• Führerscheinkosten steigen auf 2.500 bis 3.500 Euro
  • Fahrschüler benötigen mehr Fahrstunden, sind aber zufrieden
  • Durchfallquoten und Täuschungsversuche variieren stark

Für zwei Drittel der unter 30-Jährigen gehört die Fahrerlaubnis zum Erwachsensein dazu wie die eigene Wohnung. Das sind Erkenntnisse des TÜV-Verbands. Inzwischen gibt es 58 Mio. Fahrerlaubnisse. Die Zahl der absolvierten Fahrprüfungen in den knapp 10.000 Fahrschulen war bis 2019 stetig auf 1,74 Mio. pro Jahr gewachsen. Dann sank sie in den Corona-Jahren ab. Jetzt steigt sie wieder (plus 9 %) und liegt bei 1,52 Millionen theoretische Führerscheinprüfungen, und zwar schon in den ersten drei Quartalen 2023, so die Angaben des TÜV-Verbands. Vieles spricht dafür, dass 2023 ein Rekordjahr wird. Der ADAC hat jetzt genauer hingeschaut, wie teuer für Fahrschüler die Auto-Lizenz wird und wie viel Zeit du dafür ansetzen musst. 

Die Kosten für den Führerschein sind gestiegen

Der ADAC wollte es genau wissen, was in deutschen Fahrschulen so los ist. Deshalb hat er eine Befragung unter 1.100 Absolvent*innen durchgeführt. Er wollte wissen, wie hoch die Kosten für den Führerschein-Kurs waren. Klares Ergebnis: Die Mehrheit (46 %) zahlt zwischen 2.500 Euro und 3.500 Euro. Aber: 34 % schaffen es, mit weniger als 2.500 Euro für Fahrschule und Prüfungen auszukommen. In Summe macht das 78 % aus, die unter 3.500 Euro bleiben. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Kosten für den Führerschein inzwischen bei vielen bei über 4.000 Euro angekommen sind.

Malte Dringenberg, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD) hat in der Bild-Zeitung davon berichtet, dass die Kosten inzwischen zwischen 3.000 Euro und 4.000 Euro und "teils auch noch mehr" betragen. Die vom ADAC in einer repräsentativen Befragung ermittelten Fakten zeigen, dass dies bei einer Minderheit, nämlich bei 26 % der Lernenden, der Fall ist. Fahrschüler*innen, die vor sechs Monaten oder weniger ihren Fahrlehrgang erfolgreich beendeten, haben für ihren Führerschein bezahlt:

  • unter 2.500 Euro: 21 %
  • 2.500 Euro bis 3.500 Euro: 46 %
  • 3.500 Euro bis 4.500 Euro: 22 %
  • 4.500 Euro und mehr: 4 %

Führerscheinbesitzende, die ihren Lehrgang vor ein bis zwei Jahren absolviert haben, erinnern sich, dass sie für ihre Fahr-Lizenz Folgendes bezahlt haben:

  • Unter 2.500 Euro: 33 %
  • 2.500 Euro bis 3.500 Euro: 49 %
  • 3.500 Euro bis 4.500 Euro: 11 %
  • 4.500 Euro und mehr: 2 %

Jeder fünfte schafft den Führerschein für unter 2.500 Euro

Der genaue Blick zeigt: Im Schnitt ist der Führerschein in den letzten Jahren teurer geworden. Vor ein bis zwei Jahren zahlten 33 % weniger als 2.500 Euro, heute sind es nur noch 21 %. Geht man noch weiter zurück (drei bis vier Jahre), dann waren es fast die Hälfte, die günstig (unter 2.500 Euro) an ihren Führerschein gekommen sind. 46 % der Fahrschüler zahlten damals 2.500 bis 3.500 Euro. Ein gutes Fünftel (22 %) kam allerdings schon auf Kosten zwischen 3.500 und 4.500 Euro. Die gestiegenen Preise lassen sich laut ADAC mit höheren Sprit-, Personal- und Fahrzeuganschaffungskosten erklären. 

Die Gesamtkosten für den Erwerb eines Führerscheins der Klasse B sind also unterschiedlich. Folgende Modellrechnung für die Fahrstunden und Materialien legt die Versicherung Allianz Direkt vor:

  • Theoriestunden: 350 Euro bis 565 Euro
  • Zwischen 10 und 25 Stunden Praxis (55 Euro bis 77 Euro pro Stunde): 550 Euro bis 1.925 Euro
  • Lehrmaterial: 88 Euro bis 119 Euro
  • 12 verpflichtende Sonderfahrten (je 55 Euro bis 95 Euro): 660 Euro bis 1.140 Euro
  • Übrigens: eine Fahrstunde hat immer 45 Minuten

Prüfungs- und Anmeldegebühren:

  • Prüfungsgebühren für Fahrschulen und Behörden: 178 Euro bis 210 Euro (darin enthalten sind die Gebühren für die theoretische Prüfung, die praktische Prüfung und die Gebühren für die Beantragung des Führerscheins)
  • Sehtest, ein Erste-Hilfe-Kurs und Passfotos: 60 Euro bis 71 Euro

Die Zahl der Fahrstunden hat zugenommen

Verändert hat sich auch die zeitliche Dauer, die die Führerscheinanwärter*innen für den Erwerb ihrer Lizenz benötigen. Die Mehrheit (knapp 60 %) brauchte demnach mehr als sechs Monate bis zum erfolgreichen Abschluss. Das macht sich natürlich auch bei der Zahl der Fahrstunden bemerkbar. Aber: Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene Mindestzahl. Dagegen ist eine bestimmte Anzahl an Theoriestunden vorgeschrieben: Zwölf Doppelstunden Unterricht für den Grundstoff, sowie zwei Doppelstunden à 90 Minuten für den Zusatzstoff. 

Zusätzlich zu den vorgeschriebenen zwölf Sonderfahrten (fünf Fahrstunden à 45 Minuten auf Bundes- oder Landstraße, vier Fahrstunden à 45 Minuten auf der Autobahn. Drei Fahrstunden à 45 Minuten bei Dämmerung bzw. Dunkelheit) brauchten 42 % der Führerschein-Lernenden noch bis zu 20 Fahrstunden. Dreiviertel der Fahrschüler*innen kommt auf maximal 30 Fahrstunden. Die Zahl der Fahrstunden im Detail:

  • Bis zu 20 Stunden: 42 %
  • auf dem Land: 45 %
  • in der Stadt: 40 %
  • Bis zu 30 Stunden: 32 %
  • auf dem Land: 26 %
  • in der Stadt: 37 %
  • Bis zu 40 Stunden: 11 %
  • auf dem Land: 11 %
  • in der Stadt: 10 %

Bei gut einem Drittel (32 %) waren es bis zu 30 Stunden. 11 % brauchten bis zu 40 Stunden. Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen gibt es zwar, es ist aber nicht so, dass in der Stadt immer eine größere Anzahl von Fahrstunden anfallen. Mehr Fahrstunden schlagen sich natürlich bei den Kosten nieder. Dass der Führerscheinerwerb heute länger dauert als noch vor einigen Jahren, dürfte laut ADAC der immer komplexer werdenden Verkehrssituation sowie am Fahrerlehrermangel liegen. 

Lernende mit ihren Fahrschulen mehrheitlich ausgesprochen zufrieden

Insgesamt zeigt sich in der ADAC-Befragung die überwiegende Mehrheit mit der Wahl ihrer Fahrschule und Prüfung zufrieden. 77 % bewerteten die Fahrschule mit "gut" oder sogar "sehr gut". Das liegt im Langzeittrend. Bereits in der Befragung der Moving International Road Safety Association aus dem Jahre 2018 war das Bild zwar etwas differenzierter, aber in Tendenz ähnlich.

Auf der Notenskala von 1 bis 6 verteilte sich die Bewertung wie folgt:

  • 1 (sehr gut und zufrieden): 38 %
  • 2 (gut): 37 %
  • 3 (befriedigend): 16 %
  • 4 (ausreichend): 5 %
  • 5 (mangelhaft): 3 %
  • 6 (ungenügend, sehr unzufrieden): 1 %

Also auch hier ein ähnliches Bild: 75 % der Befragten bewerteten ihre Fahrschule mit "sehr gut" oder "gut". Die Studie ermittelte, dass für die Wahl der Fahrschule drei Punkte wichtig sind:

  • Empfehlung von Freunden und Bekannten,
  • die Erreichbarkeit und
  • der Preis.

Auf die Zusatzfrage, ob sich die Fahrschüler gut auf die theoretische Prüfung vorbereitet fühlten, antworten 79 % mit "Ja" und 15 % mit "Nein". Bei der praktischen Prüfung im Straßenverkehr ergab sich ein ähnliches Bild: 79 % fühlen sich gut vorbereitet, 12 % dagegen nicht.

Das sind die Durchfallquoten sortiert nach Bundesländern

Nicht alle schaffen die Führerscheinprüfung (Führerscheinklasse B) im ersten Anlauf. Die Durchfallquoten sind gewaltig, wie Allianz Direct aus den Daten des Kraftfahrtbundesamtes (KFB) für das Jahr 2022 ermittelte. Der bundesweite Durchschnitt derjenigen, die durch die theoretische Fahrprüfung fielen, lag bei 47 %. Bei der praktischen Prüfung lag er etwas niedriger bei 45 %. Schleswig-Holstein und Hessen sind die Bundesländer, in denen die Durchfallquote in der praktischen Prüfung niedriger als 40 % ist. Obwohl die Hamburger im praktischen Teil ein eher schwaches Bild abgeben, sieht es beim theoretischen Part deutlich besser aus. Hier die Prüfungsergebnisse nach Bundesländern:

  • Baden-Württemberg
  • Theoretische Prüfung: 51 %
  • Praktische Prüfung: 42 %
  • Bayern
  • Theoretische Prüfung: 50 %
  • Praktische Prüfung: 42 %
  • Berlin
  • Theoretische Prüfung: 49 %
  • Praktische Prüfung: 42 %
  • Brandenburg
  • Theoretische Prüfung: 51 %
  • Praktische Prüfung: 50 %
  • Bremen
  • Theoretische Prüfung: 44 %
  • Praktische Prüfung: 48 %
  • Hamburg
  • Theoretische Prüfung: 36 %
  • Praktische Prüfung: 52 %
  • Hessen
  • Theoretische Prüfung: 42 %
  • Praktische Prüfung: 39 %
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Theoretische Prüfung: 52 %
  • Praktische Prüfung: 46 %
  • Niedersachsen
  • Theoretische Prüfung: 45 %
  • Praktische Prüfung: 44 %
  • Nordrhein-Westfalen
  • Theoretische Prüfung: 46 %
  • Praktische Prüfung: 41 %
  • Rheinland-Pfalz
  • Theoretische Prüfung: 51 %
  • Praktische Prüfung: 40 %
  • Saarland
  • Theoretische Prüfung: 48 %
  • Praktische Prüfung: 53 %
  • Sachsen
  • Theoretische Prüfung: 49 %
  • Praktische Prüfung: 46 %
  • Sachsen-Anhalt
  • Theoretische Prüfung: 53 %
  • Praktische Prüfung: 48 %
  • Schleswig-Holstein
  • Theoretische Prüfung: 40 %
  • Praktische Prüfung: 38 %
  • Thüringen
  • Theoretische Prüfung: 53 %
  • Praktische Prüfung: 50 %

Zahl der Täuschungsversuche steigt

Besorgniserregend ist auch die steigende Zahl der aufgedeckten Täuschungsversuche in der Prüfung. Nach den Erhebungen der TÜV/DEKRA gab es in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bereits 2.711 Versuche bei den Theorieprüfungen. Das sind 38 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei handelt es sich um Erst- und Wiederholungsprüfungen für alle Fahrerlaubnisklassen ohne Mofa-Prüfungen. "Immer mehr Fahrschüler versuchen, sich ihre Prüfung auf illegale Weise zu erschleichen", sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. "Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist." Ein Drittel der Täuschungsversuche sind sogenannte Stellvertreterprüfungen, bei denen anstelle des Fahrschülers eine andere Person bei der Prüfung antritt (33 %).

Technische Geräte wie Smartphones, Kopfhörer oder Kameras sind bei 30 % im Einsatz. Bei 31 % der versuchten Täuschungen wurden andere unerlaubte Hilfsmittel wie klassische Spickzettel verwendet. Übrigens: Beim Versuch, sich bei der Theorieprüfung für den Führerschein durchzumogeln, hat einen jungen Mann in Südtirol letztlich ins Krankenhaus gebracht. Der Italiener wurde nach Angaben der Polizei dabei erwischt, wie er sich über ein winziges Gerät im Ohr die Antworten für die insgesamt 30 Fragen einflüstern lassen wollte, darüber berichtet ntv.

Als die Sache aufflog, steckte er sich das verbotene Hilfsmittel in den Mund und schluckte es hinunter. Die Polizei brachte ihn dann aber zum Röntgen in die Notaufnahme des Krankenhauses. Das Gerät war auf der Aufnahme klar zu erkennen. Abgesehen davon, dass er durchgefallen ist, droht dem Mann nun eine mehrmonatige Haftstrafe. 

Die erste Fahrschule stand in Franken

Im alltäglichen Straßenverkehr stehen die jungen Führerscheininhabenden vor großen Herausforderungen. Der ADAC hat die Fahranfänger*innen auch zu Rücksichtnahme und Stressfaktoren im Straßenverkehr befragt. Hier zeigt sich, dass über die Hälfte regelmäßig das Gefühl hat, in schwierigen Situationen für andere Verkehrsteilnehmende ein Hindernis zu sein. Sind sie regelkonform und mit der erlaubten Geschwindigkeit im Auto unterwegs, haben fast zwei Drittel häufiger den Eindruck, dass es den anderen Verkehrsteilnehmenden nicht schnell genug geht.

Alarmierend dabei ist, dass 25 % der Befragten angaben, schneller zu fahren, wenn sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Der ADAC rät allen Anfängern, Ruhe zu bewahren und sich vor allem in schwierigen Verkehrssituationen genügend Zeit zu nehmen. Aggressives Verhalten im Auto gefährdet die Verkehrssicherheit und ist kein Kavaliersdelikt: Wer andere hinterm Steuer nötigt oder beleidigt, macht sich sogar strafbar. Pkw-Fahranfänger in der "Probezeit" zwischen 17 und 25 Jahren sollten berichten, was sie erlebt haben, wenn sie mit der erlaubten Geschwindigkeit fahren:

  • Andere Autofahrer vermitteln den Eindruck, …
  • … dass ich sie am schneller Fahren hindere: 65 %
  • … dass sie meine Fahrweise respektiven: 32 %      

Pkw-Fahranfänger in der "Probezeit" zwischen 17 und 25 Jahren sollten außerdem diese zweite Frage beantworten: 

  • Was erlebst du, wenn du in einer Verkehrssituation mehr Zeit brauchst als andere Autofahrende?
  • Habe das Gefühl, ein Hindernis zu sein: 51 %
  • Sie zeigen Verständnis, Geduld oder merken es nicht: 38 %  

Übrigens: Die Fahrschule ist eine Erfindung der Franken. Der Bayerische Rundfunk hat die Geschichte der Fahrschule ausgegraben. Rudolf Kempf, Kunsthistoriker und Architekt aus dem unterfränkischen Rieneck, wollte nicht länger dem gefährlichen Treiben (Pferdefuhrwerke kontra Auto) auf den Straßen zusehen und eröffnet am 7. November 1904 in Aschaffenburg die "Erste Deutsche Autolenkerschule". Die Führerscheinpflicht gab es im gesamten Deutschen Reich fünf Jahre später, und zwar ab 1909.

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