• Würzburger "Brotzeitbar" fürchtet Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent
  • Senkung gilt von Pandemie bis Ende 2023: "Herausforderungen halten an"
  • DEHOGA startet Online-Petition - dieses Signal sendet der Bundeskanzler

Im Oktober 2021 öffneten die Gastronomie-Newcomer Franziska und Kilian Rhein in Würzburg ihre "Brotzeitbar". Bisher profitieren sie von einer Mehrwertsteuer von sieben Prozent auf ihre Speisen. Sie war in der Corona-Pandemie von 19 Prozent herabgesenkt worden, um den Restaurants entgegenzukommen. Angesichts der Energiekrise wurde die Regelung bis Ende 2023 verlängert. "Die Herausforderungen halten nach wie vor an", sagt Franziska Rhein im Gespräch mit inFranken.de. Sie teilt die Sorgen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) über eine mögliche Erhöhung.

"Jede Woche Preiserhöhungen": Würzburger Gastronomen-Paar hofft auf 7-Prozent-Mehrwertsteuer

Das Paar hatte sich im Sommer 2020 eine berufliche Auszeit genommen und verbrachte drei Monate auf einer Alm in Österreich. "Hier wurden nur Produkte und Brotzeitplatten aus eigener Herstellung verkauft. Dieses Prinzip wollten wir mit der Brotzeitbar auch zu Hause anbieten." Seit Oktober 2021 servieren sie in der Eichhornstraße 15 unter anderem frisches Sauerteigbrot mit verschiedenen Belägen, Brotzeitplatten und Frühstück aus der Region. Die Rahmenbedingungen seien für die Rheins nicht jedoch einfach.

"Wir bekommen wegen der gestiegenen Rohstoffpreise immer noch jede Woche Preiserhöhungen von unseren Lieferanten für unterschiedlichste Artikel", informiert Franziska Rhein. "Ende 2023 läuft die Frist des verringerten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in der Gastronomie aus. Das stellt nicht nur für uns als Newcomer in der Branche eine ernste Bedrohung dar. Wenn es nicht bei den sieben Prozent bleibt, wären wir gezwungen unsere Preise noch weiter zu erhöhen und irgendwann kann und möchte sich der Verbraucher vielleicht die Preise der Gastronomie nicht mehr leisten", ist ihre Sorge. 

"Das würde ein Aussterben der Branche zur Folge haben", führt Rhein fort. Das Team bewege sich "in einem wahnsinnigen Spannungsfeld zwischen gestiegenen Kosten und fairen Preisen für unsere Kunden". Es bestehe aus einigen studentischen Aushilfskräften neben vier Festangestellten. "Die Erhöhung des Mindestlohns spielt in der Gastronomie eine große Rolle in der Preisgestaltung. Um weiter faire Löhne bezahlen und die gewohnte Qualität bieten zu können, ist es notwendig für uns, dass die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent bleibt", so die Argumentation. 

DEHOGA befürchtet Verlust von 12.000 Betrieben - Bundestag und Bundesrat müssen entscheiden

Über eine Fortführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie wird laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Jahresende entschieden. Es gebe einen Haushaltsentwurf und im November oder Dezember müsse der Bundestag schauen, ob er Geld habe oder nicht, sagte er am 24. August 2023 bei einem Bürgergespräch der Bayern-SPD in München. "Das ist ja eine teure Veranstaltung", sagte der SPD-Politiker. Wenn man die Regelung verlängern wolle, brauche man dafür Bundestag und Bundesrat.

Denn die Verlängerung würde nicht nur den Bundeshaushalt Geld kosten, sondern auch die Länder und Gemeinden. Ein entsprechendes Gesetz müsse also in beiden Kammern mehrheitsfähig sein. Um auf die Politik einzuwirken, hat der DEHOGA eine Online-Petition gestartet und führt mehrere Argumente für den Erhalt der gesenkten Mehrwertsteuer auf. Der Gaststättenverband geht davon aus, dass bei einer Rückkehr zur vollen Mehrwertsteuer auf Speisen rund 12.000 Betriebe aufgeben werden. Derzeit gibt es in der Branche 186.000 Unternehmen. Hier findest du unsere Top 9 Restaurants in Würzburg.

Unangebracht sei in Deutschland etwa eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Essen zum Mitnehmen. "In aktuell 23 EU-Staaten wird steuerlich kein Unterschied gemacht zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant", heißt es auf der Webseite. Eine steuerliche Benachteiligung gegenüber den Supermärkten mit ihren verzehrfertigen Speisen sei wettbewerbsverzerrend. Unterdessen müssen Franziska und Kilian Rhein aus Würzburg weiter bangen. "Es wäre einfacher, wenn wir wüssten, dass diese Bedrohung in Zukunft nicht mehr bestünde." Weitere Nachrichten aus Würzburg findest du in unserem Lokalressort.