Als schwere Erkrankung betrifft die Alkoholsucht sowohl Körper als auch Psyche. Organische Schäden fallen häufig erst nach jahrelangem Alkoholkonsum auf. Psychische Auffälligkeiten können sich aber schon früher zeigen. Schon das tägliche Feierabendbier kann Folgen für Organe und Immunsystem haben. Dass alkoholfreies Bier in Deutschland immer beliebter wird, scheint somit kein Zufall zu sein. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt es gar keinen risikoarmen Alkoholkonsum.

Woran erkennt man eine Alkoholsucht?  Gegenüber dem ZDF erklärt es der Oberarzt am Klinikum Nürnberg und Leiter des Qualifizierten Alkoholentzugs am Krankenhaus Altdorf, Peter Heepe, folgendermaßen: "Dazu gehört: Ich habe keine Kontrolle mehr. Ich trinke, obwohl ich weiß, dass es mir schadet. Ich kann nicht an einem bestimmten Punkt aufhören."

Alkoholsucht erkennen – diese vier Phasen gibt es

Wenn Personen dann versuchen, mit dem Alkoholtrinken aufzuhören, treten schwere Entzugserscheinungen auf. Diese können körperlich oder psychisch sein. Unterschieden werden nach dem Blauen Kreuz vier Phasen, die auf dem Weg in die Alkoholabhängigkeit auftreten können:

Phase 1: Alkohol zur Entspannung und Beruhigung

In der ersten Phase trinken Menschen Alkohol, um sich bei negativem Stress zu entspannen und "runter zu kommen". 

Phase 2: Häufige Gedanken an Alkohol, Vorräte werden angelegt und Schuldgefühle treten auf

In der zweiten Phase gehen die Gedanken und Handlungen schon ein ganzes Stück weiter. Betroffene denken immer häufiger an Alkohol und sorgt stets dafür, dass stets ausreichend Alkohol Zuhause verfügbar ist. An diesem Punkt wird vielen schon klar, dass sie eine Alkoholsucht haben könnten, was wiederum Schuldgefühle auslöst. Paradoxerweise können diese Schuldgefühle dann dazu führen, dass die Personen noch mehr Alkohol trinken.

Phase 3: Entzugserscheinungen und Kontrollverlust

In der dritten Phase zeigen sich dann körperliche und psychische Entzugserscheinungen, sowie ein Kontrollverlust was das Trinken angeht. In dieser Phase verträgt der Alkoholtrinkende auch mehr Alkohol und braucht auch mehr, um die Wirkung des Alkohols zu spüren. Nun können auch Außenstehende die Alkoholsucht häufig bei den Betroffenen erkennen. Die Betroffenen zittern beispielsweise oder verhalten sich aggressiv. Es kommt auch zu einem zunehmenden Verlust der sozialen Integrität sowie zu fehlendem Interesse an sozialen Bindungen.

Phase 4: Teils irreversible psychische und physische Schäden

In der vierten Phase zeigen sich jetzt erste teils irreversible psychische und physische Schäden. Diese Schäden können beispielsweise die Leber betreffen, das Herzkreislauf- oder das Nervensystem. In dieser Phase sind Betroffene oft psychisch schwer angeschlagen und leiden unter Suizidgedanken. Wer in dieser Phase weiter Alkohol trinkt und keinen Entzug macht, kann an Organversagen sterben.

Riskanter Alkoholkonsum, schädlicher Gebrauch und Alkoholabhängigkeit

In unserer Gesellschaft herrscht eine weit verbreitete positive Einstellung zum Alkohol, wie das Bundesministerium für Gesundheit festgestellt hat. Ungefähr neun Millionen Menschen seien von einem kritischen Alkoholkonsum betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat kritische Werte für einen "riskanten Konsum" von Alkohol mit schädlichen Folgen für die Gesundheit wie folgt festgelegt:

  • Für Frauen gilt eine tägliche Menge von mehr als 12 Gramm Alkohol als kritischer Wert. Dies entspricht ungefähr einem Glas Sekt.
  • Bei Männern liegt der Grenzwert für einen riskanten Konsum bei mehr als 24 Gramm Alkohol täglich. Dies entspricht etwa einem halben Liter Bier.
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Ein schädlicher Alkohol-Gebrauch liegt vor, wenn der Alkoholkonsum nachweislich zu gesundheitlichen Schäden, sowohl physisch als auch psychisch, geführt hat. Beispiele hierfür sind Leberschäden durch übermäßigen Alkoholkonsum oder depressive Verstimmungen infolge von starkem Alkoholkonsum.

Alkoholabhängigkeit wird diagnostiziert, wenn bestimmte Kriterien für abhängiges Verhalten erfüllt sind. Die Menge des konsumierten Alkohols ist hierbei nicht so entscheidend wie die Kontrolle über das Trinkverhalten. Durch Machtverlust über den Alkoholkonsum im Leben einer Person, das fortschreitende Beherrschen des Lebens durch Alkohol, das Umgestalten von Aktivitäten im Leben um das Trinken herum, das Fehlen der Fähigkeit, den Konsum zu kontrollieren, und das Trinken trotz negativer Konsequenzen, zeigt sich das gesamte Ausmaß der Alkoholabhängigkeit.

Alkoholabhängigkeit: Das sind Anzeichen und Symptome

Laut der AOK gibt es verschiedene Kriterien, die auf eine Alkoholabhängigkeit hindeuten. Das sind folgende:

  • Starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren
  • Weniger Kontrolle beim Konsum, zum Beispiel bei Beginn, Beendigung oder Menge des Trinkens
  • Körperliche Entzugssymptome bei Reduktion oder Abstinenz von Alkohol
  • Wenn sich eine Toleranz gegenüber der Wirkung des Alkohols entwickelt hat, also immer mehr Alkohol getrunken wird
  • Wenn frühere Hobbys und Interessen für den Konsum eingeschränkt werden
  • Wenn weiter Alkohol konsumiert wird, obwohl schädliche Folgen schon vorliegen, wie zum Beispiel eine Leberschädigung oder bei Verlust des Jobs

Wenn drei oder mehr dieser Kriterien während des letzten Jahres gleichzeitig vorhanden waren, kann man mit Sicherheit von einer Abhängigkeit ausgehen.

Warum es schwer ist, mit dem Alkohol aufzuhören

Beim Alkoholentzug gibt es laut dem ZDF vier Phasen. Diese sind:

  • die Motivation,
  • die Entgiftung,
  • die Alkoholentwöhnung und
  • die Nachsorge.

Während des Alkoholentzugs treten sowohl psychische als auch körperliche Entzugssymptome auf. Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Erbrechen und Zittern. Aber auch krampfartige Anfälle, Halluzinationen, Zittern, Verwirrtheit und Angstzuständen können auftreten. Selbst wenn der Entschluss besteht, mit dem Alkoholkonsum aufzuhören, reicht dieser oft allein nicht aus, um das Trinken einzustellen.

Ausstieg mit dem "qualifizierten Entzug"

Ein etabliertes Modell für den Alkoholentzug ist der sogenannte "qualifizierte Entzug". Dabei erhalten die Patienten eine medizinische und psychotherapeutische Betreuung. Dieser Entzug kann entweder stationär oder ambulant durchgeführt werden, findet jedoch in der Regel in spezialisierten Entzugskliniken statt.

Der qualifizierte Entzug beginnt mit der Entgiftung, bei der den Patienten jeglicher Alkoholkonsum untersagt wird. Stattdessen erhalten sie beruhigende und angstlösende Medikamente sowie Präparate, die präventiv gegen Krampfanfälle und das Delirium tremens wirken.

Bereits während der Entgiftungsphase werden den Patienten Informationen über die Erkrankung Alkoholismus vermittelt. Sie haben die Möglichkeit, an Einzel- und Gruppengesprächen mit Suchttherapeuten teilzunehmen. Zusätzlich erhalten sie Informationen über Sucht- und Tageskliniken, in denen sie nach Abschluss des Entzugs Entwöhnungsprogramme durchlaufen können.

Zwei bestimmte Fragen können dir ebenfalls helfen, um herauszufinden, ob du ein Alkoholproblem haben könntest.

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