• Kfz-Versicherung erhöht Beiträge 2024
  • Neu sortierte Typklassen beeinflussen Preise
  • Autofahrenden spüren Veränderungen finanziell

Ab 1. Januar 2024 gibt es für fast 13 Millionen Autofahrer*innen neue Typklassen für ihre Versicherung, darauf hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hingewiesen. "Für rund 7,4 Millionen Autofahrende gelten in der Kfz-Haftpflichtversicherung künftig höhere Einstufungen, während rund 5,4 Millionen von besseren Typklassen profitieren", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Für 70 % bzw. rund 29,4 Millionen Autofahrende bleibt es bei der Typklasse des Vorjahres. Veränderungen gibt es ebenso bei der Teilkasko und Vollkaskoversicherung. Hier der Überblick.

40 Millionen Autos sind versichert

Rund 40 Millionen privat genutzte Pkw sind in Deutschland angemeldet und damit versichert. Für jedes Fahrzeug muss zumindest eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen sein. Die meisten Autofahrer*innen entscheiden sich noch zusätzlich für eine Kaskoversicherung (Teil- oder Vollkasko). Obwohl die Kfz-Versicherung ein Massenmarkt ist, gleicht kaum ein Vertrag dem anderen.

Wie hoch der Beitrag einer Kfz-Versicherung ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Das Vergleichsportal Verivox weist darauf hin, dass es objektive und subjektive Merkmale gibt. Zu den subjektiven zählen unter anderem: Alter der Fahrerin bzw. des Fahrers, Punkte in Flensburg, Garage vorhanden oder nicht, Selbstbeteiligung und deren Höhe, gefahrene Kilometer in einem Jahr, individueller Schadensfreiheitsrabatt. Check24 hat ermittelt, dass die Typklasse nur eins von über 50 individuellen Merkmalen ist, die den Preis der Kfz-Versicherung beeinflussen.

Zu den objektiven Faktoren, also diejenigen, die von den Fahrenden nicht zu beeinflussen sind, gehören die Regionalklasse (Zulassungsbezirk, in dem du als Versicherter dein Fahrzeug anmeldest) und die Typklasse

Worum geht es bei den Typklassen in der Kfz-Versicherung?

Einmal im Jahr werten die Statistiker des Gesamtverbands in Berlin Schadenbilanzen aller in Deutschland zugelassenen Automodelle aus. "Die Logik der unverbindlichen GDV-Typklassenstatistik ist einfach: Werden mit einem Automodell im Durchschnitt pro Fahrzeug vergleichsweise wenige Schäden und geringe Schadenkosten verursacht, erhält es eine niedrige Typklasse, bei vielen Schäden und hohen Versicherungsleistungen eine hohe", erläutert Jörg Asmussen. In der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es 16 Typklassen (10–25), für die Einstufung des Modells sind die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich.

In der Vollkaskoversicherung unterscheiden die Statistiker des GDV 25 Typklassen (10–34). In die Berechnung der Vollkaskoversicherung fließen die Schäden am eigenen Auto nach selbstverschuldeten Unfällen sowie die Teilkaskoschäden (u. a. Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse) vollkaskoversicherter Fahrzeuge ein. So erhalten 2024 laut GDV in der Vollkaskoversicherung rund 5 % der Fahrzeuge (ca. 1,3 Millionen Pkw) eine höhere und rund 34 % (etwa 8,3 Millionen Pkw) eine niedrigere Einstufung. Für deutlich mehr als die Hälfte der Versicherungsnehmer*innen (61 %) bleibt alles beim Alten.

In der Teilkaskoversicherung gibt es 24 Typklassen (10–33). Für diese Statistik sind die Teilkaskoschäden kaskoversicherter Fahrzeuge zu betrachten. In der Teilkaskoversicherung rutschen rund 5 % (ca. 600.000 Fahrzeuge) in höhere, 29 % (ca. 3,7 Millionen Fahrzeuge) in niedrigere Typklassen. Zum Jahr 2023 hatten sich noch 37 % (4,8 Mio.) verbessert. Für fast zwei Drittel aller Autos (66 %) bleibt es 2024 bei der gleichen Klasse.

Online-Abfrage ermittelt schnell und unkompliziert deine Typklasse

Wie hoch dein Beitrag in der Kfz-Versicherung ist, hängt also nicht zuletzt davon ab, welches Automodell du fährst. Die Typklassenstatistik des GDV umfasst aktuell rund 32.000 verschiedene Modelle und deren Schadenbilanzen der Jahre 2020 bis 2022. Durch eine Online-Abfrage kannst du deine Typklasse ermitteln. 

Und was ändert sich 2024 in der Typklassenstatistik? "Große Sprünge sind die Ausnahme, nur für wenige Modelle geht es um mehr als eine Klasse nach oben oder nach unten", sagt Asmussen. So verbessert sich etwa der Suzuki Ignis Allrad (Typ MF, seit 2016) gleich um drei Klassen und der Dacia Jogger (Typ DJF, seit 2022) um zwei Klassen. Der Ford Focus 1.0/ 74 kW (Typ DEH, seit 2018) und der Audi Q5 50 TDI Quattro (Typ FY, seit 2017) verschlechtern sich dagegen jeweils um drei Typklassen.

Während in der Kfz-Haftpflichtversicherung die Leistungen für geschädigte Unfallgegner maßgeblich sind, spielt in der Kaskoversicherung unter anderem der Wert des versicherten Autos eine Rolle. Daher haben viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUV wie etwa der Audi RS6 Avant 4.0 (Typ F2, seit 2019) und der BMW X6 M50D (Typ X6, seit 2014) hohe Typklassen. Ältere Modelle oder Kleinwagen wie der Fiat 500 1.2 (Typ 312, seit 2011) oder der Citroën C3 1.2 (Typ S, seit 2018) haben eher niedrige Klassen. 

Diese Modelle haben eine preiswertere Kfz-Versicherung ab 2024

Der ADAC hat ermittelt, welche Fahrzeugmodelle günstigere und welche schlechtere Konditionen zu erwarten haben. Hier zunächst ausgewählte Modelle mit einer günstigeren Haftpflicht-Vollkasko-Teilkasko-Einstufung als im Vorjahr:

  • Fahrzeugmodell: BMW 523I Touring
  • Typklasse Haftpflicht: 18, Veränderung: Minus 2
  • Typklasse Vollkasko: 24, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Teilkasko: 25, Veränderung: Minus 1
  • Fahrzeugmodell: Mercedes-Benz: CLA 180 Shooting Brake
  • Typklasse Haftpflicht: 17, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Vollkasko: 20, Veränderung: Minus 2
  • Typklasse Teilkasko: 22, Veränderung: Minus 1
  • Fahrzeugmodell: Renault Clio Grandtour 0.9
  • Typklasse Haftpflicht: 17, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Vollkasko: 15, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Teilkasko: 16, unverändert
  • Fahrzeugmodell: Škoda Kamiq 1.5 TSI
  • Typklasse Haftpflicht: 11, Veränderung: Minus 3
  • Typklasse Vollkasko: 16, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Teilkasko: 21, Veränderung: Plus 1
  • Fahrzeugmodell: Toyota C-HR Hybrid 2.0
  • Typklasse Haftpflicht: 16, Veränderung: Minus 3
  • Typklasse Vollkasko: 21, Veränderung: Minus 2
  • Typklasse Teilkasko: 25, Veränderung: Minus 2
  • Fahrzeugmodell: Volvo S60 2.0 D4
  • Typklasse Haftpflicht: 15, Veränderung: Minus 2
  • Typklasse Vollkasko: 17, Veränderung: Minus 1
  • Typklasse Teilkasko: 19, unverändert

Diese Modelle werden in 2024 teurer

Und hier ausgewählte Modelle des ADAC mit einer höheren und damit teureren Haftpflicht-Vollkasko-Teilkasko-Einstufung als im Vorjahr. 

  • Fahrzeugmodell: Audi A4 Avant 1.4 TFSI
  • Typklasse Haftpflicht: 14, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Vollkasko: 22, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Teilkasko: 23, Veränderung: Plus 1
  • Fahrzeugmodell: Ford Puma 1.0
  • Typklasse Haftpflicht: 15, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Vollkasko: 19, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Teilkasko: 22, Veränderung: Plus 2
  • Fahrzeugmodell: Mercedes-Benz GLC 250 Coupe 4Matic
  • Typklasse Haftpflicht: 21, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Vollkasko: 23, Veränderung: unverändert
  • Typklasse Teilkasko: 25, Veränderung: Plus 1
  • Fahrzeugmodell: Nissan Leaf
  • Typklasse Haftpflicht: 20, Veränderung: Plus 2
  • Typklasse Vollkasko: 24, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Teilkasko: 23, Veränderung: Plus 3
  • Fahrzeugmodell: VW T-Roc 2.0 TDI 4Motion
  • Typklasse Haftpflicht: 13, Veränderung: Plus 1
  • Typklasse Vollkasko: 19, Veränderung: Plus 2
  • Typklasse Teilkasko: 22, Veränderung: unverändert

Beitragserhöhungen auf breiter Front erwartet

In der Versicherungsbranche gilt es als sicher: Die Beiträge für Auto- und Motorrad-Versicherungen steigen in 2024 um ca. 10 %. Das erwartet zumindest das Branchenmagazin Versicherungsjournal und der GDV. Der Anstieg gilt deshalb als ausgemacht, weil nach den Corona-Jahren die Unfallzahlen wieder steigen und die Inflation Reparaturen verteuert. Die Typklassifizierung ist also nur ein Aspekt.

Kommt es dadurch zu Beitragsanpassungen, teilen die Versicherungsunternehmen das in der Regel mit der Beitragsrechnung für das Folgejahr mit, die meist im Oktober oder November verschickt wird. Deshalb ist der 30. November ein wichtiger Stichtag für Kfz-Versicherte. Steigt der Versicherungsbeitrag z. B. durch Umstufung des versicherten Fahrzeugs in eine höhere Typklasse, haben die Versicherungsnehmenden ein Sonderkündigungsrecht.

Nach Erhalt der neuen Rechnung hast du vier Wochen Zeit, um zu einer neuen Versicherung zu wechseln und den alten Vertrag zu kündigen. "Durch einen Wechsel von der teuersten zur günstigsten Versicherung lassen sich teilweise mehrere hundert Euro pro Jahr sparen", erklärt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW gegenüber den Augustdorfer Nachrichten. 

Fazit: 2024 legen der Kfz-Versicherungen zu

Die Typklassen-Neusortierung der 40-Millionen-Pkws führt bei einem Drittel der Versicherten zu einer Umgruppierung. Die muss nicht immer mit einer Beitragserhöhung enden: Seid ihr, also du und deine Mitversicherten in der Klasse vorsichtig gefahren, dann kann sogar eine Beitragssenkung herausspringen. In 2024 wird allerdings das Geschehen bei der Autoversicherung, nicht nur durch die veränderten Typklassen bestimmt. 

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