- Concerto: Rezension des musikalischen Familienspiels
- So spielt sich das kartenbasierte Musikstücke-Dirigieren
- Infos, Bewertung und Fazit
Wer Verpackung und Inhalt von Concerto, das wie so manches unterschätzte Brettspiel bei hessischen Verlag Skellig Games erschienen ist, zum ersten Mal sieht, sollte sich vom nüchtern-schlichten Design nicht täuschen lassen. Dahinter verbirgt sich eine Idee, die – zumindest für unsere Testrunden – völlig neuartig war: Jeder Spieler verkörpert einen Dirigenten, der zunächst ein Orchester aus insgesamt neun verschiedenen Instrumenten aufbauen und es später zu dirigieren erlernen muss - mit individuellen Bewegungen des Dirigentenstabs.
Wie spielt sich "Concerto"?
Es gibt Karten mit Musikstücken in drei verschiedenen Schwierigkeiten. Hiervon wird jeweils eines offen aufgedeckt, sodass man immer eine Auswahl aus drei verschieden schweren Musikstücken hat. Diese Musikstückkarten zeigen „echte“ Stücke von Komponisten wie Mozart, Bach, Beethoven und Co., vereinzelt aber auch Titel aus dem Pop- und Rock-Bereich (Pink Floyd, „The Rocky Horror Picture Show“).
Ein Musikstück benötigt je nach Schwierigkeitsgrad zwischen zwei und acht unterschiedliche Instrumente. Diese Instrumente gibt es ebenfalls in Kartenform, von ihnen zieht jede/r Spieler*in zu Beginn fünf Stück. Zwei davon werden offen ausgelegt, die restlichen drei bleiben auf der Hand.
Im Spielverlauf geht es darum, mit den vor sich ausgelegten Instrumenten die offen ausliegenden Musikstücke zu „spielen“, indem man die zugehörigen Instrumente dirigiert. In jeder Runde darf man eine von fünf verschiedenen Aktionen wählen. Dazu gehört zum Beispiel das Ablegen einer Instrumentenkarte aus der Hand in die Orchester-Auslage. Wobei man dann immer wieder eine neue Instrumentenkarte auf die Hand nachziehen darf und somit immer drei auf der Hand hat. Man darf aber nie zweimal das gleiche Instrument vor sich ausgelegt haben. Wenn man also nur noch die gleichen Instrumente auf der Hand hat, die bereits vor einem liegen, kann man als Aktion auch beliebig viele seiner Instrumentenkarten auf der Hand austauschen.
Musikinstrumente-Sammeln mit Sonderkarten und Maestro-Modus
Um das Dirigieren interessanter zu machen, muss man nicht nur die für das Musikstück benötigten Karten vor sich liegen haben. Sobald man eine Instrumentenkarte vor sich auslegt, muss man sich dazu ein Steinchen ziehen, das eine (von sechs) Bewegungen des Dirigentenstabes (in der Anleitung „Schlagfigur“ genannt!) zeigt. Das können Kreisformen, bestimmte Richtungen oder ein simples Auf und Ab sein.
Dieses Steinchen darf man sich nur ein mal kurz ansehen und muss sich die abgebildete Bewegung merken, bevor man es so vor die jeweilige Instrumentenkarte stellt, dass nur noch die anderen Mitspielende die zum Instrument gehörende Schlagfigur sehen können. Beim finalen Vorspielen eines ausliegenden Musikstücks gilt es, mit dem hölzernen Dirigentenstab die richtigen Bewegungen zu seinen ausliegenden Instrumenten machen. Als Belohnung darf man seine Figur auf dem Spielbrett nach vorne ziehen. Sollte man hierbei bei einem Instrument nicht die richtige Bewegung (Schlagfigur) machen, muss dieses Instrument abgelegt (also weggeworfen) werden und das Stück gilt als nicht bestanden (und wird durch ein neues ersetzt).
Weiterhin gibt es Sonderkarten, von denen jeder Spieler immer jeweils eine auf der Hand hat. Eine solche Sonderkarte auszuspielen wäre eine alternative Aktion zum Instrument ausspielen, Handkarten tauschen oder ein Stück dirigieren. Mit diesen Sonderkarten kann man etwa alle Musikstücke gegen neue tauschen, aber auch zwei Schlagfiguren eines Gegners vertauschen, um diesen zu verwirren. Sollte man nach mehreren Spielrunden eine neue Herausforderung suchen, kann man mit der Maestro-Variante neue Karten ins Spiel bringen. Diese ernennen jeden Spieler zu einem anderen Komponisten, mit individuellen Fähigkeiten und Einschränkungen, was den Schwierigkeitsgrad weiter erhöht.
Fazit: Unkonventionelle Spielidee, die überraschend gut funktioniert
Grob zusammengefasst geht es bei Concerto darum, sich ein Musikstück zu wählen, die dazu passenden Instrumentenkarten auszulegen, sich die zugehörigen Dirigenten-Gesten einzuprägen und das Stück am Ende fehlerfrei vorzuführen – und zwar mit einem Dirigentenstab in der Hand: eine mehr als unkonventionelle Spielidee, die in unseren Testrunden überraschend gut funktioniert hat.
Concerto: Das Spiel bei Amazon ansehenFür den Spielspaß sorgt der Dirigentenstab, der gerade für Kinder ein witziges Detail darstellt. Je nachdem, wie man sich beim abschließenden Fuchteln mit der Holzstange schlägt, hat man den Applaus der Runde oder schadenfreudiges Gelächter auf seiner Seite. Das ist eine willkommene Abwechslung, denn zuvor spielt sich der Orchesteraufbau recht trocken und konzentriert. Das liegt daran, dass das Gedächtnistraining eine zentrale Rolle spielt. Schließlich muss man sich über das ganze Spiel hinweg die unterschiedlichen Schlagfiguren der eigenen Instrumente merken. Die Altersempfehlung ab acht Jahren passt dennoch, weil in unseren Testrunden zumeist die jüngeren Dirigenten weniger Probleme mit dem Bewegungen-Abspeichern hatten als die älteren.
Was uns weniger gut gefallen hat, war der holprige Einstieg, der sicher auch mit dem ungewohnten Ablauf zusammenhängt. Dieser wirkt zunächst wesentlich komplizierter, als er ist, die Anleitung muss mehrfach gelesen werden. Und auch dann erschließt sich das Spielprinzip erst während der ersten Partie. Ein gewichtiger Minuspunkt ist das Spielbrett: Zwar zeigt es wichtige Informationen (Zahl der nötigen Siegpunkte, Übersicht der möglichen Informationen, Häufigkeit der Instrumentenkarten), allerdings ist es viel zu klein ausgefallen. Die Spielfiguren haben kaum Platz auf den Feldern zum Vorrücken - geschweige denn mehrere für Figuren zugleich.
Wir hätten es zudem für sinnvoll gehalten, wenn eine Aktion die Möglichkeit geboten hätte, sich eine vergessene Schlagfigur eines Instrumentes nochmals anzuschauen. Das bieten nur bestimmte Sonderkarten. Schade ist auch, dass die Titel der Musikstücke nicht viel mehr als eine „Überschrift“ der Karten sind, für das Spiel sind Art, Melodie und Charakter des Stücks so gut wie irrelevant. Schöner wäre es gewesen, wenn man diese (beispielsweise mittels QR-Code und YouTube-Link) abspielen könnte, um sich eine bessere Vorstellung machen zu können und sein musikalisches Wissen zu erweitern.
Wie gut man Concerto findet, hängt stark davon ob, wie sehr man Merkspiele mag. Denn auch wenn es die unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen ermöglichen, mit wenigen Instrumenten zu dirigieren und damit in kleinen Schritten Siegpunkte zu sammeln, bleibt der Gedächtnisfaktor allgegenwärtig. Die Mehrheit unserer Tester*innen empfanden das etwas andere Musikspiel als gelungenes Zwischendurch-Spiel für Familien, denen klassische Musik nicht komplett fremd ist und die gerne neue Spielmechaniken ausprobieren möchten.
Infos zu Concerto im Überblick:
- Spieleranzahl: 2 bis 4
- Altersempfehlung: ab 8
- Dauer: 30 bis 40 Minuten
- Verlag: Skellig Games
- Autor: Uwe Bursik
- Pro:
- originelle Spielidee
- „Dirigentenstab“ als witziges Detail
- inklusive Variante für Fortgeschrittene
- vermittelt Wissen über klassische Musik
- Contra:
- relativ schwergängiger Einstieg (für ein schnelles Familienspiel)
- Spielbrett zu klein
- Verwendung von realen Musikstücken für Ablauf kaum relevant
- Redaktionswertung: 7 von 10 Punkten
Fazit: Trotz gewisser Schwächen überzeugt „Concerto“ durch seine frische Idee und dem Dirigentenstab als Hingucker. Ein interessantes Spiel für alle Familien, die nichts gegen Merkspiele und das Erlernen neuartiger Spielabläufe haben und obendrein mit klassischer Musik nicht auf dem Kriegsfuß stehen.
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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.
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