- "Pandemic": Rezension des kooperativen Weltrettungsspiels
- So spielt sich die gemeinschaftliche Seuchenbekämpfung
- Bewertung, Infos und Fazit
Bevor die Ersten jetzt "Krisengewinnler" schreien: "Pandemic" ist eben nicht das Begleit-Spiel zur Pandemie. Das kooperative Spiel ist erstmals im Jahr 2008 erschienen (damals als "Pandemie"), also lange vor den Seuchenjahren und zu einer Zeit, als 99 Prozent aller Menschen nicht wussten, was der Begriff eigentlich bedeutet. Ganz losgelöst von Ereignissen in der Wirklichkeit trat Pandemic/Pandemie seinen Siegeszug an, der bis heute anhält. Das innovative Spiel sammelte Dutzende von Siegen und Nominierungen bei internationalen Spielepreisen, 2009 war es hierzulande als Spiel des Jahres nominiert und würde von der Jury als "Wettlauf gegen die Zeit und gegen ein immer wieder neu herausforderndes Spiel" gelobt. 2013 und 2020 wurde es neu aufgelegt (letztere Version liegt unserem Test zugrunde), währenddessen und auch danach erschienen mehrere Erweiterungen, Abwandlungen und Nachfolger. Nachdem unsere Gruppe die spielbare Seuchenbekämpfung lange Jahre ignoriert hatte, haben uns diese Fakten letztlich doch dazu durchringen lassen, uns das Spiel genauer anzuschauen. Wir wollten wissen, warum sich ein Gesellschaftsspiel mit einem im Grunde medizinischen Thema seit anderthalb Jahrzehnten auf dem Markt hält. Und letztlich wissen jetzt auch die Koop-Spiel-Skeptiker in unseren Testrunden, warum das so ist.
Wie spielt sich "Pandemic"?
Das Ziel von "Pandemic" ist es, gemeinsam vier auf der Welt ausgebrochene Seuchen zu bekämpfen. Jede*r Spieler*in zieht anfangs eine Charakterkarte. Sieben Spezialisten, die jeweils spezielle Eigenschaften besitzen, stehen zur Wahl. Alle gemeinsam müssen an einem Strang ziehen, um die Epidemien erfolgreich zu stoppen.
Der Spielplan zeigt eine Weltkarte mit 48 Städten, die durch Linien verbunden sind. Auf speziellen Leisten werden die Ausbrüche der Epidemien und die Infektionsrate angezeigt. Der Stapel der Spielerkarten enthält:
- Städtekarten, die die Reise von oder zu der angegebenen Stadt ermöglichen, die zur Entwicklung eines Gegenmittels eingesetzt werden oder für die Errichtung eines Forschungslabors nötig sind.
- Aktionskarten, die je eine bestimmte Zusatzaktion erlauben.
- Epidemiekarten, welche die Infektionsrate steigern.
Ablauf: Weltretten von Atlanta aus
Der zweite Stapel enthält die Infektionskarten, die angeben, in welcher Stadt die nächste Seuche ausbrechen wird. Je nach Spieleranzahl erhält jede*r zwei bis vier Spielerkarten, die er vor sich offen auslegt. Im Laufe der Partie werden die Karten immer mehr, die Grenze für die Handkarten liegt bei sieben Stück. Die kleinen, würfelförmigen Virenmarker haben die Farben rot, schwarz, blau und gelb, wie auch die Städte, in denen die Seuchen auftreten. Bereits vor Spielbeginn werden 18 Krankheitsmarker in verschiedenen Städten platziert.
Die Spielfiguren beginnen ihre Reise beim Seuchenbekämpfungszentrum in Atlanta. Von dort aus versucht das Team, Heilmittel gegen die Seuchen zu finden. Pro Zug stehen vier Aktionen zur Verfügung. Dazu zählen das Reisen in andere Städte, das Errichten von Forschungslaboren und die Entwicklung von Heilmitteln. Dann werden zwei Spielerkarten nachgezogen. So weit, so gut. Das Problem ist, dass abschließend pro Zug neue Infektionsherde auftreten. Der/die aktive Spieler*in muss je nach Infektionsrate zwei bis vier Infektionskarten aufdecken. In diesen Städten wird je ein Krankheitsmarker platziert.
Doch sobald in einer Stadt mit drei Viren ein weiterer Virus auftaucht, ist ein Ausbruch nicht mehr zu verhindern. Damit nicht genug. Es kommt zu einer Kettenreaktion und in jeder angrenzenden Stadt wird nun ein Seuchenmarker in der entsprechenden Farbe abgelegt. Überschreitet die Markeranzahl hier drei Stück, folgt ebenfalls ein Ausbruch. Und nicht zu vergessen: Der achte Ausbruch bedeutet, dass das Team verloren hat.
Heilmittel finden und Seuchen ausrotten
Darum müssen alle mithelfen, dass eine*r schnellstmöglich fünf Städtekarten einer Farbe in die Hand bekommt. Dann kann diese*r in eine Stadt mit Forschungslabor reisen und die Karten ablegen. Hurra, ein Heilmittel ist gefunden. Dafür wird der Heilmittelmarker dieser Farbe auf dem vorgesehenen Platz auf dem Spielplan deponiert. Gelingt es dem Team noch, alle Viren dieser Farbe zu entfernen, gilt die Seuche als ausgerottet.
Je weiter die Partie voranschreitet, umso anspruchsvoller wird das Geschehen, da die Infektionsrate steigt und weitere Epidemiekarten aufgedeckt werden. Damit werden Ausbrüche immer wahrscheinlicher. Jetzt heißt es, sich sputen, um auch rechtzeitig alle vier Heilmittel zu entdecken und damit den Sieg einzufahren.
Das Spiel endet sofort und das Team gewinnt, wenn es rechtzeitig für alle vier Seuchen ein Heilmittel findet, auch wenn die Seuchen nicht ausgerottet sind und noch Krankheitsmarker auf dem Spielplan liegen.
Die Spielenden verlieren, wenn es zu acht Ausbrüchen von Epidemien kommt oder eine einzelne Seuche sich so stark ausbreitet, dass keine Marker dieser Seuche mehr im Vorrat sind. Das Team verliert ebenfalls, sobald es keine Spielerkarten mehr ziehen kann.
Schneller Einstieg trotz Rollenfunktionen
Regeln und der Spielablauf von Pandemic sind leicht zu verstehen, auch Koop-unerfahreren Zeitgenossen fällt der Einstieg leicht. Der wohl größte Trumpf des Spiels ist die ständig spürbare Spannung - und das vom Start weg: Die ersten Infektionsherde sind schon zu Beginn vorhanden, die Runde ist sofort mitten im Geschehen. Die Spielenden müssen sich ständig absprechen, welches Problem sie als Nächstes in Angriff nehmen wollen. Den einen richtigen Weg gibt es nicht, immer wieder durchkreuzen plötzliche Ereignisse einen mittelfristigen Plan der Runde.
Was die eine oder andere Proberunde erfordert, sind die Rollenfunktionen: Die Spielendende agiere als verschiedene Charaktere, etwa eine Wissenschaftlerin, ein Sanitäter, ein Logistik-Experte oder eine Quarantäne-Spezialistin. Die Kunst ist es, die Spezialfähigkeiten der Fachleute möglichst geschickt zu kombinieren.
Die Absprachen des Teams sind das A und O: Wollen sie Krankheitsmarker eliminieren, um die Gefahr eines Ausbruchs zu verhindern oder lieber Städtekarten tauschen, um möglichst schnell fünf Farben in einer Hand zu haben und damit ein Heilmittel zu generieren? Dass die gemischten Infektionskarten nach dem Ziehen einer Epidemiekarte wieder oben auf den Stapel gelegt werden müssen, lässt erahnen, in welchen Städten die nächsten Viren auftauchen. Das erhöht den Druck auf das Team, schnell dorthin zu reisen, um neue Ausbrüche zu verhindern.
Fazit: Fast ein Meisterwerk - "Pandemic" ist auch heute noch unser Koop-Favorit
Nach einigen Partien offenbart sich zudem, warum Pandemic verdammt nah an einem Meisterwerk dran ist: Durch zwei simple Faktoren (unterschiedliche Rollen, Unvorhersehbarkeit beim Kartenziehen) verläuft jede Partie "Pandemic" komplett unterschiedlich, was den Wiederspielreiz bis zum Anschlag erhöht. Das Spiel ist in jeder Besetzung reizvoll, spielt sich aber auch hier verschieden. Zu zweit hat man mehr Zeit, da der Kartenstapel langsamer aufgebraucht wird, dafür stehen weniger Rollen-Sonderfunktionen zur Verfügung. Zu viert ist es genau umgekehrt.
Pandemic | Grundspiel bei Amazon ansehenDas Spielprinzip bringt unweigerlich auch Schwächen mit sich: Wird von einem verdeckten Stapel gezogen, ist ein gewisser Glücksfaktor nun einmal nicht wegzudiskutieren - und damit auch ein Frustfaktor, wenn unheilvolle Ereignisse geballt auftreten. Zudem herrscht beim Pandemic erhöhter „Alpha-Spieler“-Alarm. Wenn Personen am Tisch sitzen, die ihre Strategie für die beste halten und gerne alle Entscheidungen für die anderen treffen, muss darauf geachtet werden, diesen nicht die Zügel zu überlassen. Ansonsten verkommt die Virenhatz schnell zum Solo-Spiel mit Erfüllungsgehilfen. Der Verlagsangabe „ab acht Jahren“ würden wir nicht zustimmen. "Pandemic" ist unserer Erfahrung nach im gehobenen Familienspielsegment anzusiedeln. Die Tragweite der Entscheidungen ist für Achtjährige schwer abzuschätzen, zehn Jahre alt sollten die Mitspielenden auf jeden Fall sein.
Klar ist die Innovation, mit der das Pandemie-Brettspiel bei seiner Erstveröffentlichung von sich reden machte, heute verflogen. Der Markt ist geflutet mit kooperativen Spielen unterschiedlichster Niveaus und Themen. Und trotzdem legen wir uns fest: Kein gemeinschaftliches Gesellschaftsspiel spielt sich so rund, einsteigerfreundlich, aber doch anspruchsvoll und vor allem so fesselnd wie Pandemic.
Infos zu "Pandemic" im Überblick:
- Spieleranzahl: 2 bis 4
- Altersempfehlung: ab 10 (Verlagsangabe ab 8)
- Dauer: 45 Minuten
- Verlag: Z-Man-Games/Asmodee
- Autor: Matt Leacock
- Pro:
- relativ leichter Einstieg
- Mechaniken funktionieren hervorragend
- äußerst spannend und kommunikativ
- Durch wechselnde Charaktere und Karten immer wieder anders
- Contra:
- nicht unwesentlicher Glücksfaktor
- „Alpha-Spieler“ müssen in Schach gehalten werden
- Redaktionswertung: 9 von 10 Punkten
Fazit: "Pandemic" ist unser Favorit im Bereich der kooperativen Spiele für die Familie oder mit Freunden. In allen Testrunden hat es auch Genre-Skeptiker restlos überzeugt. Das liegt zum einen an der enormen Spannung, die vom Anfang bis zum Schluss herrscht, sobald sich die Runde um die Spielplan-Weltkarte versammelt. Zudem gestaltet sich jede Partie anders durch die Fähigkeiten der wechselnden Charaktere. Wer nur ein einziges kooperatives Brettspiel im Regel haben will, muss sich für "Pandemic" entscheiden.
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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.
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