- Welche unterschiedlichen Erziehungsstile gibt es?
- Wie wirkt sich die Schichtzugehörigkeit auf die Wahl des Stils aus?
- Welcher Stil ist besonders verbreitet?
Wie du als Elternteil mit deinem Kind umgehst, deine Werte und Verhaltensweisen vermittelst, suggerierst du durch deinen Erziehungsstil. Die wenigsten Eltern handeln dabei nach nur einem festen Muster, sondern kombinieren verschiedene Stile bewusst oder unbewusst miteinander. Wir stellen dir die gängigsten Methoden vor.
Die unterschiedlichen Erziehungsstile
Grundsätzlich gibt es acht verschiedene Erziehungsstile. Geordnet von stärkster Kontrolle und Reglementierung bis hin zu völliger Freiheit der Kinder, kann man diese Stile unterschieden:
- Autokratisch
- Autoritär
- Antiautoritär
- Autoritativ
- Demokratisch
- Laissez-faire
- Egalitär
- Permissiv
Diese Erziehungsstile bestehen aus erzieherischen Haltungen und Verhaltensmustern. Sie sind nicht zu verwechseln mit Konzepten oder Philosophien im Bereich der Erziehung, welche pädagogische Ansprüche und Leitbilder besitzen. Durch einen Erziehungsstil werden Charakteristiken, Einstellungen und Verhaltensweisen von der erziehenden Person an das Kind weitergegeben. Gleichzeitig werden Verhaltensmuster durch die Art der Erziehung entwickelt.
Eltern sollten jedoch beachten, dass sie möglichst flexibel bleiben und den Stil an die individuellen Bedürfnisse des Kindes anpassen. Zudem sollten Extreme immer vermieden werden: weder völliger Freiraum noch Totalüberwachung ist die beste Option.
Das Wohlbefinden des Kindes hat bei der Erziehung immer oberste Priorität, so ist auch im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt, welche Pflichten die erziehenden Personen haben (Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1631 Inhalt und Grenzen der Personensorge, Absatz 1 und 2):
- Die Personensorge umfasst insbesondere die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen.
- Das Kind hat ein Recht auf Pflege und Erziehung unter Ausschluss von Gewalt, körperlichen Bestrafungen, seelischen Verletzungen und anderen entwürdigenden Maßnahmen.
Erziehungsstile: Autokratisch, autoritär und antiautoritär
Der autokratische Erziehungsstil verlangt vom Kind einen absoluten Gehorsam. Du alleine bestimmst über das Leben des Kindes, stellst Regeln auf und erteilst Bestrafungen, sofern die Regeln nicht befolgt werden. Eigeninitiative des Kindes ist ausgeschlossen, und Widerworte werden nicht toleriert.
Die autoritäre Erziehung verlangt ebenfalls Gehorsam, allerdings wird das Kind bei Einhaltung der Anweisungen belohnt. Trotzdem folgt ebenfalls eine Bestrafung, wenn die Regeln nicht befolgt werden. Ordnung, Sauberkeit und Disziplin stehen im Vordergrund. Im Rahmen der autoritären Erziehung setzt du einen Rahmen, der eng ist, doch in dem sich dein Kind bewegen darf. Das gilt sowohl für die Schule als auch für Freizeitaktivitäten.
Der antiautoritäre Erziehungsstil, ist das Gegenteil: Das Kind darf komplett frei und selbst entscheiden. Es darf sich entfalten, wie es möchte und dabei kreativ werden. Statt Grenzen und Regeln werden lediglich Vorschläge gegeben. Grenzen muss sich das Kind selber setzen. Die Sprösslinge sollen dadurch selbst lernen, was für sie gut oder schlecht ist.
Erziehungsstile: Autoritativ, demokratisch und Laissez-faire
Beim autoritativen Erziehungsstil gibst du deinem Kind Erwartungen vor. Gleichzeitig hat es einen Handlungsspielraum, allerdings mit klaren Grenzen. Trotzdem wird es häufig gelobt und bei allen Aktivitäten unterstützt. Die Regeln werden klar kommuniziert, doch das Kind darf mitentscheiden und wird in die Prozesse einbezogen. Die Entscheidungsgewalt liegt trotzdem beim Elternteil. Es gibt hohe Erwartungen und das Kind erhält dafür einiges an Verantwortung. Gleichzeitig solltest du deine Werte vorleben, um deinem Kind eine Orientierung zu bieten.
Eltern-Ratgeber: 'Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen' - hier direkt ansehenIm Rahmen des demokratischen Erziehungsstils wird dem Kind alles erklärt. Du gibst Raum für Fragen und Hinterfragung vorgegebener Regeln. Bei guter argumentativer Begründung werden die Regeln angepasst. Die Kommunikation steht hierbei im Vordergrund. Du gibst dem Kind eine klare Vorstellung davon, was erwartet wird. Wenn Regeln nicht eingehalten werden, kennt das Kind die Konsequenzen. Eigenverantwortung wird betont, aber in Verbindung mit Zuneigung und Unterstützung. In diesem Erziehungsstil werden die Heranwachsenden ermutigt, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen.
Der Laissez-faire Erziehungsstil gibt keinerlei Regeln vor und im Vergleich zum antiautoritären Stil auch keine Vorschläge. Selbst wenn es welche gibt, müssen diese nicht eingehalten werden. Das Kind darf machen, was es möchte, egal wie es sich gegenüber anderen Person verhält oder was es macht. Du bleibst stets im Hintergrund, gibst weder Lenkung noch Unterstützung.
Erziehungsstile: Egalitär und Permissiv
Beim egalitären Stil bestimmen Eltern und Kinder alles gemeinsam. Möchte das Kind beispielsweise nicht zur Schule gehen, wird das ausdiskutiert, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Gleiches gilt, wenn es zum Beispiel darum geht, das Kinderzimmer aufzuräumen – auch das wird ausführlich besprochen. Es gibt lediglich Verhaltensvorschläge und keine Regeln. Gemeinsam wird beschlossen, wie weiter vorgegangen wird. Der egalitäre Erziehungsstil erfordert viel Geduld von den Eltern, da jede Handlung gemeinsam besprochen wird.
Beim permissiven Erziehungsstil darf dein Kind tun und lassen, was es möchte. Gleichzeitig wird es verwöhnt, und du tolerierst auch negatives Verhalten. Strafen gibt es nie. Es gibt keine Regeln und selbst wenn es diese gibt, darf sich dein Kind darüber hinwegsetzen.
Darüber hinaus stellst du keine Forderungen, das Kind muss nur das machen, was es möchte. Gleichzeitig wird jedoch ein gewisses Maß an Eigeninitiative gefordert. Wenn das Kind Hilfe in Anspruch nehmen möchte, dann muss es diese selbst formulieren.
Welcher Stil ist besonders verbreitet?
In ihrer Reinform sind die genannten Erziehungsstile im Alltag nur ganz selten anzutreffen. Ebenso kann nicht ein Erziehungsstil als der beste deklariert werden, alle haben Vor- und Nachteile. Gleichzeitig gibt es Unterschiede zwischen den Erziehungsweisen innerhalb bestimmter Kulturkreise. Eine Einflussgröße ist dabei die Schichtzugehörigkeit.
In mehreren empirischen Forschungen konnte ein Zusammenhang zwischen der Schicht und dem vorherrschenden Erziehungsstil nachgewiesen werden. Innerhalb der Familien der Unterschicht herrscht oft ein strenger sowie vernachlässigender Stil. Dieser zeichnet sich durch eine Abwehrhaltung gegenüber Konflikten, eine mangelnde Offenheit gegenüber der Umwelt und durch eine strenge Arbeitsteilung aus.
In der mittleren und oberen Schicht dagegen haben die Eltern eher Interesse an der Entwicklung des Kindes. Je höher die Schulbildung, desto ausgeprägte die Kontrollhaltung der Eltern. Hier sind egalitäre Stile weiter verbreitet. Die Häufigkeiten der Disziplinarmaßnahmen unterscheiden sich jedoch nicht bei den verschiedenen Schichten.
Fazit
Welchen Erziehungsstil man wählt, hängt also auch von der individuellen gesellschaftlichen Schicht ab. Gleichzeitig ist es sinnvoll, verschiedene Stile miteinander zu kombinieren und ein passendes Modell zu erstellen, dass wirklich zum eigenen Kind passt.
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