Mit der Entdeckung der Antibiotika im Jahre 1928 durch Alexander Fleming gelang der Medizin ein großer Durchbruch. Bisher tödliche bakterielle Erkrankungen und Wundinfektionen konnten nun erfolgreich behandelt werden. Ab 1944 hat man das Medikament in vielen Bereichen, auch in der Massentierhaltung, eingesetzt. Stellenweise vielleicht auch zu unüberlegt und zu viel. Daher werden Antibiotika von manchen Menschen als gefährlich empfunden. Die Stiftung Warentest hat folgende sieben Mythen überprüft und klärt auf.

Mythos #1: Antibiotika sind ein Mittel gegen Erkältung

Diese Aussage ist falsch. Erkältungen wie z. B. Schnupfen werden von Viren, nicht von Bakterien ausgelöst. Viren besitzen, wie die Bundeszentrale für Gesundheit schreibt, keinen eigenen Stoffwechsel. Sie können sich nicht selbst vermehren, sondern benötigen immer einen Wirt. Ein Virus dringt in eine Körperzelle ein und gibt dieser den Auftrag, mehr Viren zu produzieren und sich im Körper zu verbreiten.

Das Antibiotikum kann gegen Viren nichts ausrichten, da es auf die Störung von Stoffwechselprozessen programmiert ist. Das Bakterium dagegen wird durch gezielte Angriffe auf das Stoffwechselsystem an der Reproduktion gehindert und letztendlich getötet.

Kommt zur Erkältung dennoch eine bakterielle Infektion dazu, sollte ein Arzt die Bakterien testen und ein passendes Antibiotikum verordnen.

Mythos #2: Antibiotika machen den Körper resistent

Das ist falsch ausgedrückt. Nicht die Antibiotika machen dich resistent, sondern die Bakterien passen sich an das Medikament an. Wie auf der Seite der Max-Planck-Gesellschaft zu lesen ist, sind Bakterien zwar sehr einfache einzellige Lebewesen, aber durchaus in der Lage, sich evolutionär zu entwickeln.

Bakterien vermehren sich durch Zellteilung. Dabei wird das Erbgut kopiert und so entstehen zwei identische Zellen. Bakterien besitzen aber extra DNA-Moleküle, die zusätzliche Gene, wie die für Resistenzen, weitertragen können. So kann es passieren, dass manche Antibiotika wirkungslos werden.

Du selbst kannst mithelfen, Resistenzen zu vermeiden, indem du deine verordneten Medikamente immer komplett einnimmst, denn es muss sichergestellt sein, dass alle Bakterien im Körper absterben.

Mythos #3: Antibiotika sollte ich in der Haus­apotheke haben

Diese Behauptung ist eindeutig falsch. Da Antibiotika verschreibungspflichtig sind, gehören sie auch nicht in die Hausapotheke. Ohne ärztliche Verordnung und Kontrolle solltest du sie nicht einnehmen, denn du weißt nicht, ob sie das richtige Medikament gegen deine Beschwerden sind.

Wie Orthinform berichtet, gibt es jedoch Patient*innen, denen aufgrund von Vorerkrankungen ein Antibiotikum verschrieben wird, das im Bedarfsfall einzunehmen ist. Ein Beispiel dafür sind Patienten mit künstlichen Gelenken, die vor dem Zahnarztbesuch eine bestimmte Dosis zu sich nehmen müssen. Werden die Zähne behandelt, kann es vorkommen, dass durch Verletzungen in der Mundhöhle und am Zahnfleisch Infektionen entstehen, die auf die Knochen übergreifen. Besonders beliebt bei Bakterien sind künstliche Gelenke. In so einem Fall ist es sinnvoll, Antibiotika auf Vorrat zu halten.

Bitte entsorge restliche oder abgelaufene Medikamente am besten über den Hausmüll oder bei Problemmüllsammelstellen. Auf keinen Fall dürfen sie ins Grundwasser gelangen, denn Kläranlagen können sie nicht komplett herausfiltern. Manchmal kannst du sie auch beim Arzt oder in der Apotheke abgeben.

Mythos #4: Antibiotika sind gefährliche Medikamente

Antibiotika sind nicht gefährlicher als andere Medikamente. Manche Menschen reagieren allergisch auf die Einnahme. Das äußert sich oft in einem juckenden Hautausschlag. Weitere Nebenwirkungen treten meistens im Magen-Darm-Bereich auf. Dafür gibt es aber Arzneien, die den Darm schützen. Wenn du Allergien oder Darmprobleme bekommst, hole dir medizinischen Rat ein. Dein Arzt oder deine Ärztin kann prüfen, ob du ein anderes Medikament besser verträgst. Bei Darmproblemen kannst du auch in der Apotheke Arzneien erhalten, die die Darmflora wieder aufbauen.

Starke Nebenwirkungen wie Nervenschäden oder psychische Erkrankungen wurden bisher nur bei der Gabe von floxacinhaltigen Medikamenten beobachtet. Diese Medikamente werden heutzutage jedoch nur bei schweren Operationen wie Organverpflanzungen eingesetzt.

Da bei Kindern Darm besonders empfindlich ist, sollte der Arzt mit der Gabe von Antibiotika umsichtig sein und sie nicht zu oft verordnen. Meist leiden Kinder unter normalen Erkältungen, bei denen Antibiotika nicht nötig sind. Bei schweren Infektionen wie z. B. eitrigen Entzündungen sind sie jedoch unverzichtbar.

Mythos #5: Antibiotika sind pure Chemie

Antibiotika sind keine Chemiekeulen. Sie entstammen natürlicher Schimmelkulturen. Allerdings wird heutzutage eine große Menge dieser Arznei benötigt und teilweise synthetisch nachgebildet. Wie das Magazin Geo schreibt, ist die Entdeckung der Antibiotika dem Zufall bzw. einer Unachtsamkeit zu verdanken. Alexander Flemming hatte mit Bakterien (Staphylococcus aureus) experimentiert. Er vergaß eine Schale mit den Erregern auf dem Schreibtisch und fuhr in den Urlaub. Als er zurückkam, hatten Schimmelpilze die Bakterien überwuchert und vernichtet. Er extrahierte eine Substanz aus dem Schimmel und nannte sie Penicillin.

Zunächst wurden die Ergebnisse seiner Forschung kaum beachtet. Dies änderte sich mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Ein Oxforder Forschungsteam testete das Medikament zunächst an Tieren und erkannte die hohe Wirksamkeit gegen tödliche Bakterien und ging in die Massenproduktion.

1943 waren Soldaten die ersten Patienten, die mit Penicillin behandelt wurden. Mithilfe des neuen Medikamentes konnten Wundbrand und Amputationen vermieden werden. Ab 1944 war der Produktionsvorgang so weit optimiert, dass auch die Zivilbevölkerung damit versorgt wurde.

Mythos #6: Wenn es mir besser geht, kann ich mein Antibiotikum absetzen

Antibiotika wirken relativ schnell, daher fühlst du dich bald besser. Aber der Schein trügt. Auch wenn du keine Symptome mehr hast, sind in deinem Körper möglicherweise noch Keime enthalten. Du solltest das Medikament bis zum Ende nehmen, damit alle Bakterien beseitigt werden, sonst kommt die Erkrankung vielleicht zurück.

Wichtig ist auch, das Medikament im richtigen Zeitabstand einzunehmen, denn nur so bleibt der Antibiotika-Spiegel im Blut konstant und kann die maximale Wirkung entfalten.

In welchen Abständen und wie oft du das Medikament nehmen musst, schreibt das Fachpersonal in der Apotheke meistens auf die Verpackung.

Mythos #7: Antibiotika und Milch dürfen nicht zusammen eingenommen werden

Nur manche Antibiotika vertragen sich nicht mit Milch. Bei Tetra­cyclin, Doxy­cyclin, Mino­cyclin oder Ciprofloxacin und Norfloxacin hemmt das Kalzium die Aufnahme des Wirkstoffes im Körper.

Daher solltest du kalziumhaltige Lebensmittel 2 Stunden vor oder nach der Einnahme zu dir nehmen. Außerdem ist es empfehlenswert, während der Einnahme von Antibiotika auf Alkohol zu verzichten, da dein Körper dadurch zusätzlich belastet wird. Am besten nimmst du Antibiotika mit Wasser ein.

Es ist zudem möglich, dass die Pille versagt, wenn du Antibiotika nimmst. Denn wie bereits oben erwähnt, wirken sie auf die Darmflora, über die auch Hormone aufgenommen werden. Zur Sicherheit solltest du also auf eine zusätzliche Verhütungsmethode, wie z. B. Kondome zurückgreifen. Um dich über weitere Wechselwirkungen mit Medikamenten oder Nahrungsmitteln zu informieren, lies vor der Einnahme unbedingt den Beipackzettel, oder hole dir medizinischen Rat bei einem Arzt, einer Ärztin oder in der Apotheke ein.

Fazit

Die Entdeckung von Penicillin war ein Meilenstein der Medizingeschichte. Viele Infektionen wurde vermieden und somit Menschenleben gerettet. Heutzutage sind manche Bakterien gegen gewisse Antibiotika resistent und lassen sich nicht mehr so einfach bekämpfen. Aber, wie die Seite des Fraunhofer-Instituts informiert, ist die Forschung bereits dabei, auch dieses Problem zu lösen und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln. Zusammenfassend ist zu sagen, dass Antibiotika immer noch wirksame Medikamente sind, die dich vor einem schweren Krankheitsverlauf bewahren können.

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