Matcha ist in aller Munde – und plötzlich vielerorts Mangelware. Das leuchtend grüne Pulver erlebt einen weltweiten Boom, doch die Regale bleiben immer öfter leer. Während Social Media und Foodtrends die Nachfrage weiter antreiben, kommen die Produzenten kaum noch hinterher.

Was steckt hinter der Knappheit? Klimawandel, aufwendige Herstellung und der Rückgang traditioneller Teebauern bringen die Branche ins Wanken. Inzwischen versuchen auch deutsche Pioniere, mit innovativen Ansätzen auf die wachsende Matcha-Nachfrage zu reagieren.

Matcha-Boom: Engpässe und Gründe für die Knappheit

Hitzewellen und der Klimawandel haben in Japan zu schwachen Tee-Ernten geführt. Gleichzeitig altert die Gesellschaft rapide, immer weniger junge Menschen übernehmen die Teeplantagen. Die Zahl der Landwirte ist in den letzten 20 Jahren von mehr als 53.000 auf etwa 12.300 drastisch gesunken.

Der weltweite Boom des grünen Trendgetränks Matcha führt zu Engpässen. (Symbolbild)
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Viele Teebauern geben auf, weil Nachfolger fehlen. Die Herstellung des grünen Pulvers ist zudem sehr aufwendig: Die Blätter werden wochenlang beschattet, dann von Hand entstielt, getrocknet und fein vermahlen. "Es braucht jahrelanges Training, um Matcha richtig herzustellen", betont Masahiro Okutomi gegenüber der Japan Times. Sein Familienbetrieb in Saitama produziert schon in der 15. Generation Tee.

Experten sprechen inzwischen von einer Krise. Für die Produktion braucht es Erfahrung, spezielle Ausrüstung und hohe Investitionen. All das macht Matcha zunehmend zur Mangelware – und treibt die Preise nach oben.

Pionierarbeit in Deutschland: Teebäuerin will Matcha produzieren

Vom Boom profitieren will Antje Kühnle, die eine Teefarm in Deutschland angelegt hat. In Zossen (Teltow-Fläming) in Brandenburg baut die 37-Jährige seit gut zwei Jahren die Teepflanze Camellia Sinensis an. Ziel ist es, 6,5 Hektar zu bepflanzen, derzeit ist sie bei knapp der Hälfte.

Antje Kühnle in einem ihrer vier Gewächshäuser auf der Matcha-Farm. Die Landwirtin baut jetzt selbst Matcha an.
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Kühnle sieht sich als Pionierin. "Also eine Teefarm in der Größe gab es in Deutschland so noch nicht - ein Betrieb, der Tee professionell anbaut, auf kommerzieller Ebene auch und das in Verbindung mit diesem landwirtschaftlichen Konstrukt der Permakultur." In Nordrhein-Westfalen im Bergischen Land werden im "Tschanara Teegarden" seit 1999 auf etwa 0,4 Hektar Teepflanzen angebaut.

Kühnles Mission: Dass Deutschland eine Teebau-Nation wird. "Ich verwende Saatgut, das sich besonders gut für Grüntee und Matcha eignet", sagt Kühnle, die ursprünglich aus dem Weinbau kommt. "Die meisten Genome, die in Europa wachsen, sind tatsächlich Genome, die für die Schwarzteeproduktion bestens geeignet sind", sagte die Teebäuerin. "Dass wir jetzt hier diese Genome gewählt haben, die für den Grüntee geeignet sind, das ist auch noch ein zusätzlicher Pionierfaktor."

Matcha ist "Königsdisziplin" - die Herausforderungen der Teeproduktion

Kühnles Ziel ist, hochwertigen Matcha herzustellen - das sei im Teebau die "Königsdisziplin". Allein beim Anbau gibt es schon einiges zu beachten: "Tee braucht viel Wasser. Das Klima hier ist relativ trocken und die Luftfeuchtigkeit zu gering, deswegen muss ich das passende Klima hier schaffen", sagt Kühnle.

Eines der vier Gewächshäuser auf der Matcha-Farm von Antje Kühnle. Die Landwirtin in Brandenburg baut jetzt selbst Matcha an.
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Zur Bewässerung sammelt sie Regenwasser und schützt den Boden mit Mulch vor Verdunstung. Ein Gewächshaus mit Fußbodenheizung, betrieben durch eine Photovoltaikanlage, sorgt für die richtige Umgebung während der Anzucht. Später setzt die Teebäuerin die Pflanzen ins Freie. "Von meinen 200.000 Anzüchtungen habe ich schon 40.000 umpflanzen können."

Das funktioniert aus einem Grund in Brandenburg besonders gut: Die Pflanzen brauchen einen niedrigen pH-Wert, und der Boden in der Region ist aufgrund der vielen Nadelbäume von Natur aus sauer. Damit die Pflanzen auch Winterfröste überstehen, nutzt sie Saatgut aus dem Himalaya und Nordchina. Die erste vermarktbare Ernte wird Kühnle voraussichtlich im Frühjahr 2026 einfahren.

Der Superdrink als deutsche Trendware

In Deutschland ist die Nachfrage nach Matcha deutlich gestiegen. "Wir nehmen in der Tat wahr, dass Matcha-Tee derzeit einen großen Trend in Deutschland erlebt", sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Philipp Hennerkes.

Dies betreffe nicht nur den klassischen Konsum als Tee, sondern zeige sich auch in unterschiedlichsten Produktkategorien – von Matcha-Schokoriegeln bis hin zu Getränken wie Matcha-Latte. Zwischen Januar und August 2024 wurden laut japanischen Importzahlen mehr als 240 Tonnen des pulverisierten Grüntees nach Deutschland geliefert – ein Plus von 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Neuere Zahlen liegen nach Angaben des Deutschen Tee & Kräutertee Verbands nicht vor. Der Trend zu gesunder Ernährung und natürlichen Produkten dürfte die Nachfrage weiter antreiben. Steigende Preise seien nicht ausgeschlossen. Ein Exportstopp sei derzeit nicht erkennbar, Deutschland bleibe nach den USA der wichtigste Exportmarkt für japanischen Tee.

Preisentwicklung und Zukunftsaussichten

Letzteres dürfte zumindest eine gute Nachricht für Unternehmen wie Keiko sein. Das Unternehmen importiert Tencha aus Japan und vermahlt ihn in Diepholz in Niedersachsen zu Matcha. "Seit wir mit dem Verkauf von Matcha und Grünteepulver vor über 30 Jahren begonnen haben, stieg der Verkauf kontinuierlich an und bekam durch die vegane Bewegung um 2014 herum zusätzlichen Schwung", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

In den vergangenen zwei Jahren sei die Nachfrage rasant angestiegen. "Schwankungen bei den Erntebedingungen gab es schon immer, das ließ sich aber bisher immer ausgleichen", sagte die Sprecherin. "Nun stehen wir erstmals vor der Situation, dass die stark gestiegene Nachfrage die verfügbare Erntemenge übersteigt." Durch die daraus resultierende Knappheit seien zudem die Einkaufspreise extrem gestiegen, somit auch die Preise für Kunden.

kos mit dpa

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