Der Barbaratag 2022 findet am Sonntag, dem 4. Dezember statt. Dieser Gedenktag zu Ehren der Heiligen Barbara ist sehr beliebt.

Aber was hat es mit dem Barbaratag auf sich? Und warum sind Zweige von Obstbäumen an diesem Tag so wichtig? Und was hat das Ganze mit dem Nikolaus zu tun?

Barbaratag 2022: Wer war die Heilige Barbara?

Alljährlich am 4. Dezember feiern die Katholiken den Barbaratag. Die katholischen Christen verehren die Heilige als Märtyrerin.

Der Barbaratag geht zurück auf die heilige Barbara, die im Jahr 306 nach Christus den Märtyrertod in Nikromedia (heutige Türkei) starb. Der Legende nach enthauptete ihr heidnischer Vater sie aus Zorn über ihren christlichen Glauben. Die Märtyrerin gilt als Schutzpatronin der Sterbenden und der Bergleute.

Eine lange Tradition haben die sogenannten Barbarazweige. Dafür werden am 4. Dezember, dem Barbaratag 2022, Zweige von Obstbäumen geschnitten und in die Vase gestellt - zu Weihnachten sollen diese dann blühen. Gerne werden dafür Kirsch-, Apfel- und auch Forsythienzweige hergenommen. Die Blüten sollen die dunkle Winterzeit etwas erhellen.

Woher kommt der Brauch mit den Barbarazweigen?

Der Brauch mit den Barbarazweigen entstand aufgrund der Legende, der zufolge Barbara auf dem Weg ins Gefängnis an einem Zweig hängen blieb. Diesen stellte sie ins Wasser und am Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde, blühte der Zweig auf. Die Blüten sollen Barbara in ihrer Gefangenschaft getröstet haben.

Die biologische Erklärung ist nüchterner: Die Zimmertemperatur gaukelt den Knospen das Frühjahr vor. Besonders in früheren Zeiten haben sich die Menschen daran erfreut, als es noch keine Blumen aus dem Gewächshaus gab. 

Barbara gilt als die Schutzheilige aller, die mit Pulver arbeiten, darunter auch Bergleute. Diese feiern noch heute in allen Bergwerken und Stollen der westlichen Welt die Barbarafeier. Dabei wird der Schutzpatronin gedacht und in manchen Regionen eine Grubenlampe als Weihleuchte vor ihrem Bildnis angezündet. Barbara ist zudem die Schutzpatronin der Feuerwehrleute, Steinmetze, Zimmerleute, Gefangenen und Sterbenden. Sie gilt auch als eine der vierzehn Nothelfer und damit als Heilige der katholischen Kirche, die als Schutzpatrone im Gebet angerufen werden können.

Heilige Barbara brachte Süßes - wie der Nikolaus

Der relativ unbekannte Seitenstrang der Geschichte ist, dass Barbara in der Tradition zeitweise einmal im Jahr Süßes vorbeibrachte - wie der Nikolaus. "Traditionell sind die Gabenbringer ja Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind. Aber in manchen Orten kam eben auch noch die Barbara hinzu", sagt Lisa Maubach vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. Vor allem in Köln, Bonn und am Niederrhein sei dies so gewesen.

Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti erläutert: "Durch ihre Position als Schutzpatronin der Bergleute konnte Barbara den Nikolaus beerben und hat zum Teil Elemente vom Nikolaus übernommen." Die Frau hatte - folgt man dem Experten - dabei durchaus Schlagkraft auf ihrer Seite. "Sie war Schutzpatronin nicht nur der Bergleute, sondern auch der Artillerie und der Eisenindustrie", sagt Becker-Huberti. "Alles, was gefährlich war, war mit ihr verbunden."

Das führt unweigerlich zu der Frage, wohin Barbara, die Gabenbringerin, entschwunden ist. Nur noch vereinzelt lassen sich heute Hinweise auf den Brauch finden - obwohl eine starke Frauenfigur ja gut in die Zeit passen würde. Anders gesagt: Wenn Twitter zwischen dem Nikolaus und Barbara abstimmen müsste - man könnte sich das Ergebnis denken. Umso ernüchternder die Bilanz von Expertin Lisa Maubach: "Ab den 1960er Jahren, spätestens ab den 1970er Jahren, ist Barbara als Gabenbringerin im Grunde verschwunden."

Nikolaus verdrängte Barbara: "Nikolaus war irgendwann attraktiver"

"Ich denke, der Nikolaus war irgendwann attraktiver. Als Figur bekannter und vor allem durch die Kostümierung und die Begleitfiguren attraktiver, auch für die Wirtschaft", sagt sie. "So etwas hat ja auch immer mit Konsum zu tun." Generell könnten Bräuche verschwinden und sich ändern, sagt sie. Beim Barbarabrauch habe es "wohl eher eine Brauchverschiebung" hin zum Nikolaus gegeben.

Becker-Huberti bläst in ein ähnliches Horn. Der Bergbau sei zurückgegangen und damit auch ein aktueller Bezug zur Barbara. Aber natürlich gebe es auch noch andere Zusammenhänge. "Der Nikolaus wurde von der Süßwarenindustrie heftig beworben", sagt er.

Wem es jetzt allerdings aus Solidarität mit Barbara die Zornesröte auf die Wangen treibt, dem sei gesagt: Auch der alte Herr hatte sein Päckchen zu tragen. Ursprünglich nämlich war der Nikolaustag ein Tag mit richtig großer Bescherung. Im 16. Jahrhundert lehnte der deutsche Reformator Martin Luther allerdings die Heiligenverehrung ab. Die Geschenke sollte das neutrale Christkind an Weihnachten bringen.

Seitdem kann auch der Nikolaus höchstens noch den Oscar für die beste Nebenrolle bekommen. Die ganze große Show ziehen gut zwei Wochen später Christkind und Weihnachtsmann ab.

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