Christian Riedmayer ist sauer. Zwei Edeka-Filialen leitet er im Würzburger Stadtteil Frauenland - in letzter Zeit kommt es dort allerdings wiederholt zu Protestaktionen. Immer öfter finde er Sticker auf bestimmten Produkten im Kühlregal, wie er dem Bayerischen Rundfunk (BR) berichtet.

Konkret handelt es sich dabei um Anti-AfD-Sticker, die Kunden auf Produkte der Marke "Müller" kleben würden. Dahinter könnte eine Aktion der Online-Kampagnen-Organisation Campact stecken. Diese wirbt im Netz mit kostenfreien Stickerpaketen. Ein Bild zeigt Sticker mit der Aufschrift "Alles AfD oder was" und "Jetzt mit AfD-Geschmack".

AfD-Sticker auf Müller-Produkten ärgern Würzburger Edeka-Chef

Wie die Agentur News5 berichtet, kritisiere Riedmayer die Aktionen als gezielte Sachbeschädigung. Die Waren würden mit den Stickern unverkäuflich und müssten aus dem Sortiment genommen werden. Der Laden-Inhaber reagierte mit Aushängen an den Regalen. Vor wenigen Wochen wurde auch der Drogeriemarkt dm stark kritisiert. Grund dafür war das Aufheben eines "Kontaktverbots" zur AfD seitens eines Unternehmer-Verbands, dem auch dm angehört.


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Auf der Plattform Reddit teilt ein Nutzer ein Bild von Riedmayers verfasstem Schreiben. "Verehrte 'Weltverbesserer und 'Demokratieretter', Ihre Zerstörungswut bezüglich anderer politischer Meinungen nimmt immer weiter zu", ist dort zu lesen. Neben den Müller-Produkten würden auch Zeitschriften wie "Tichys Einblick" oder "Compact" versteckt und beschädigt.

Weiter heißt es auf dem Aushang: "Dieses infantile Gehabe kann ich nicht länger dulden, da sie mein Eigentum beschädigen. Ich biete mein Sortiment für alle Menschen an." Wer damit ein Problem habe, solle auf andere Produkte ausweichen oder in einem anderen Supermarkt einkaufen.

Kritik an Aushang von Würzburger Edeka-Chef: "Nehme sein Angebot gerne an"

Für das Schreiben erntet Riedmayer in den sozialen Medien ordentlich Kritik. "Hätte von den Aktivisten niemals was mitbekommen, wenn er es nicht publik gemacht hätte. Würde auch nie einen Supermarkt boykottieren, weil er Müllermilch verkauft. Aber nach den Aussagen von ihm nehme ich sein Angebot gerne an", schreibt etwa ein Nutzer.

"Ich sag's mal so: Es ist zu bezweifeln, dass Plakate mit infantilen Statements geeignet sind, Leute davon zu überzeugen, dass das Kleben von Stickern infantil wäre" und "In meinem örtlichen Edeka gibt es weder Tichys Einblick noch Compact. Da weiß man, wessen Geistes Kind der Betreiber in diesem Beispiel ist", lauten weitere Kommentare.

Die Online-Kampagnen-Organisation Campact schreibt zu der Aktion im Netz: "Ein AfD-Logo im Supermarkt? Mit unseren Aufklebern auf Müllermilch und Co. klärst Du direkt im Supermarkt auf: Wer zu Müller-Produkten greift, unterstützt einen Milliardär, der Rechtsextreme salonfähig machen will. Das Kleben von Stickern im Supermarkt ist erlaubt, solange die Produkte nicht beschädigt werden."

Protest gegen Müller, Compact und Tichys Einblick - das steckt dahinter

Kritisieren will Campact damit die Nähe von Unternehmer Theo Müller zur AfD. Wie der Spiegel im Sommer berichtete, lud Müller AfD-Chefin Alice Weidel zu seiner Geburtstagsfeier ein. In der Öffentlichkeit macht er kein Geheimnis um die Freundschaft zwischen den beiden. Schon 2023 sagte Müller dem Handelsblatt: "Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik." Zudem habe er "nicht den geringsten Anhaltspunkt" gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse. 

Dass in Riedmayers Geschäft auch Zeitschriften versteckt und beschädigt würden, hat ähnliche Gründe. Das Magazin "Compact" wurde im Juli 2024 vom Bundesinnenministerium als rechtsextremistischer Verein verboten. Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hob das Verbot im Sommer 2025 jedoch in letzter Instanz auf. Das Magazin wird allerdings weiter vom Verfassungsschutz beobachtet. "Tichys Einblick" gilt als rechtskonservatives Meinungsmedium.