und Kollagen unterstützen. Biotin und Zink sollen zudem das Hautbild verbessern und Entzündungen entgegenwirken. Allerdings weist die Verbraucherzentrale darauf hin, dass die "in Bierhefe enthaltenen Nährstoffmengen nicht ausreichen, um besondere Wirkungen zu entfalten, selbst, wenn größere Mengen Tabletten pro Tag verzehrt werden."
  • Unterstützung des Immunsystems: Eine Studie konnte zeigen, dass Bierhefe das Immunsystem unterstützen und Entzündungen aufgrund einer bakteriellen Infektion reduzieren kann. Die immunstärkende Wirkung von Bierhefe wurde wissenschaftlich bestätigt. Eine Studie mit einem Hefeferment, das mit Zink versetzt wurde (EpiCor) konnte zeigen, dass Studienteilnehmende, die täglich das Produkt einnahmen, weniger oft und weniger lang an Grippe oder Erkältungen litten.
  • Verbesserung der Glukoseempfindlichkeit: Hinsichtlich der Blutzuckerregulierung scheint das in Bierhefe enthaltene Chrom positive Wirkungen zu zeigen. Allerdings muss es sich dabei um die bioverfügbare Form handeln, das an organische Moleküle gebunden ist. Von Chrom ist bekannt, dass es die Wirkung von Insulin und die Aufnahme von Glukose in die Zellen und Gewebe erhöhen und sogar die Blutfettwerte senken kann. 
  • Förderung einer gesunden Darmflora: Im Darm kann der Hefepilz (Saccharomyces boulardii) bakterielle Giftstoffe binden und das Anheften von Krankheitserregern an die Darmwand verhindern sowie deren Ausscheidung fördern. Dieser Hefepilz ist auch zur Vorbeugung und Behandlung von Durchfallerkrankungen zugelassen. Es handelt sich hierbei um einen engen Verwandten der Bierhefe.
  • Bedeutung für die Blutbildung: Vitamin B12 und B9 (Folsäure) sind wichtige Komponenten für die Blutbildung und unterstützen insbesondere die Zellteilung. Vitamin B12 schützt zudem das Nervensystem und kann bei veganer Ernährung nur unzureichend über die Nahrung zugeführt werden. Hier warnt die Verbraucherzentrale jedoch davor, dass Veganer für die Deckung ihres Bedarfs an Vitamin B12 keine Bierhefetabletten verwenden sollten, da die enthaltene Form nicht bioverfügbar sei. 

Darauf musst du bei der Einnahme von Bierhefe-Tabletten achten

  • Verzehrempfehlung: Bierhefe-Tabletten erhältst du in Apotheken, Reformhäusern und Drogerien. Halte dich an die Verzehrempfehlung, die auf der Verpackung vermerkt ist, um eine bestmögliche Wirkung zu erzielen. Außerdem solltest du auf enthaltenen Allergene achten, wie zum Beispiel Gerste und Gerstenerzeugnisse, Schwefeldioxid und Sulfite oder Weizen und Weizenderivate. Zudem sind Nebenwirkungen wie Blähungen oder Kopfschmerzen möglich. 
  • Einnahmedauer: Für die kurzfristige Einnahme, zum Beispiel in Rahmen einer Kur, bestehen derzeit keine Sicherheitsbedenken. Hinsichtlich der Langzeitanwendung fehlen noch verlässliche Studien. In seltenen Fällen können Blähungen, Juckreiz oder Migräne auftreten. 
  • Bei Schwangerschaft und in der Stillzeit: Hier liegen noch keine ausreichenden Informationen vor, die die Sicherheit der Einnahme von Bierhefe-Tabletten bestätigen.
  • Bei Hefe-Allergie: Wenn du allergisch auf Hefe reagierst, können Symptome wie Juckreiz oder Schwellungen auftreten. 
  • Bei erhöhten Harnsäurespiegeln: Es wird bei erhöhten Harnsäurespiegeln vor der Einnahme von Bierhefeprodukten gewarnt, da getrocknete Bierhefe größere Mengen an Purinen enthält, die im Körper in Harnsäure umgewandelt werden. Insbesondere Patienten, die an Gicht leiden, sollten sich ärztlich beraten lassen. 

Fazit

Bierhefe-Tabletten enthalten viele gesundheitsförderliche Wirkstoffe, deren Wirkung im Einzelnen auf den Körper wissenschaftlich belegt sind. Unklar bleibt allerdings, ob die Menge der enthaltenen Nährstoffe ausreicht, um einen gesundheitlichen Nutzen herbeizuführen.