- Das sind die Durchfallquoten bei der Fahrerlaubnisprüfung in Bayern
- Anforderungen sind gleich geblieben
- Berufliche notwendige Prüfungen zeigen mehr Erfolg
- 116,93 Euro kostet eine praktische Prüfung
- Führerschein bedeutet Unabhängigkeit
20 bis 25 Prozent der Prüflinge fallen bei der praktischen Fahrerlaubnisprüfung in allen Klassen in Bayern durch. Bei den Folge-Prüfungen sind es immer noch mehr als Drittel. Sabine Sporer nennt im Exklusiv-Interview mit inFranken.de die fünf wichtigsten Gründe, warum die Kandidat*innen durch die praktische Prüfung sausen.
inFranken.de: "Warum macht Ihnen die Arbeit als Prüferin Spaß?"
"Der Job ist unglaublich abwechslungsreich. Ich habe ständig mit anderen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu tun. Es ist schon spannend vor allen Dingen die jungen Menschen bei diesem für ihr Leben wichtigen Schritt zu begleiten. Der Führerschein bedeutet auch heute noch Unabhängigkeit und ist ein wichtiger Baustein des Erwachsenwerdens. Außerdem leisten wir mit unserer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit. Das ist schon ein gutes Gefühl."
Sie haben Erfahrungen mit der Abnahme von praktischen Führerscheinprüfungen in allen Klassen. In Bayern waren das 2021 immerhin 277.000, bundesweit 1,6 Millionen. Wie viele der Prüflinge fallen im ersten Durchlauf durch?
"Etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Bewerber scheitert im ersten Anlauf in der praktischen Prüfung. Die Folge-Prüfungen werden von mehr als einem Drittel nicht bestanden."
Ist die praktische Prüfung schwerer geworden?
"Nein, die Anforderungen haben sich nicht verändert."
Noch ein bisschen Statistik: Gibt es einen Unterschied in der Durchfallquote bei der theoretischen und praktischen Prüfung in Bayern?
"In Bayern wurden 2021 36,4 Prozent der Theorieprüfungen und 26 Prozent der Praxisprüfungen nicht bestanden."
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist die Bestehens-Quote in der Praktischen-Prüfung, in den Jahren 2006 zu 2021, um knapp vier Prozent in Bayern besser. Wie kommt das?
"Die Gründe, weshalb Bayern besser ist als der Bundesdurchschnitt, sind uns unbekannt. Wir führen die Prüfungen nach bundeseinheitlich geltenden Verordnungen und Richtlinien durch."
Bei den Durchfallquoten in der theoretischen Prüfung gibt es in Bayern einen deutlichen Aufwuchs von 10 Prozent: 2006 betrug die Zahl der Duchfallenden in Bayern 26 Prozent, jetzt sind es 36 Prozent. Wie erklären Sie sich das?
"Fahrschulen begleiten die Bewerber in der Ausbildung über einen längeren Zeitraum. Wir sehen die Bewerber erst bei der Prüfung und können da nur feststellen, ob die Prüfung bestanden ist oder nicht."
Zu den Kosten: Was müssen die Prüflinge für eine praktische Prüfung zahlen? Wie hoch ist der Betrag für die Zweit- und alle anderen Folge-Prüfungen?
"Die amtlichen und bundesweit einheitlichen Prüfungsgebühren sind für die diversen Fahrerlaubnis-Klassen unterschiedlich und in der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr (GebOSt) festgesetzt. Für die Klasse B (Pkw) betragen sie derzeit 116,93 Euro (inkl. MwSt.). Es gibt keinen Unterschied zwischen Erst- und Folge-Prüfungen."
Traditionell fallen die Prüflinge in der Klasse B in der praktischen Prüfung häufiger durch. Woran liegt das? Sind sie schlechter vorbereitet?
"Die Klasse B ist meist die erste Fahrerlaubnis, welche die Bewerber erwerben. Bei den Klassen C und D liegt bereits mehr Erfahrung und Fahrpraxis vor. Oftmals sind die Bewerber motivierter, da diese Fahrerlaubnis-Klassen beruflich benötigt werden. Dies trifft insbesondere auch auf die Klasse A (Kraftrad) zu, da diese Fahrzeugklassen mittlerweile mehr in der Freizeit genutzt werden als zum reinen Transport."
Sind die Chancen im ländlichen Bereich, erfolgreich in der praktischen Prüfung zu sein, größer als in den Städten? Liegt das am höheren Verkehrsaufkommen?
"Ein höheres Verkehrsaufkommen hat sicherlich einen Einfluss auf ein erfolgreiches Abschließen der Prüfung. Je komplexer die Situation, desto mehr Möglichkeiten Fehler zu machen sind gegeben. Die Ausbildung und Prüfung muss deshalb am Wohnort der Bewerber durchgeführt werden, damit sie richtig auf die gegebenen Situationen vorbereitet werden."
Sie erfassen seit einem Jahr die Gründe für das Versagen. Was sind die Hauptpunkte?
"Die Bewerber fallen häufig aufgrund von mehreren Fehlern, d. h. einer Fehlerhäufung durch, selten aufgrund von Einzelfehlern, wie beispielsweise das Überfahren einer roten Ampel. Die häufigsten Ursachen sind:
- Mangelnde Verkehrsbeobachtung (z. B. Vorfahrt)
- Nichtbeachten von Verkehrszeichen
- Gefährdung
- Unterschreiten des Mindestabstandes
- Geschwindigkeitsüberschreitung."
Zur Person: Wer ist Sabine Sporer?
Sie ist 32 Jahre alt und gelernte Bankkauffrau. Nach der Ausbildung hat sie die Fortbildung zur Fahrlehrerin Klasse BE gemacht. Kurze Zeit darauf Klasse A und dann auch noch CE.
Sie war zunächst 10 Jahre als Fahrlehrerin tätig und seit Januar 2021 beim TÜV SÜD. Seit 1,5 Jahren ist Sabine Sporer jetzt jeden Tag im Fahrschulauto und nimmt praktische Prüfungen ab. Ihr Hobbys: Tanz, Akrobatik und Fotografie.