• Weshalb sind High-Protein-Produkte so beliebt?
  • Warum rät eine Studie vom Verzehr dieser Lebensmittel ab?
  • Für welche Personengruppen sind die Speisen geeignet?

High-Protein-Produkte stehen in den Supermärkten an gut sichtbaren Stellen und fallen durch ihr ansprechendes Design auf. Zudem bewerben die Hersteller diese Zubereitungen mit zahlreichen Vorteilen für den Körper. Sie sollen besser sättigen, den Muskelaufbau beschleunigen und sogar beim Abnehmen helfen. Doch erfüllen die Mahlzeiten die Erwartungen der Konsumenten

Warum liegen High-Protein-Produkte im Trend?

Protein benötigt der menschliche Körper für den Aufbau und den Erhalt von Muskeln und Gewebe. Ferner unterstützt Eiweiß die Bildung von Enzymen, die unter anderem den Stoffwechsel regulieren. Meistens greifen aktive Personen, die viel Sport oder Bodybuilding betreiben, zu Proteinriegeln oder eiweißreichen Getränken. High-Protein-Lebensmittel sollen aufgrund ihrer Zusammensetzung die bessere Wahl für eine ausgewogene Ernährung sein. Diese Produkte haben – wie der Name bereits besagt – einen höheren Proteingehalt als herkömmliche Zubereitungen. Allerdings enthalten die Rezepturen auch mehr Zucker, Süßungsmittel und Aromen. Die Auswahl ist mittlerweile beachtlich und umfasst:

  • Müsliriegel
  • Pizza
  • Pudding
  • Shakes
  • Backwaren
  • Brotaufstriche
  • Pasta

Eine Studie rückt diese Lebensmittel jedoch in ein anderes Licht. Um die Versprechungen der Hersteller zu überprüfen, führte die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eine Studie mit 21 jungen Erwachsenen durch. Das Forschungsteam wurde von der Professorin Anja Bosy-Westphal geleitet. Die Untersuchungen wurden in Stoffwechselräumen durchgeführt, das sind Labore, in denen das Ergebnis aus Energieaufnahme und -verbrauch ermittelt wird. Die Probanden aßen abwechselnd Lebensmittel mit herkömmlichen Zutaten und spezielle High-Protein-Produkte. Bei der erlaubten Verzehrmenge gab es keine Grenzen. Die Auswertung ergab ein ernüchterndes Ergebnis: Bei beiden Varianten nahmen die Teilnehmenden einen deutlichen Kalorienüberschuss zu sich. Dieser betrug bei Lebensmitteln mit einer normalen Rezeptur 32 %, bei der proteinreichen Variante lag der Wert immerhin noch bei 18 %. 

Wie wirken sich High-Protein-Produkte auf den Organismus aus?

Zwar nahmen die Testpersonen mit den eiweißreichen Produkten rund 200 Kilokalorien weniger zu sich und verbrannten 130 Kilokalorien mehr, wodurch die speziellen Proteinprodukte eine positive Wirkung auf den Energiehaushalt haben können. Dieser Mehrverbrauch an Kalorien ist allerdings viel zu gering, um das Körpergewicht zu reduzieren. Außerdem bleibt ein wesentliches Problem bestehen: Bei den High-Protein-Snacks handelt es sich um hochverarbeitete Lebensmittel. Typisch für diese Zubereitungen ist ein sehr hoher Gehalt an Zusatzstoffen.

Stark verarbeitete Speisen haben unerwünschte Nebeneffekte und überlisten das Sättigungsgefühl. Sie sind meist kalorienreich und schmecken genauso gut wie herkömmliche Varianten. Zudem lassen sie sich einfach verzehren und müssen oft nur sehr wenig gekaut werden. Professorin Anja Bosy-Westphal führt dazu aus: "Diese Kombination macht es schwer, rechtzeitig mit dem Essen aufzuhören." Deshalb besteht die Gefahr, dass du viel zu viel isst, auch wenn dein Körper eine wesentlich geringere Menge benötigt.

Durch den höheren Eiweißgehalt können die Produkte ein Überessen eindämmen – aber nur in geringem Maß. Das liegt daran, dass der Organismus zum Verdauen der Speisen mehr Energie aufbringen muss. Eiweiß reduziert die Bildung des sogenannten Heißhunger-Hormons Ghrelin. Gleichzeitig regt Protein die Bildung weiterer Hormone an. Hierzu zählt das Darmhormon Peptid YY, das das Sättigungsgefühl steuert. Es beeinflusst die Magenentleerung sowie die Abgabe von Magen- und Pankreassaft und reguliert die Wasser- und Elektrolytaufnahme im Körper. 

Wann sind High-Protein-Lebensmittel sinnvoll?

High-Protein-Lebensmittel sind dennoch für einige Personengruppen empfehlenswert. Senioren können oft schlecht kauen oder haben Schwierigkeiten beim Schlucken. Auch bei chronischen Erkrankungen oder bei Appetitmangel kann der Verzehr von angereicherten Gerichten helfen, den Bedarf zu decken. Laut Professorin Bosy-Westphal essen die Menschen in Deutschland ausreichend Protein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. empfiehlt täglich 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge gilt für einen durchschnittlichen Erwachsenen zwischen 19 und 65 Jahren. 

Freizeitsportler, die sich wöchentlich an drei bis vier Tagen für jeweils 30 Minuten bewegen, benötigen ebenfalls kein zusätzliches Protein. Dazu zählen Sportarten mit einer mittleren Intensität, wie beispielsweise schnelles Gehen oder Schwimmen. Selbst Leistungssportler können ihren Bedarf mit einer ausgewogenen Ernährung problemlos decken. Deshalb genügt es, wenn du auf unverarbeitete Lebensmittel mit einem hohen Proteingehalt zurückgreifst. Haben diese Zutaten eine ähnliche Konsistenz wie industriell hergestellte High-Protein-Produkte, sättigen sie ebenfalls gut. Achte auf unterschiedliche Proteinquellen, dann kannst du auf die meist überteuerten Fertiggerichte verzichten. Für Veganer eignen sich Erbsen- und Sojaprotein, Seitan oder Tofu als pflanzliche Alternativen. Ansonsten sind folgende Lebensmittel ideale Lieferanten

  • Fleisch (Geflügel, Rindersteak oder Schweineschnitzel)
  • Fisch (Makrele, Thunfisch, Forelle und Lachs)
  • Eier und Milchprodukte (Quark, Joghurt, Hüttenkäse)
  • Käse (Emmentaler, Gouda oder Cheddar)
  • Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, Sojabohnen, Kichererbsen)
  • Samen und Nüsse (Leinsamen, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Mandeln)