Aspirin ist ein fester Bestandteil fast jeder Hausapotheke. Das Medikament soll aber nicht nur gegen Kopfschmerzen und Ähnlichem helfen. Eine Forschungsgruppe aus Harvard hat herausgefunden, dass der Wirkstoff in Aspirin das Krebsrisiko senken kann. Trotzdem raten die Fachleute davon ab, Aspirin täglich einzuwerfen.
Vorherige Studien haben bereits erste Hinweise geliefert, dass Acetylsalicylsäure (ASS) eine zellschützende Wirkung haben könnte. Der Wirkstoff soll die Produktion von entzündungsfördernden Proteinen hemmen, die zu bösartigen Tumoren führen können. Aspirin könnte auch Signalwege blockieren, die unkontrolliertes Zellwachstum veranlassen, die Immunantwort gegen Krebszellen beeinflussen und die Entwicklung von Blutgefäßen verhindern, die Krebszellen mit Nährstoffen versorgen. Das Expertengremium für klinische Vorsorgedienste (US Preventative Services Task Force) hat zeitweise die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin empfohlen, um Herzkreislauf- und Krebserkrankungen vorzubeugen. 2016 wurde die Empfehlung jedoch wieder zurückgezogen.
Täglich Aspirin gegen Krebs: Harvard-Studie macht Hoffnung
Die Forscher vom Massachusetts General Hospital (MGH) und der renommierten Harvard Medical School wollten nun genauer herausfinden, welchen Nutzen das alltägliche Medikament bei der Krebsvorsorge haben kann. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal "Jama Oncology" veröffentlicht. "Wir haben versucht, Personen zu identifizieren, die mit größerer Wahrscheinlichkeit von Aspirin profitieren, um individuellere Präventionsstrategien zu ermöglichen", erklärt Krebsforscher und Mitautor der Studie, Andrew Chan vom MGH in einer Pressemitteilung.
Amazon-Buchtipp: Die Ernährungsdocs - Unsere Anti-Krebs-Strategie ansehenFür die Studie wurden die Gesundheitsdaten von mehr als 100.000 Patienten des Krankenhauses in Boston analysiert. Das Team um Chan fasste dabei vor allem Menschen ins Auge, die einen risikobehafteten Lebensstil vorwiesen (z. B. durch ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel oder erhöhtem Body-Mass-Index) und regelmäßig Aspirin einnahmen. Diese wurden mit Patienten verglichen, die nicht regelmäßig zur Schmerztablette griffen. Dabei kam heraus, dass die Probanden aus der Aspirin-Gruppe seltener an Krebs erkrankten, speziell an Darmkrebs.
Die 10-Jahres-Inzidenz einer Darmkrebserkrankung lag bei 2,95 unter Menschen, die nicht regelmäßig Aspirin einnahmen. In Gruppe, die regulär Aspirin nimmt, lag der Wert lediglich bei 1,89 - das entspricht einer Risikoreduktion von rund 33 Prozent. Am meisten profitierte jedoch eine bestimmte Gruppe unter den Probanden vom Effekt des Schmerzmittels: Bei Menschen mit besonders ungesundem Lebensstil reduzierte sich das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um fast 38 Prozent.
Bei diesen Menschen sinkt das Krebsrisiko durch Aspirin deutlich
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aspirin das deutlich erhöhte Risiko bei Personen mit mehreren Risikofaktoren für Darmkrebs proportional senken kann. Im Gegensatz dazu haben Personen mit einem gesünderen Lebensstil ein geringeres Ausgangsrisiko für Darmkrebs, sodass ihr Nutzen von Aspirin immer noch deutlich, wenn auch weniger ausgeprägt, war", so Daniel Sikavi vom MGH, Gastroenterologe und führender Autor der Studie. Sikavi und seine Kollegen empfehlen dennoch nicht generell, täglich Aspirin zu nehmen. Ärztinnen und Ärzte können auf Basis der Ergebnisse stärker in Betracht ziehen, Patienten mit weniger gesundem Lebensstil die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin zu empfehlen, heißt es in der Studie.
Unter "niedrig dosiert" verstehen die Mediziner übrigens Aspirin mit 81 Milligramm Wirkstoff - in Deutschland ist diese Dosis jedoch nicht üblich. Die niedrigste Dosierung hierzulande sind 100 Milligramm, verfügbar als "Aspirin Protect". Das Medikament ist zwar ebenfalls zur Langzeitbehandlung konzipiert, aber nicht für die Krebsvorsorge zugelassen. Auch die Einnahme zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen sollte dringend vorher mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden.
Wichtig zu beachten: Die möglichen Nebenwirkungen der täglichen Einnahme von Aspirin wurden bei der Studie vernachlässigt. Dazu zählen innere Blutungen im Verdauungstrakt. Diese waren mitunter der Grund, wieso das US-Expertengremium 2016 ihre Empfehlung zur täglichen Aspirin-Tablette zurückzogen.
Das National Cancer Institute (NCI) befasst sich regelmäßig mit der Forschung zu Aspirin bei der Krebsvorsorge und bestätigt die Wirkung ausschließlich für Darmkrebs. Die Fachleute betonen jedoch, dass - wie die aktuelle Studie - bislang nur Beobachtungsstudien vorliegen. Es seien klinische Langzeitstudien nötig, um die bisherigen Forschungsergebnisse zu bestätigen und ein "vollständigeres Bild zu erhalten", was mit Menschen passiert, die über längere Zeit Aspirin nehmen. Erst dann können die Risiken besser eingeschätzt werden.
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