Es sind spannenden Zeiten für die Autoindustrie. Gerade hat man sich bei Mercedes noch über steigende Absatzzahlen zu Jahresbeginn gefreut, da muss man sich mit Aussagen eines Insiders beschäftigen, nach denen man auf dem Markt in China keine Chancen mehr hat. Gegenüber dem Portal inRLP.de hat der Autohersteller inzwischen darauf reagiert. Doch auch viele Experten sehen die Entwicklungen im asiatischen Raum kritisch. 

Erst vor wenigen Tagen schrieb das Handelsblatt über eine "angespannte Lage" für die deutschen Autobauer. Dazu heißt es dann, dass die Deutschen nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im vergangenen Jahr zwar noch 4,4 Millionen Autos in China verkauft hätten - damit einen Marktanteil von 19,1 Prozent erreicht haben - aber beim immer schneller wachsenden Geschäft mit Elektroantrieben nur auf einen Marktanteil von fünf Prozent kommen. Pünktlich zur großen Automesse in Shanghai stehen viele Fragezeichen hinter der Zukunft auf dem chinesischen Markt. 

Der Markt in China - Probleme für deutsche Autobauer wie Mercedes, Audi und VW

Aus dem Beitrag des Fachmagazins geht hervor, dass unter den zehn meistverkauften Elektroautos in China kein einziges Fahrzeug aus Deutschland zu finden ist. Audi, VW, BMW und auch Mercedes-Benz sind in diesem Segment dort nicht gefragt. 

Unternehmen: Mercedes-Benz
Hauptsitz:  Stuttgart
Einführungsjahr:  1926
Dachorganisation:  Mercedes-Benz Group
Gründung:  1. November 2019

Doch die Verantwortlichen wollen nachlegen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet, hat VW zum Start der Automesse in Shanghai am Dienstag, 18. April 2023, mit einer Kampfansage reagiert und erklärt, dass die Elektrifizierungs-Strategie für den chinesischen Markt "mit Hochdruck vorangetrieben" werde. Aus Sicht vieler Autoexperten wird nicht nur 2023 ein extrem schwieriges Jahr werden.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärt im dpa-Bericht, dass den deutschen Autobauern auch der Preiskampf zu schaffen, der auf dem chinesischen Markt tobt. Allein im Monat März 2023 sei der Absatz von reinen Verbrennern in China um rund ein Prozent zurückgegangen, während der Verkauf von reinen Elektroautos und Fahrzeugen mit Plug-in-Hybridantrieb (NEV) um mehr als ein Viertel gestiegen sei. Dudenhöffer: "Tesla und die Chinesen haben im Preis- und Kostenwettbewerb die Nase vorn." 

Mercedes-Benz setzt auf Luxus-Strategie und ist Gewinner unter deutschen Herstellern in China

Und auch Stefan Reindl, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft, erwartet demnach große Probleme: "Die deutschen Automobilhersteller bekommen in China mittlerweile massiv Gegenwind durch einheimische Marken." Ein Gewinner ist aktuell, so scheint es, Mercedes-Benz. Dazu heißt es im Artikel, dass sich die Luxus-Strategie der Stuttgarter Autobauer bezahlt gemacht hat: "Statt auf Quantität zu setzen, sollen die besonders teuren Autos auch besonders viel Gewinn abwerfen. In China scheint das zu funktionieren: So ging zum Beispiel mehr als jeder zweite Wagen der Luxusmarke Maybach, die zu Mercedes gehört, im vergangenen Jahr in das ostasiatische Land."

Von Dudenhöffer gab es dafür Anfang 2023 massive Kritik. Es sei zu riskant, sich zu sehr auf „hochpreisige“ Fahrzeuge zu fokussieren, erklärte er damals. Noch geht die Rechnung aber auf. Allerdings nicht für alle. So scheint es für Volkswagen extrem schwer zu sein auf dem Markt in China. Dazu heißt es: "2022 rutschten die Verkäufe der VW-Marken über alle Antriebsarten gesehen in China um 3,6 Prozent auf noch knapp 3,2 Millionen Fahrzeuge ab."

Ein Problem hat bei der weiteren Entwicklung Auto-Experte Reindl ausgemacht. Er klärt laut dpa, dass Volkswagen-Pkw als Marke wesentlich stärker von den kleineren Fahrzeugen abhängig sei. Das werde eine ziemlich große Herausforderung, weil chinesische Autos deutlich preisgünstiger seien.

Studie zeigt eine massive Abhängigkeit deutscher Autohersteller von China

Eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hat jetzt ein weiteres massives Problem der deutschen Autoindustrie auf dem chinesischen Markt offengelegt. Wie dazu in einem Artikel des Nachrichtenmagazins Welt zeigt, ist die Abhängigkeit von China in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen.

Dazu hat die Analyse ergeben: "Lag der Anteil der China-Verkäufe am Gesamtabsatz bei Volkswagen 2012 noch bei rund 31 Prozent, sind es mittlerweile 40 Prozent. Bei Mercedes ist der Wert von 18 auf knapp 37 Prozent gestiegen, bei BMW von 14 auf 33 Prozent."

Kommt also der Großteil der Umsätze aus China, heißt das, dass ein hohes Verwundbarkeitsrisiko für deutsche Hersteller wie Mercedes und Co. besteht. Die geopolitischen Spannungen beziehungsweise technologie- und wettbewerbsorientierte Turbulenzen sind demnach die möglichen Risiken. Der US-Autobauer Tesla hat dabei einen entscheidenden Vorteil auf dem asiatischen Markt. Laut Welt sind sie im wichtigen E-Auto-Bereich stark - hier hätten die deutschen Marken noch Nachholbedarf.