• An welchem Hormon mangelt es Scheidungskindern?
  • Warum ist das so?
  • Was passiert im Körper, wenn uns jemand verlässt?

Eine Scheidung ist ein belastendes Ereignis. Vor allem für betroffene Kinder ist die Trennung ihrer Eltern meistens ein einschneidendes Erlebnis. Dass es sich sogar auf den Hormonhaushalt der Kinder im Erwachsenenalter auswirken kann, hat eine Studie ergeben.  

An welchem Hormon mangelt es Scheidungskindern?

Wissenschaftler*innen der Baylor-Universität in Texas fanden in einer Studie heraus, dass bei Scheidungskindern ein geringerer Oxytocinspiegel vorhanden ist. Im Volksmund wird dieses Hormon auch immer wieder als Liebes- oder Kuschelhormon bezeichnet. 

Das Hormon erfüllt im Körper wichtige Funktionen. So sorgt es beispielsweise dafür, dass beim Stillen Muttermilch fließen kann. In der Gebärmutter ist es für das Einleiten der Wehen zuständig und spielt somit eine große Rolle für eine Geburt. 

Im Gehirn arbeitet Oxytocin als Neurotransmitter. Es ist sehr wichtig für soziale Interaktionen. Durch das Hormon werden zwischenmenschliche Beziehungen gestärkt, wie etwa zwischen Eltern und Kind oder Partner*innen. 

Die Auswirkung von Scheidungen im Kindesalter auf Erwachsene

In der Studie wurde untersucht, inwiefern sich das Erleben einer elterlichen Scheidung auf den Oxytocinspiegel der Betroffenen im Erwachsenenalter auswirkt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass bei Scheidungskindern weniger Oxytocin festgestellt werden konnte, als bei Kinder, die keine Scheidung miterlebt haben. 

Die Teilnehmer*innen mussten Fragebögen über ihre Erziehung und die Bindung zu ihren Eltern ausfüllen. Weiter wurden Urinproben abgegeben, anhand denen dann der Oxytocinspiegel gemessen wurde. Woran genau es liegt, dass der Oxytocinspiegel bei Scheidungskindern geringer ist, ist nicht ganz klar. Vermutlich gibt es aber einen Zusammenhang mit anderen Dingen, die zu einer Scheidungserfahrung gehören. Das können zum Beispiel Streitereien der Eltern sein. Viele Scheidungskinder gaben bei den Fragebögen an, dass sie ihre Eltern als "weniger fürsorglich und gleichgültiger" wahrgenommen haben. 

Insgesamt ist die Scheidung der Eltern für Kinder ein lebensveränderndes Ereignis. Es zeigte sich außerdem, dass Scheidungskinder teilweise Probleme damit haben, Nähe zuzulassen und ein geringeres Selbstvertrauen aufweisen. Zu diesen Veränderungen gibt es noch andere Dinge, die im Körper beim Verlust einer Vertrauensperson passieren. 

Was passiert im Körper, wenn uns jemand verlässt?

Nachdem uns jemand verlässt, gibt es im Körper sowohl auf psychischer als auch auf physischer Ebene einige Veränderungen. Was psychologisch passiert, hat große Auswirkungen auf die betroffene Person und ihr Wohlbefinden. Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross hat fünf Phasen der Trauer nach einem Verlust entwickelt, die der Mensch durchlebt. Anfangs wurde das vor allem auf den Verlust nach einem Todesfall bezogen, mittlerweile werden die Phasen aber auch auf Liebeskummer oder andere Verluste von Beziehungen übertragen, sowie beispielsweise der Verlust eines Elternteils - auch durch eine Scheidung. Nicht alle davon treten bei jedem Menschen auf. Die möglichen Phasen, die auftreten können, sind:

  • Verdrängung des Verlustes 
  • Wut über den Verlust
  • Verhandeln: Es wird beispielsweise versucht, mit dem Schicksal zu verhandeln, um ähnliche Ereignisse in Zukunft zu verhindern
  • Depression 
  • Akzeptanz 

Zusätzlich zu den psychologischen Prozessen, die während eines Verlustes geschehen, gibt es auch körperliche Reaktionen auf ein solches Ereignis. Nach einer Trennung nimmt das Hormon Dopamin im Körper ab, während der Cortisol- und Adrenalinspiegel steigt. Diese hormonellen Veränderungen können sich beispielsweise in Schlafstörungen und Panikattacken äußern

Fazit

Durch die Studie konnte festgestellt werden, dass das Erleben der elterlichen Scheidung im Kindesalter sich auf den Oxytocinspiegel auswirkt. Auch im Erwachsenenalter können Scheidungskinder eine geringere Menge des Hormons im Körper haben. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass Scheidungskinder aufgrund dessen Schwierigkeiten haben, Nähe zu anderen Personen zulassen und sich in Beziehungen allgemein unsicherer fühlen.

Ob es eine Rolle spielt, wenn die Scheidung friedlich ablief oder durch Streit der Eltern geprägt war, wurde in der Studie nicht untersucht. Auch der Frage, ob das Alter der Kinder zum Zeitpunkt der Scheidung ausschlaggebend ist, muss noch nachgegangen werden. 

Grundsätzlich ist die Scheidung der Eltern in den meisten Fällen ein sehr prägendes Ereignis, das aufgrund verschiedener Einflüsse Auswirkungen auf das ganze Leben haben kann. Erwachsene Scheidungskinder haben aufgrund dieser Erfahrung häufig Probleme damit, Beziehungen loszulassen und auch immer wieder mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Auch psychische Schwierigkeiten wie Depressionen können auftreten. Dadurch, dass es eine individuelle Erfahrung ist, hat sie bei jeder betroffenen Person aber unterschiedliche Auswirkungen.