- Häufigkeit von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen
- Fragen zur Früherkennung: So kannst du Hilfe bekommen
- Fazit: Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Es gibt ein breites Spektrum an Essstörungen. Da ist beispielsweise die Magersucht, auch Anorexie genannt, oder die Ess-Brech-Sucht, auch Bulimie genannt. Erkennst du als Elternteil eine Essstörung bei deinem Kind bereits früh, kann den körperlichen und seelischen Folgen der Erkrankung entgegengewirkt werden. Welche Fragen können dir bei einer Früherkennung helfen?
So häufig kommen Essstörungen in jungen Jahren vor
Ein gestörtes Essverhalten zeigt sich laut dem Bundeszentrum für Ernährung weltweit bei etwa einem Fünftel der Kinder und Jugendlichen. An Essstörungen wie der Magersucht, der Bulimie oder dem Binge-Eating, womit Ess-Attacken ohne Kontrolle gemeint sind, erkranken immer häufiger auch Kinder in jungen Jahren.
Ein spanisches Forschungsteam rund um den Forscher José Francisco López-Gil wertete in einer Meta-Studie 32 Studien aus, an denen insgesamt 63.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren aus 16 Ländern beteiligt waren. In den Studien wurde der sogenannte SCOFF-Fragebogen verwendet. Dieser Fragebogen aus fünf Fragen zielt darauf ab, Essstörungen möglichst früh zu erkennen. Nach der Auswertung wurde klar: Insgesamt haben rund 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein gestörtes Essverhalten. Mit rund 30 % sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen mit 17 %. Die Anzahl der betroffenen Jungen wird jedoch oft unterschätzt, da diese seltener über das Thema reden.
Die Jugendphase gilt als eine sehr sensible Phase für die Entwicklung einer Essstörung. Erste Anzeichen müssen sich aber nicht zwangsläufig zu einer Essstörung entwickeln. Kleinere Auffälligkeiten im Essverhalten sind noch kein zwangsläufiger Hinweis auf eine Essstörung. So reagieren beispielsweise viele Menschen auf eine Belastungssituation mit einem veränderten Essverhalten. Eine frühe Erkennung eines gestörten Essverhaltens ist wichtig, um der Entwicklung einer Essstörung entgegenzuwirken und frühzeitig Hilfe zu finden.
SCOFF-Fragebogen für Kinder und Jugendliche sowie Hilfsangebote
Der SCOFF-Fragebogen, welcher in der Studie verwendet wurde, ist öffentlich zugänglich. So kannst auch du anhand der fünf Fragen herausfinden, ob dein Kind an einer Essstörung leidet oder gefährdet ist, eine zu entwickeln. Der Fragebogen ist nur dazu geeignet, sogenannte psychogene Essstörungen zu erkennen. Damit gemeint sind Essstörungen, die einen psychischen Ursprung haben und somit als psychische Erkrankung einzustufen sind. Zudem liefert er dir keine konkrete Diagnose oder Garantie für eine Erkrankung, sondern lediglich einen ersten Anhaltspunkt.
Folgende fünf Fragen werden gestellt:
- Findest du dich zu dick, während andere dich zu dünn finden?
- Würdest du sagen, dass das Nachdenken über das Essen beziehungsweise die Kalorienzufuhr dein Leben sehr beeinflusst?
- Übergibst du dich, wenn du dich unangenehm voll fühlst?
- Machst du dir Sorgen, weil du manchmal nicht mit dem Essen aufhören kannst?
- Hast du in der letzten Zeit mehr als sechs Kilogramm in drei Monaten abgenommen?
Verspürst du als Elternteil ein ungutes Gefühl, solltest du nicht zögern, zu handeln. Erste professionelle Unterstützung kannst du bei deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin bekommen. Diese*r kann dein Kind bei einem Verdacht direkt an eine Psychotherapeut*in weiterleiten. Ein umfangreiches erstes Beratungsangebot sowie Hinweise über weitere Anlaufstellen erhältst du zudem über die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Je nach Alter deines Kindes kann ein persönliches Gespräch ebenfalls helfen. Versuche dabei möglichst, in der Ich-Form zu sprechen und nur zu beschreiben, was du wahrnimmst. Vorwürfe könnten schnell zu einem ablehnendem Verhalten bei deinem Kind führen.
Fazit
Essstörungen sind eine ernsthafte psychische Erkrankung, welche nicht nur schwerwiegende körperliche, sondern auch seelische Folgen mit sich bringen kann. Der SCOFF-Fragebogen kann dir einen ersten Hinweis auf eine mögliche Erkrankung oder die Gefahr einer Erkrankung geben. Der Fragebogen ist noch keine Diagnose. Wenn das Essverhalten deines Kindes dir Sorgen bereitet, solltest du unbedingt professionelle Hilfe annehmen. Es ist besser, einmal zu früh zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen und Rat aufzusuchen als einmal zu spät. Therapeutische Begleitung ist wichtig, damit die Erkrankung nicht chronisch wird und die Essstörung so weit wie möglich geheilt werden kann.